Internetworking-Boom frühestens 2003


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/08

     

Der Entscheid des Bundesrates, die Swisscom auf dem Verordnungsweg zur «Entbündelung» (sprich staatlich verordnete Preissenkungen für Mietleitungen und Interkonnektion im Datenverkehr) zu zwingen, wird frühestens 2003 einen Boom für Netzwerker und Internet-Spezialisten auslösen.
Denn mindestens bis dahin wird es dauern, bis die Verordnung ausgearbeitet ist, durch die Vernehmlassung geht und in Kraft treten kann. Dann aber ist mit Preiskämpfen zwischen den Carriern im Voice- und Datentransportgeschäft zu rechnen.
Dies wird einen Boom für Netzwerk-VARs auslösen. Höhere Bandbreiten werden günstiger, und sehr viele Firmen werden von Einwahlleitungen oder ADSL auf Mietleitungen umsteigen. ASP (Vermieten von Software über Internet), VoIP (Sprachverbindung über Internet Protokoll), ja vielleicht sogar exotische Konzepte wie SSP (Speicherkapazität remote mieten) werden einen Aufschwung erleben. Jene Netzwerk-VARs und -Integratoren, die bis dahin überlebt haben, können sich auf einen kurzen, aber vielleicht heftigen Aufschwung freuen.
Aber vielleicht dauert es viel länger, bis die heiss ersehnte «Entbündelung» durchgesetzt wird. Dann nämlich, wenn der Bundesrat entscheidet, dass ein Gesetz notwendig ist. Dieses muss durch die Vernehmlassung, dann in die Parlamente und unterliegt dem Referendum, das in diesem Fall wohl fast sicher ergriffen würde. In diesem Fall ist mit dem ersehnten Boom nicht vor 2004, wenn nicht gar 2005 zu rechnen.

Und Cablecom?

Cablecom, die sich bisher geschickt und zu Unrecht aus der Deregulierungsdebatte heraushalten konnte, könnte hingegen durch den bundesrätlichen Vorentscheid noch tiefer in die Bredouille rutschen. Die Verordnung wird nämlich alle Monopolisten betreffen, also auch Cablecom. Cablecom ist heute de fakto in den Händen eines Bankenkonsortiums, das 3,5 Milliarden Franken ausstehend hat, und braucht dringend frisches Geld, um das «schiefe Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital» ins Lot zu bringen, wie die «Finanz & Wirtschaft» schrieb.
Der Wert von Cablecom wird aber durch den bundesrätlichen Ukas sinken, denn Konkurrenten könnten in Zukunft Zugang zu den Cablecom-Haushalten verlangen. Damit sind Preiskämpfe im Kabel-TV und im Internet-Access über Kabel voraussehbar und die eigentlich sehr hohe Marge von Cablecom wird sinken. Ein Argument mehr für Spekulationen, dass Cablecom bald den Besitzer wechseln wird. (hc)


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