Helmut May kauft «MTF»

Die MTF-Gruppenstruktur steht nach dem Konkurs der Holding in diesem Januar offensichtlich vor einem Wiederaufbau. Föderalismus wird aber gross geschrieben.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/10

     

Am 8. Mai versteigerte das Konkursamt Olten die Marke und das Logo «MTF» an eine Reihe von Bietern, die vorher bereits schriftliche Angebote unterbreiten mussten. Den Zuschlag für eine nicht genannte Summe ersteigerte sich «MTF-Übervater» Helmut May.
May sagte uns (natürlich im Nachhinein), die Marke und das Logo wären den einzelnen MTF-Gesellschaften sehr viel wert gewesen, doch habe sich der Preis dann nur im einstelligen Tausenderbereich bewegt. Was aber will May mit dem Markennamen MTF und dem Logo «seiner» MTF-Gruppe?

Föderalistisches Systemhaus

Offensichtlich planen die seit dem Konkurs der Holding übrig gebliebenen einzelnen MTF-Niederlassungen wieder eine gemeinsame Firma. Die rechtliche Gründung dieser neuen Struktur soll noch diese Woche erfolgen, wie uns Markus Wullschleger von MTF Olten verriet. Allerdings will Wullschleger alte Fehler auf keinen Fall wiederholen, sondern er will sich auf die alten Stärken der MTF-Gruppe besinnen.
Die neue Firma wird allen MTF-Mitgliedern zu gleichen Teilen gehören, Helmut May wird das Logo und die Marke einbringen. Wullschleger: «Wir wollen ein einzigartiges, föderalistisches Systemhaus-Netzwerk bilden.» Die zentrale Firma soll vor allem mithelfen, die Ressourcen der einzelnen MTF-Gesellschaften zu teilen.
Zu denken ist dabei vor allem an das Speichergeschäft, wo sich MTF noch zu Holding-Zeiten den Status eines «Compaq SAN System Integrators» holte.
Ausserdem soll sich die «neue Über-MTF» beim Abwickeln von Schweiz-weiten Projekten nützlich machen und natürlich bei Vertragsverhandlungen das Gewicht aller MTF-Niederlassungen in die Waagschale werfen. So sagt Wullschleger beispielsweise: «Wir von MTF-Olten hätten als ‹Grümscheler-Büdeli› nie die Chance, als HP-Select-Partner anerkannt zu werden.»

Back to the Roots!

«Wir sind mehr denn je überzeugt, dass unser föderalistisches Modell mit einer sehr schlanken gemeinsamen Firma betriebswirtschaftlich das beste Modell ist», so Wullschleger. Ob allerdings für diesen Schritt zurück zu den Wurzeln der Konkurs der Holding, der der Marke «MTF» sehr schadete, tatsächlich nötig gewesen ist, ist in der Branche umstritten.
Immerhin sei per Ende 2001 ein fixfertiger Plan zum «Rückbau» der MTF-Gruppe zum Kerngeschäft vorgelegen, sagen gewöhnlich gut informierte Leute. Gemäss diesem Plan hätte man MTF e-Solutions, die ehemalige Imis, an die Gründer um Tobias Nell zurückverkauft und sich auch aus dem verlustreichen Geschäft mit Schulung zurückgezogen.
Die MTF-Holding ist schlussendlich nicht etwa an mangelnder Liquidität zugrunde gegangen, sondern an der Weigerung der Altaktionäre, eine tiefere Bewertung der Firma auf der Aktiven-Seite mit einem Verzicht auf Aktionärsdahrlehen auf der Passiv-Seite in der Bilanz nachzuvollziehen. Ein Drama fast schon von Shakespear’schen Ausmassen!
Wie auch immer: Die Bildung einer gemeinsamen Firma ist in der jetzigen Lage zweifellos ein richtiger Schritt. (hc)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER