Sun umarmt den Pinguin

Zwei eherne Grundsätze haben bisher Sun geprägt: Die Kalifornier bauen eigene CPUs (SPARC) und halten am Betriebssystem Solaris fest. Die verstärkte Unterstützung von Linux und der 86-Prozessorarchitektur läutet nun eine vorsichtige Wende ein.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

Sun wird ab sofort Linux vermehrt unterstützen und zusätzlich zu den Cobalt-Appliances-Rechner mit x86-CPU-Architektur unter dem eigenen Label bauen (siehe Kasten). Es gehe um den «Rand des Netzwerks», also günstige Server und Server-Appliances, betonte Suns COO Ed Zander (Bild).
Für die Hochleistungssysteme im Zentrum von Unternehmen vertraue man weiterhin voll und ganz auf Solaris, «das beste Betriebssystem der Welt». Das Bekenntnis zu Linux bedeute keineswegs eine Abkehr von Solaris und der Bau von kleinen Sun-Servern mit x86-Prozessoren heisse nicht, dass Sun den Sparc-Prozessor aufgeben werde.
Zander kann ganz schön ungehalten werden, wenn man ihm die falschen Fragen stellt. So putzte er an einer Telefonkonferenz zur Verkündung der neuen Linuxstrategie einen holländischen Journalisten herunter. Das Vergehen des Linux-Spezialisten war die falsche Frage: «Hat die Open-Source-Gemeinde Sun zu diesem Schritt gezwungen?» Habe sie natürlich nicht – und überhaupt habe Sun immer schon Linux unterstützt. Dies zu beteuern wurde Zander nicht müde. Es gehe bei der Linux-Offensive vielmehr um Microsoft. «Wir wollen den NT-Usern eine Alternative geben», so der kämpferische Sun-Obere.

Speicher-Initiative

Im Gegensatz zur gesamten Konkurrenz (EMC, IBM et al.) bietet Sun als einziger Hersteller eine völlig integrierte Speicherlösung. So tönt es wenig bescheiden aus Palo Alto. Konkret hat der Hersteller eine Reihe von neuen Soft- und Hardware-Produkten sowie Dienstleistungen im Speicherbereich angekündigt.
Dazu gehört die Software-Architektur «Storage One» für die Automatisierung von «Best Practices» für Datenzugriff und -kontinuität und für das Verwalten der Speicher-Ressourcen. Storage One wird mit einem erneuerten Filesystem (skalierbar bis 252 Terabytes) und einer neuen Version der Storedge-Software-Suite ausgeliefert. Die Programm-Sammlung enthält Module für «Snapshots», Datenspiegelung an entfernte Orte, automatisches File-Management, -Archivierung und -Wiederherstellung, Speicher-Leistungssteigerung und die Verwaltung von heterogenen Speicherumgebungen.
Zur neuen Hardware gehören zwei Disk-Arrays: Storedge 3900 (Midrange-Konkurrenz zu EMCs Clariion) und 6900 (optimiert für Solaris mit integrierter Speicher-Virtualisierung). Ausserdem werde das grosse System Storedge 9900 laufend verbessert und zusammen mit weiteren Produkten (Bandbibliotheken, Clustering-Referenzsoftware) zu einer integrierten Datencenter-Plattform ausgebaut. (hc)

Suns 9 Punkte zur Linux- und x86-Strategie


1. Sun wird eine volle Version von Linux ausliefern

2. Sun wird Linux auf den Cobalt-Appliances und auf neuen, low-end x86-Servern vorinstallieren.
3. Die komplette Sun One Software-Suite wird auf Linux portiert. Dazu gehört iPlanet Directory und Web Services, Java/XML-Plattform, Forte für Java-Entwicklung, Projekt JXTA, StarOffice, Sun Chilisoft ASP und die Sun Grid Engine.
4. Solaris wird ab sofort Linux-kompatibel. Linux-Anwendungen sollen auf jedem Solaris-System ohne Anpassungen laufen.
5. Die grafische Oberfläche Gnome wird die bevorzugte Oberfläche für Solaris, sobald Version 2 erhältlich ist.
6.Vermehrte Zusammenarbeit mit der Linux-Gemeinde, um Linux auf Sparc-Systeme zu portieren.

7. Mehr Support und Professional Services für Linux


8. Unterstützung für Linux auf Suns
Storedge-Produkten


9. Mitarbeit am Linux-Kerne


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