Vorerst aber nur Schweizer Kunden, zu einem späteren Zeitpunkt dann auch über Ländergrenzen hinweg, wie der chinesische Konzern verspricht. Selbstgestecktes Ziel: Künftig sollen bis zu 80 Prozent des europäischen Umsatzes über lokale Verkäufer und die Abwicklung innerhalb der jeweiligen Region kommen, bei «erschwinglichen, hochwertigen Produkten mit schnellerer Lieferung» für die Kunden.
An der Bereitschaft der Schweizer Händler, an diesem Plan mitzuwirken, darf man aber zweifeln. Immerhin ist die Kritik aus der Branche an Temu und Co. gross, Interessensvertreter wie etwa der Handelsverband.swiss fordern schon seit langem schärfere Regeln für ausländische Anbieter, um fairen Wettbewerb sicherzustellen. Erste Annäherungsversuche hat Temu wohl dennoch gestartet – im Fall von Brack.Alltron aber scheinbar mit überschaubarem Erfolg. Aus Mägenwil erfolgte eine Absage auf das Angebot einer Partnerschaft. Und auch Digitec Galaxus und Migros haben den chinesischen Handelsriesen laut Medienberichten mittlerweile abblitzen lassen.
Für Temu wäre eine Partnerschaft mit einer etablierten Schweizer Grösse selbstverständlich ein Hauptgewinn. Ein Hauch von Swissness, regionaler Footprint, Abschied vom Billig-Image, Nähe zu den Kunden. Doch wie sollte vice versa der Händler profitieren? «Wir haben es hier mit einer klassischen Trojanisches-Pferd-Situation zu tun», erklärte USI-Professor Michael Gibbert gegenüber «Corriere del Ticino». Sprich: Wer mit Temu zusammenspannt, stärkt indirekt auch das Geschäft mit den importierten Produkten, fördert den Preiskampf im jeweiligen Segment und öffnet somit Tür und Tor für weitere Marktverwerfungen.
Dabei mag die Reichweite von Temu auf den ersten Blick attraktiv anmuten, gerade für kleinere, regional aktive Händler. Dieses hypothetische Potenzial dürfte den negativen Effekten jedoch kaum die Waage halten.