Schwere Vorwürfe gegen Intel

Intels P4-M-Prozessoren stehen vor Preissenkungen. Hat der Chipgigant diese Preissenkungen vorzeitig bevorzugten Herstellern wie Dell oder Compaq gewährt?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/09

     

Die Spatzen (insbesondere Mike Magees «The Inquirer» und Konkurrent «The Register») pfeifen es schon lange von den Dächern respektive durchs Internet: Intel wird am 26. Mai die Preise der Pentium-4-Mobile-CPUs massiv senken.
Ein 1,8-GHz- Prozessor der neuesten Intel-Familie soll dann noch 348 Dollar kosten, so der oft gut informierte Newsletter «The Register».
Nun behauptete das (ebenfalls oft gut informierte) Leib- und Magenblatt der Motherboard-Hersteller, die taiwanische «Digitimes», Intel habe diese Preissenkungen bereits früher, nämlich schon letzte oder vorletzte Woche, an die bevorzugten OEM-Hersteller wie Dell oder Compaq gewährt. Tatsächlich fand sich letzte Woche bei Dell Schweiz ein 1,4-GHz- Notebook mit den erwähnten P4-M-Prozessoren für 2795 Franken.
Auf den Sites der Schweizer Assemblierer, auf denen wir uns umschauten, waren zu diesen Preisen keine ähnlich ausgestatteten Notebooks zu finden. Die Assemblierer konzentrieren sich offensichtlich auf die Herstellung von Notebooks mit den Desktop-Versionen des Pentium 4.

«In der Regel»

Intel-Sprecher Hans-Jürgen Werner sagte, diese Vorwürfe seien ihm unbekannt. Werner: «Es wird beim P4-Mobile Preissenkungen geben. Und es ist bekannt, dass wir diese Preissenkungen an OEM-Hersteller, die auf einen bestimmten Termin hin auf Lager produzieren, bereits im voraus gewähren.
Zum Beispiel an Hersteller, die grosse Bestellungen von Retail-Ketten auf einen bestimmten Termin hin vorweisen können.» Und dann fährt Werner fort: «In der Regel gibt es für den frei verfügbaren Markt keine Preissenkungen im voraus.»

«Schnullerbacken»

Ein Schweizer Assemblierer, mit dem wir sprachen, bestreitet genau dies. Und greift zu Kraftausdrücken: «Die Buben bei Intel sind doch Schnullerbacken!» Natürlich stimme es, dass Intel im Normalfall die Preissenkungen nur für grosse Retail-Bestellungen oder Projekte im voraus vollzieht.
Doch die grossen OEM-Hersteller fänden eben immer einen Vorwand. Ausserdem hätten die grossen OEMs so schon die viel grösseren Rabatte, weshalb er, wie die anderen Assemblierer auch, die «normalen» P4-CPUs in den Notebooks verbaue. Die würden dann einfach massiv gekühlt, so unser PC-Bauer: «Letzte Woche hatten wir ein Barebone (Notebook ohne Komponenten) auf dem Tisch, das wäre vor lauter Lüftern fast abgeflogen.» (hc)


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