Wer gewinnt Schweizer Mega-Deal?

Compaq und IBM teilen sich den «Deal des Jahrhunderts: «Biq Q» liefert an Novartis 50’000 PCs und etwa 1200 Server, IBM etwa 5000 Notebooks.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/05

     

Bei IBM, Compaq und Dell im Dezember 01: Die Leiter der Schweizer Niederlassungen und ihre Key-Account-Manager sitzen gleichzeitig gespannt vor einem Bildschirm, den Telefonhörer am Ohr – am anderen Ende die Europa-Leitung. Was fasziniert die Herren so?
Es geht um den Schweizer «Deal des Jahrtausends»: 50’000 Desktop-PCs, etwa 1200 Ein- und Mehrfach-Server und Tausende von Notebooks. Novartis hat den Mega-Auftrag in einer «Reverse-Auction» («umgekehrte» Auktion: Die Anbieter unterbieten sich in Echtzeit) auf der Site www.icgcommerce.com ausgeschrieben.
Dell ist zuerst ausgestiegen, so sagen unsere Informanten übereinstimmend. «Wir sassen da und haben zugeguckt, wie sich Compaq und IBM gegenseitig weit unter Einstandspreis unterboten haben», sagt ein ungenannt bleiben wollender Dell-Mitarbeiter. Der US-Site-Betreiber rief während der laufenden Auktion sogar in Genf an und fragte, ob man technische Probleme habe. Hatte man bei Dell aber nicht – nur mitbieten wollte man nicht mehr...
Am Schluss gewann Compaq den Auftrag für die ca. 50’000 PCs und etwa 1200 Ein- und Mehrfach-Intel-Server sowie die Services (Preloading, Installation, Entsorgung). IBM griff sich den Auftrag für 5’000 Notebooks.
Bei IBM und Compaq bestätigt man grundsätzlich die Geschichte, wenngleich die Gesprächspartner auch dort anonym bleiben wollen. Allerdings streitet man heftig ab, unter Einstandspreis geboten zu haben. «Es geht um ein riesiges IT-Projekt, in das viel Services involviert sind. Der PC-Stückpreis spielt da gar nicht so eine grosse Rolle, man muss das Gesamtpaket sehen», so ein Compaq-Mann. Tatsächlich geht es auch um sehr viel Software (W2K, Lotus Domino 5 und Notes, Office XP) und natürlich um das Engineering für den weltweiten Roll-Out.

Novartis schweigt

Einzig bei Novartis lässt sich niemand eine Bestätigung des Vorgangs entlocken. «Wir geben grundsätzlich keine Auskunft über unsere Beziehungen zu Lieferanten», heisst es trocken von der Pressestelle. Auch zur Frage, ob in Zukunft die Beschaffung beim Basler Pharma-Konzern immer per «Reverse Auction» erfolgen soll, wollte niemand Stellung nehmen.
Vom «Verlierer» Dell ist allerdings zu hören, man werde in Zukunft zu solchen Bedingungen nicht mehr an «umgekehrten Auktionen» mitmachen. Der im Vorfeld der «umgekehrten Auktion» abzuschliessende Vertrag sei sehr einseitig gewesen. Während sich die Anbieter auf ihre gebotenen Preise verpflichten mussten, verpflichtete sich Novartis als Nachfrager nicht dazu, das günstigste Angebot auch anzunehmen.
Ob der Mega-Auftrag für IBM und Compaq tatsächlich gewinnbringend ist, wird sich noch herausstellen. Er ist so gross, dass er sich vielleicht sogar in den Quartalszahlen niederschlagen wird. (hc)


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