Warex: Einzug ins Gesundheitswesen

Warex, der Spin-off der Thalwiler Tradeware ist um- und ausgezogen, um im Healthcare-Sektor Neuland zu beackern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/07

     

Warex, der Spin-off von Tradeware, des laut eigenen Aussagen umsatzstärksten Sun-Resellers in der Schweiz (51 Mio. Umsatz im 2001), hat vor zwei Wochen seine nigelnagelneuen Büros in Dietlikon bezogen. Fast so neu wie die Büroeinrichtung und die Umgebung sind für das Unternehmen auch noch Teile der Marktsegmente, in denen es sich etablieren will.
Auf 260 Quadratmetern Büro- und Lagerfläche wird sich Warex wie Tradeware mit dem Wiederverkauf von Sun-Produkten und Dienstleistungen beschäftigen. Während sich Tradeware auf den Finanzsektor (Banken, Versicherungen) konzentriert, wird Warex-Kunden vor allem im Healthcare-Sektor (Spitäler, Krankenkassen, Apotheken), Government (Behörden, Ämter) und im Industrie- und Dienstleistungsbereich anpeilen. Die Nähe zu Sun und der bessere Autobahnanschluss zu den relativ vielen Kunden in Bern, waren auch die Gründe, sich in Dietlikon niederzulassen, so Peter Künzler (Bild), langjähriger Tradeware-Mitinhaber und jetziger CEO von Warex.

Die Tradeware-Teilung

Warex hat seine Gründung eigentlich einem Gegenwind aus Palo Alto im Jahr 2000 zu verdanken. Sun bevorzugte plötzlich mehrere mittelgrosse Partner mit einem Umsatz von um die 30 Mio. Dollar, als einen grossen, der die gesamten 50 Mio. Dollar allein einfährt. So wurde die Trennung der Marktsegmente von Tradeware beschlossen und Warex gegründet. Tradeware will nun 35 Mio. Franken im Finanzsektor erwirtschaften, Warex, so Künzler, wird, wenn es gut läuft, in diesem Jahr zwischen 12 und 15 Millionen schaffen.
Die Gerüchte, denen zufolge die Trennung von Tradeware und Warex mit einem Streit einhergegangen sein soll, wollte Künzler so nicht bestätigen. Ganz ohne Spannungen gehe natürlich so etwas nie über die Bühne, so Künzler. Während er seine bestehenden Kunden unter dem Logo Warex noch weiter betreuen wollte, hätte sein Partner bei Tradeware, Joseph Bohren, eher einen scharfen Schnitt bevorzugt. Da seien eben unterschiedliche Geschäfts-Philosophien aufeinander getroffen, so Künzler weiter.

Neuland Gesundheitswesen

Für die mittlerweile zehn Mitarbeitenden, darunter ein Consulter und vier Sun-Techniker, ist der Bereich Healthcare fast noch ein Buch mit sieben Siegeln. Der Markt sei neu, erfordere viel Geduld, sei noch nicht so überfrequentiert wie beispielsweise der Finanzmarkt, sagt Künzler. Aber er beherberge ein unheimlich grosses Potenzial sowohl für Hard- als auch Software-Lösungen.
Spitäler oder Krankenkassen müssen jetzt investieren, um ihre Effizienz zu steigern. Spätestens mit der Einführung der neuen Tarifbestimmungen «Tarmed» ist das Gesundheitswesen gezwungen, einheitliche IT-Bedingungen zu schaffen. Warex will seine Informatik-Projekte ganzheitlich, sprich von der Planung und Entwicklung bis hin zur Implementierung betreuen.
Künzler: «Wir können ganze Umgebungen komplett anbieten, wollen aber nicht zuviel über die Applikationen wissen. Die einen bauen die Software, wir liefern die Plattform und Dienstleistungen.» Im Healthcare-Bereich realisiert Warex derzeit mit Softwarepartnern drei Lösungen: Die auf Sun laufende Lösung der deutschen Firma Laufenberg, die eine Niederlassung in Schwerzenbach unterhält, die in der Schweiz noch relativ unbekannte deutsche Software «Nexus» und die Healthcare-Lösung von SAP.
Derzeit betreut Warex etwa 10 Kunden. Auch Thin Clients werden früher oder später ein Thema in Spitälern werden, glaubt Künzler. Doch auch da brauche es Geduld und Überzeugungskraft: «Während sich Banken beispielsweise schnell entscheiden, dass etwas gemacht werden soll und dann das Geld grad auf den Tisch legen, sind Spitäler in ihren Entscheidungen vergleichsweise eher langsam.»

Zeitverschleisser Behörde

Den öffentlichen Ausschreibungen nach WTO steht Künzler eher skeptisch gegenüber. Zwar seien die WTO-Regeln transparent, doch fänden sich auch innerhalb der Gesetze und Bestimmungen immer wieder «Schlupflöcher». Auch durch das gesetzlich verankerte Einspruchsrecht für Mitanbieter würde viel Zeit und Geld verschwendet. Als Beispiel bringt Künzler den Fall eines seiner Berner Kunden.
Dieser hatte sich bereits für eine bestimmte Lösung entschieden und Warex hatte durch die Kantonsbehörde den Zuschlag für den Auftrag erhalten, als ein Mitanbieter Einspruch gegen den Entscheid erhob. Nun müssten die Behörden den Fall prüfen und alle haben zu warten, obwohl klar sei, dass es bei der zuerst gewählten Lösung bleibe. (sk)

Kurzprofil


Peter Künzler kommt ursprünglich von Sun, wo er 1993/94 massgeblich daran beteiligt war, den kleinen und mittleren Bankenmarkt von Ring- auf elektronischen Handel mittels Sun-Technik umzustellen. Nach einem Jahr beim Datenbankspezialisten Sybase hat sich Künzler 1996 mit Joseph Bohren zusammengetan, der kurz zuvor Tradeware gegründet hatte. Beide haben Tradeware bis zur Gründung von Warex geleitet. Künzlers Posten bei Tradeware ging an den langjährigen Marketing-Chef von Sun, Fredi Huber.


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