Skeptische Stimmen zum Umbau der Crealogix-ERP-Sparte

11. September 2008

     

Crealogix hat sein ERP-Geschäft aufgeteilt, umbenannt und die Standorte in Altstetten zentralisiert. Branchenkenner zeigen sich gegenüber IT Reseller aber skeptisch. Crealogix-CEO und -Verwaltungsrat Bruno Richle sagt dazu gegenüber IT Reseller: "Wir glauben, dass der Zusammenzug endlich die erwarteten Synergien zum Tragen bringen wird."

Die Marktauftritte von Crealogix ERP werden vom ausgegliederten "Fashion"-Bereich, der Ende Juli an den ehemaligen Besitzer und Mitgründer Robert Cseri zurückverkauft wurde, strikte getrennt. Etwa ein Viertel der Belegschaft, also 25 Mitarbeiter, sollen laut Richle zu Circon wechseln, die restlichen 75 würden den Entscheid der Geschäftsleitung und den damit verbundenen Umzug nach Altstetten mehrheitlich mittragen. Die Trennung der beiden Geschäftseinheiten und der Zusammenzug hätten keine Entlassungen zur Folge. Trotzdem gibt es einige Abgänge: "Diese sind in einer solchen Situation beinahe unvermeidbar, sie sind für uns aber marginal", so Richle. Im Zuge des geplanten Ausbaus werde die Mitarbeiterrekrutierung am neuen Standort aber vorangetrieben.


Crealogix hat seit seinem Einstieg ins ERP-Geschäft vor vier Jahren Probleme mit der Sparte. Der Konzernverlust für dieses Jahr wird bei rund 2,6 Millionen Franken liegen. Obwohl die Sparte E-Business floriert, hat sie das negative Ergebnis der ERP-Sparte nicht kompensieren können. Verantwortlich dafür sind unerwartet hohe Abschreibungen und Kosten der Restrukturierung.

Ein Branchenkenner, der ungenannt bleiben möchte, glaubt nicht an ein Ende des ERP-Flops: "Die früheren Erfolge von Crealogix beruhten vor allem darauf, dass das Unternehmen zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und relativ dumme Kunden hatte, die jeden Preis für eine Lösung bezahlten. Im ERP-Geschäft, insbesondere im KMU-Segment, ist das aber nicht so einfach. Die Kunden sind vorsichtiger und misstrauischer. Das hat Crealogix immer noch nicht verstanden." Laut dem Informanten aus Crealogix-nahen Kreisen werde dieses Problem durch die Restrukturierung nicht gelöst: "Ich glaube, dass mit der Restrukturierung die Braut verkaufsfähig gemacht wird. Im internationalen ERP-Markt war die Konsolidierung bisher stärker als in der Schweiz. Im Endeffekt hat Crealogix dasselbe Problem wie RedIT, man ist global zu wenig stark vertreten, Synergien sind kaum vorhanden. Die werden ihren ERP-Bereich mit hoher Wahrscheinlichkeit an einen weltweiten Player verkaufen wollen!"

CEO Richle widerspricht dem vehement: "Wer das sagt, hat sich das aus den Fingern gesogen. Die ersten ERP-Erfahrungen waren schmerzhaft, aber nach der Umstrukturierung wird es eigenständig vorwärtsgehen. Ein Verkauf ist im Moment keine Option." Man sei froh, einen schwierigen Teil der Unternehmensgeschichte nun abgeschlossen zu haben und wolle nun vor allem in die vertikalen und horizontalen Lösungen auf Basis von Dynamics AX investieren. Die Branchenschwerpunkte liegen dabei auf Transport und Logistik, Distribution und Produktion sowie Essen und Getränken. Zahlen für das laufende Geschäftsjahr werden am 30. September publiziert. (cdb)


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