Christoph Höinghaus - Der Pferdekenner
Quelle: zVg

Christoph Höinghaus - Der Pferdekenner

Die IT-Karriere von Christoph Höinghaus, CEO von Trivadis, begann auf einer Pferdeauktion. Aus dem Reitstall hat er einiges mitgenommen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2016/01

     

Christoph Höinghaus gehörte zu den besten jungen Reitern Deutschlands. Ein Leben ohne Pferde kam für ihn als junger Mann nie in Frage. Was seine Eltern wohl wichtig gefunden hätten, interessierte ihn wenig, meint er rückblickend ? Schule zum Beispiel. Christoph Höinghaus wollte nur eins: reiten. Der Umgang mit den sensiblen Tieren, der Ruhm der Siege, die Herausforderung des täglichen Trainings, das war sein Leben. Der Weg in den Sport lag klar vor ihm, als er mit 16 Jahren die Lehre als Pferdewirt mit Schwerpunkt Reiten startete.
Doch es kam anders. Heute arbeitet Christoph Höinghaus im IT-Umfeld, mittlerweile als Geschäftsführer des Schweizer IT-Dienstleisters Trivadis. Die Pferde, die Höinghaus damals ritt, gehörten Ärzten und Unternehmern. Das weckte seinen Ehrgeiz, erklärt er im Gespräch. Wie um zu beweisen, dass er das auch könne, beschloss er, das Abitur nachzuholen und Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Er wurde Geschäftsführer eines Pferdeverbandes, «eine Symbiose aus Wirtschaft und Pferden». IT stand nirgends auf der Agenda, als er eine Pferdeauktion mit Gala moderierte, die dann doch zum Sprungbrett in ebendiese Richtung wurde. Unter den Gästen fand sich nämlich Gestütbesitzer und IT-Unternehmer Klaus Christian Plönzke; er fand Gefallen an Höinghaus’ Auftritt, bot ihm an, in seine IT-Firma CSC Ploenzke zu wechseln. «Ich mag Menschen, die als Unternehmer auftreten», erklärt Höinghaus, «und ich mag Menschen, die geradlinig sind.» Das habe Plönzke für ihn verkörpert, und auch die charismatische Persönlichkeit faszinierte ihn. Ausserdem ritt Plönzke selbst ja auch. «Nach drei, vier Wochen habe ich Ja gesagt.» Politik.

Hürden sind zum Überwinden da


Die Umstellung von Stall- auf Büroluft brauchte Zeit. «Die ersten zwei Jahre im Büro kamen mir wie im Gefängnis vor», gesteht der 48-Jährige. Und dennoch habe ihn der Schritt aus der Reiterei heraus in eine komplett neue Welt vor allem fasziniert. Manchmal brauche es eben Mut und den steten Blick nach vorne, «wie wenn ich ein grosses Springen reite oder ein junges Pferd ausbilde.» Aufgaben und Arbeitsumgebung kehrten sich um 180 Grad, sich selbst aber ist Höinghaus stets treu geblieben, ist er überzeugt. Geprägt durch seine Arbeit mit den Pferden sei er auch heute bestrebt, Ziele immer im Blick zu haben und nie aufzugeben. Dies gilt auch für herausfordernde Situationen, wie etwa jene im Sommer 2015 mit dem Bundesamt für Strassen (Astra), wo die Meinung von Lieferant und Kunde über ein abgeliefertes System auseinandergingen. Aber als Reiter weiss Höinghaus: Hürden sind da, um genommen zu werden.

Das expandierende Unternehmen, das Christoph Höinghaus seit gut drei Jahren führt, setzt auf den Unternehmergeist seiner Mitarbeiter. Die mittlerweile 14 Niederlassungen im DACH-Raum und Dänemark laufen eigenverantwortlich, kaum etwas wird zentral gesteuert. Diese Philosophie lebt Höinghaus, und er erwartet auch von seinen Mitarbeitern, dass sie bereits sind, Verantwortung zu übernehmen, Visionen zu verfolgen, offen zu kommunizieren. Wenn Höinghaus etwas erreichen will, dann schaut er nicht nach rechts und links, sagt er selbst. Er fixiert das Ziel. So wie beim Springreiten den nächsten Sprung, wo alles neben dem Parcours keine Rolle mehr spielt. Aktuell liegt sein Fokus darauf, Trivadis in der sich verändernden IT-Landschaft neu auszurichten: «In der Vergangenheit haben wir Daten bewirtschaftet», so Höinghaus. «Morgen werden wir Daten bereitstellen.» Kunden durch technologische Exzellenz – nicht durch Beratung allein – dazu befähigen, aus Daten verschiedener Quellen die für sie wichtigen Informationen zu ziehen, das sei die Ausrichtung.

