Paukenschlag


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Die Cebit begann mit einem Paukenschlag: SAP verkündete den Einstieg ins Geschäft mit KMU-Standard-Software. Aufbauend auf kürzlich übernommener israelischer Software will der ERP-Gigant ein Standardpaket entwickeln, das die Ansprüche verkaufsorientierter KMU abdecken soll.
SAP attackiert damit ein Marktsegment, für das bisher Software aus Walldorf («zu teuer, zu lange Einführungszeiten, zu wenig flexibel, zu viele Consulter») nicht in Frage kam.
Das neue Paket soll ausschliesslich indirekt verkauft werden – Walldorf will zur Vermarktung einen neuen VAR-Channel aufbauen. Ich denke, der Schritt von SAP könnte für schnellentschlossene KMU-Spezialisten eine grosse Chance sein.
Die Walldorf’sche KMU-Attacke dürfte hingegen eine Gefahr für lokale und internationale ISVs (unabhängige Software-Hersteller) bedeuten. SAP greift direkt Sage und Microsoft Great Plains an. Kleinere, lokale ISVs laufen Gefahr zwischen diesen Blöcken zerrieben zu werden. Der Aufwand für Entwicklung und Unterhalt von Business-Software steigt laufend und bedingt eine immer grössere «kritische Masse». Ausserdem haben die Microsofts und SAPs dieser Welt Marketing-Power von der lokale Hersteller nicht einmal träumen können.
Sie werden nun zwei Gründe anführen, warum ich mich täusche. Zum einen, werden Sie sagen, kaufen KMUs lieber von anderen KMUs. Zum anderen sei SAP zuwenig flexibel, um lokale oder branchenspezifische Bedürfnisse zu erfüllen.
Das glaubte ich bis dato auch. Doch es ist eine Mär. SAP wird die richtigen Partner an sich binden, die die nötige Flexibilität und Marktkenntnis mit sich bringen. Und viele KMUs scheinen die Scheu vor den teuren und unflexiblen Multis zu verlieren. Schauen Sie sich mal den Markt für KMU-ASP-Lösungen in der Schweiz an. Wenn dort überhaupt jemand etwas zu husten hat, so sind dies SAP, IBM, PwC und die Zürich-Gruppe.
Christoph Hugenschmidt
Chefredaktor


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