Microsofts List


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

Microsoft Consulting Services (MCS) bezeichnen sich auf der MCS-Homepage als «die besten Köpfe des Unternehmens, Experten die nicht nur über technische Kenntnisse verfügen, sondern auch Ihr Geschäft und Ihre Industrie verstehen und Ihnen helfen, aus Ihren IT Investitionen das Beste zu machen». So weit, so gut, insbesondere, da MCS versichert, mit Solution- und anderen Partnern eng zusammenzuarbeiten.
Einiges zu reden gegeben hat indessen eine in den USA bekannt gewordene, von MCS verwaltete Liste von Grosskunden, deren Betreuung die Redmonder für sich selber beanspruchen. Darauf finden sich vor allem Fortune-500-Unternehmen wie die Kreditkartenfirma Visa, der Broker Goldman Sachs, der Bierbrauer Anheuser-Busch und von staatlicher Seite die CIA. Die gesamte Liste umfasst 1000 Top-Kunden in den USA.
Der Software-Gigant scheint kleineren Partnern damit klar machen zu wollen, wo die Grenze verläuft. So zumindest wurde sie von verschiedenen Systemintegratoren verstanden. «Immerhin werden so sinnlose Konkurrenzkämpfe mit gleichen Produkten verhindert», beschwichtigt einer von ihnen gegenüber CRN VAR Business. Und ein anderer meinte: «Wenn die Liste besagen will: Verschwende keine Zeit und Ressourcen auf Kunden, die wir selber im Visier haben, so ist das gar nicht so schlecht.
Zumindest, solange Microsoft nicht nach Belieben Namen herausnimmt und hinzufügt.» Angespielt wird damit auf die Ankündigung von Microsoft, dass die Liste alle sechs Monate angepasst werden solle. In den USA waren offensichtlich weniger die Partner verärgert, als einige grosse Kunden, die sich nicht auf der Liste fanden. Sie fühlten sich von Microsoft nicht ernst genommen.

Vorläufig keine Schweizer Liste

Ob auch in der Schweiz eine Liste mit «Named Accounts» erstellt wird, scheint noch nicht ganz klar. Peter Waser, als Service Director zuständig für Consulting und Postsales Service, glaubt es eher nicht: «Viele unserer Kunden pflegen verschiedene Kontakte. Die eine Abteilung verkehrt vielleicht direkt mit uns, eine andere arbeitet lieber mit einem Partner zusammen. Da ist eine solche Liste für mein Gefühl zu statisch.
Ich finde es besser, wenn das Vorgehen jeweils der Situation und dem Projekt angepasst wird. Ich habe auch mit der Sales-Abteilung darüber gesprochen. Die sehen das genauso.» Zudem möchte Waser Diskussionen, wie sie in den Staaten die Gemüter erregen, vermeiden: «In einem kleinen Land, wo jeder jeden kennt, wäre das nicht gut.» Um den Markt mit neuen Technologien angehen zu können, müssten die Partner mit einbezogen werden. Anders gehe das nicht: «Wir haben gar nicht genug Leute, um alles abdecken zu können.»
PR Manager Holger Rungwerth deutete zwar an, dass nach einiger Zeit doch eine Liste mit Grosskunden erstellt werden könne. Doch Waser hält dem entgegen, dass Microsoft Schweiz an P & L (Profit and Loss) gemessen werde und dafür das Risiko trage. Da müsse auch die Freiheit zugestanden werden, so vorzugehen, wie man es für richtig erachte. (fis)


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