Zukunft als Züchter


Die Auswanderung von Deutschland in die Schweiz war nicht geplant. «Mir gefiel es in Amerika, in England», sagt Höinghaus, der für berufliche Reisen um die Welt kam. «Ich dachte, in der Schweiz sei man zurückhaltend und konservativ.» Als er dann für einen Geschäftstermin doch in das Nachbarland reiste, kam das Angebot, zu bleiben, um den Schweizer Firmenstandort von CSC als CFO und Geschäftsführer zu leiten. Er beschloss, es ein Jahr lang zu versuchen. «Ich habe nach kurzer Zeit schätzen gelernt, dass in der Schweiz klare Entscheidungen getroffen werden, auf die man sich verlassen kann», erklärt Höinghaus. «Und ich habe schnell Schweizer Freunde gefunden.» Seitdem sind 14 Jahre vergangen, Christoph Höinghaus lebt immer noch hierzulande, mittlerweile in Wollerau. Als Heimat bezeichnet er zwar nach wie vor Deutschland. Doch eine Heimkehr kommt für ihn aktuell nicht infrage. «Ich schätze mich glücklich, in der Schweiz leben zu dürfen.» Es gebe kulturell viel zu erleben, die Landschaft sei wunderschön und mit dem Reiten habe er auch eine gute Lösung gefunden.

Denn ganz ohne reiten geht es nicht. Das wurde Höinghaus spätestens klar, als er des Berufes wegen fünf Jahre lang darauf verzichtete. «Ich brauche die Bewegung an der frischen Luft», sagt er. «Und der Umgang mit den Pferden erdet mich.» Heute teilt Höinghaus ein Pferd mit dem langjährigen Freund und Sportstallbesitzer Gerhard Etter, der ihm auch schon vor 25 Jahren zu Studienzeiten Pferde zum Bereiten zur Verfügung stellte. Zwei, drei Mal die Woche schafft er es auf den Hof Nahe Bern, auf dem Weg zu den Trivadis-Niederlassungen in Bern, Lausanne und Genf. Ausserdem besitzt er noch eine Zuchtstute und vier Jungpferde in Deutschland. Ein Umstand, der auf die ganz eigenen Wünsche von Höinghaus für seine ferne Zukunft schliessen lässt. Am Ende wird sich der Kreis wohl wieder schliessen. Der Pferdekenner aus Deutschland wird – wenn es dieses Mal so läuft wie geplant – gegen Ende seiner Karriere doch zurück nach Deutschland ziehen, und Pferde züchten. «Mein Ziel wird sein, Top-Pferde in den Sport zu bringen und diese Pferde jungen Reitern zur Verfügung zu stellen.» Jungen Reiter wie er damals. Die Rollen haben sich vertauscht.

Christoph Höinghaus

Christoph Höinghaus (48) wuchs im deutschen Ostwestfalen bei Bielefeld mit einer Schwester auf einem Bauernhof auf. Nach der Ausbildung zum Pferdewirt, Schwerpunkt Reiten, absolvierte er das Abendgymnasium und studiert in Mannheim Betriebswirtschaftslehre. Nach drei Jahren als Geschäftsführer eines Pferdezuchtverbandes wechselte Höinghaus in die IT-Welt, zunächst zu CSC Plönzke (heute CSC Deutschland Solutions), wo er fünf Jahre als Head of Internal Audit Central Europe mit Schwerpunkt Fusionen und Übernahmen sowie grosse Outsourcing-Vorhaben tätig war, bevor er 2002 zum Schweizer Firmenstandort als CFO und Geschäftsführer wechselte. Bevor Höinghaus, der heute in Wollerau lebt, bei Trivadis als COO einstieg, führte ihn der Weg noch über Fujitsu und TDS. Im Herbst 2012 übernahm Höinghaus den Posten des Geschäftsführers beim Glattbrugger IT-Dienstleister von Trivadis-Mitgründer Urban Lankes. Das Unternehmen hat rund 600 Mitarbeiter und setzt rund 111 Millionen Franken im Jahr um. (aks)


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