200 Mio. Franken für WLL-Infrastruktur

Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es. Das gilt auch für Wireless Local Loop, die Überwindung der letzten Meile per Funk.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/06

     

Wireless Local Loop (WLL) ist heute im Geschäftsbereich die einzige Alternative zu den Mietleitungen, wo Swisscom ihr de-fakto-Monopol zu deftigen Preisen ausnützt. Die beiden anderen Alternativen, ADSL und Anschluss über Kabelfernsehen fallen für KMUs oft weg. ADSL hat schwankende Bandbreiten und die Übertragungsgeschwindigkeit ist limitiert und viele Geschäftshäuser haben keinen Kabel-Anschluss.

Nur noch einer

Mit der Freigabe der WLL-Frequenzen wollte der Bund eine Alternative zur Swisscom-eigenen «letzten Meile» bereit stellen. Doch von den Lizenz-Käufern sieht heute nur noch Onspirix das Kerngeschäft bei WLL.
CEO Roland K. Staubli (Bild): «Wir sind momentan der einzige Anbieter, der die WLL-Technologie als strategischen Geschäftsbereich sieht und eine grossflächige Abdeckung anstrebt. Während die meisten Mitbewerber nur noch opportunistisch operieren, sind wir nach wie vor von WLL überzeugt. Wir investieren daher mehr als 200 Mio. Franken in den Netz- und Unternehmensaufbau.»
Onspirix, eine Tochter des europäischen Kabelnetzbetreibers Callahan Associates International, ist in den Agglomerationen von Basel, Bern, Zürich, Genf und Lausanne aktiv. Bis Ende 2002 sollen WLL-Netze in weiteren Städten aufgebaut werden.

Zehn sichere Mbit/s

Onspirix zielt auf Businesskunden. Ihnen bietet WLL gegenüber Mietleitungen, wie Staubli ausführt, einige Vorteile in Bezug auf Service, Preis, Sicherheit und zukünftige Nutzungsmöglichkeiten: dedizierte Breitbandanschlüsse von 512 Kbit/s bis zu 10 Mbit/s, garantierte Ausfallsicherheiten und hohe Datensicherheit.
Auf Anwendungsebene benutzt Onspirix die üblichen Sicherheitsprotokolle mit 128 Bit-Verschlüsselung. Die Funk-Verbindungen sind verglichen mit WLANs, die auf öffentlichen Standards basieren, relativ sicher. Bei WLL beruhen Modulation und Verschlüsselung auf proprietären Verfahren der Hersteller und sind nicht öffentlich bekannt.
Scanning Systeme, welche die von Onspirix benutze Trägerfrequenz von 26GHz erfassen, sind nicht frei erhältlich. Zudem müsste für das Abhören von Richtfunk eine Abhörvorrichtung zwischen Sende- und Empfangseinheit angebracht werden, was bei den eingesetzten Frequenzen zu einem Unterbruch der Verbindung führen würde. Dies wiederum erkennen die Mitarbeiter im Network Management Center sofort und können entsprechende Massnahmen einleiten.

Das Ziel: Zehntausend Kunden

Als Service Provider bietet Onspirix über die Anschlussdienste hinaus ein breites Portfolio von Diensten und Kommunikationslösungen an, Das Zielpublikum sind Unternehmen mit hohem Bandbreitenbedarf. Staubli: «Wir unterscheiden bei unseren Kunden nicht primär nach ihrer Grösse. Für mittlere Unternehmen dürften die Integrierten Dienste besonders interessant sein. Grossunternehmen setzen WLL auch als zweiten, sicheren Anschluss ein. Ein extremes Beispiel: Nach dem 11. September hatten manche Unternehmen in New York nur noch dank WLL Zugang zum Netz.»
Die Kundenbasis von Onspirix ist, wie Staubli sagt, noch im Aufbau. Bis 2004 rechnet er mit zwei bis dreitausend Firmenkunden und hofft, damit den Break-even zu erreichen. Für den Endausbau sind sieben bis zehntausend Kunden vorgesehen.
Um dies zu erreichen setzt Onspirix nicht nur auf das eigene Team, sondern auch auf Wholesales-Anbieter und Reseller im Telekommunikations- und IT-Bereich. «Wir haben eine solide Basis, aber wir sind selbstverständlich immer an Resellern interessiert, die ein entsprechendes Umfeld und potentielle Kunden mitbringen», meint Staubli, «Uns interessieren dabei weniger reine Vermittler, als Leute, die bereit sind, eigene Leistungen in Sales und Marketing zu erbringen. Unsere Partner unterstützen wir mit Schulungen, einem Customer Care Center und innovativen Softwaretools. Auf diese Weise können wir ihnen ein attraktives, neues Geschäftsfeld eröffnen.»
Für die Zukunft ist Staubli nicht bange. Auch eine Entbündelung der letzten Meile fürchtet er nicht: «Im Gegenteil, ich befürworte die Entbündelung. Doch wie ich die Schweizer Politik kenne, wird das so oder so noch einige Zeit dauern. Wir sind darauf vorbereitet. Bis dahin jedoch ist WLL die einzige Alternative.» (fis)


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