Microsoft nimmt Wind aus «Hailstorm»

Der Versuch, mit neuen Services eifrig Kunden-Daten zu sammeln, ist vorerst gescheitert.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/08

     

Microsofts «Hailstorm» – Hagelsturm – betitelter Plan war äusserst umstritten. Man wollte auf das MS-eigene Portal MSN allerlei Internet-Dienste, genannt «.Net My Services» aufschalten und dazu einen Identifikationsservice namens «Passport» anbieten. Mit den My Services wollte Microsoft Dienste wie E-Mail und Adress- und Terminverwaltung auf Basis einer zentralen Datenbank mit den Profilen der Kunden zusammen speichern.
Die Nutzungsbedingungen lösten aber verständlicherweise Ärger aus. Denn über den mit den Services verwobenen «Passport»-Service wollte sich Microsoft das Recht sichern, persönliche Informationen zu benutzen, zu ändern, zu kopieren, zu verteilen oder zu verkaufen.
Microsoft entschärfte zwar noch im Nachhinein die Nutzungsvereinbarungen, aber es war offenbar zu spät, um das Gesamtkonzept noch zu retten.

Projekt verschoben und umbenannt

Nun hat Redmond die Einführung verschoben und das Ganze erst einmal in «My Services» umbenannt. Offenbar wollten sich keine Partner für die unter dem Namen «Hailstorm» zusammengefassten Services auftun lassen. Kreditkartenanbieter und Banken hatten wenig Interesse, Microsoft zwischen sich und ihre Kunden zu schalten.
Nun überlegt sich der Softwarekonzern neue Möglichkeiten. Einem Bericht des Nachrichtendienstes Computerwire zufolge sollen Unternehmen Kundendaten, die zur Nutzung der «.Net My Services» angegeben werden müssen, in eigenen Datenbanken und nicht mehr nur in einem zentral von Microsoft verwalteten Archiv ablegen können. Microsoft will also nicht mehr als einziger Host auftreten.

2003 kommt der Corporate Server

In Zukunft will Microsoft die darunterliegenden Server-Technologien auch für Dritte freigeben. So sollen beispielsweise auch ISPs diese Services vermieten können. Ab wann das neue Modell in Kraft tritt, ist noch nicht bekannt. MSN wird laut dem amerikanischen Newsletter «Computer Reseller News» zwar die Nutzer-zentrierten Services vorerst hosten, aber im nächsten Jahr wolle man einen Corporate Server anbieten, mit dem auch andere Unternehmen und Service Provider Services inhouse hosten können.
Microsoft wird sich auf seine «Kernkompetenzen», sprich die Entwicklung der Serversoftware und den Lizenzverkauf, zurückbesinnen. (ava)


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