'Wir wurden mit offenen Armen empfangen'
Quelle: Norman Data Defense Systems

"Wir wurden mit offenen Armen empfangen"

AVG schreitet mit der Integration von Norman voran und hat inzwischen bereits einen Vertriebsstandort in der Schweiz eröffnet. François Tschachtli, Sales Director DACH & Benelux von AVG Business, erklärt im Interview mit "Swiss IT Reseller", was sich für den Channel ändert.
11. Mai 2015

     

Ende April hat der Anbieter von IT-Sicherheitslösungen AVG eine Niederlassung in der Schweiz eröffnet. Es handelt sich dabei um die bisherige Norman-Niederlassung in Basel, die neu als Vertriebsstandort von AVG Business fungiert (Swiss IT Reseller berichtete). Das Ziel von AVG ist es, sich als führender Anbieter im Bereich Internet Security sowie Remote Monitoring und Management (RMM) zu etablieren.

"Swiss IT Reseller" hatte Gelegenheit, sich zum Start von AVG Business in der Schweiz mit dem Sales Director DACH & Benelux, François Tschachtli, etwas näher über die Pläne und Ziele des Unternehmens und auch über die Übernahme und Integration von Norman zu unterhalten.


Swiss IT Reseller: Herr Tschachtli, ist die Integration von Norman mit dem Start von AVG Business in der Schweiz abgeschlossen?
François Tschachtli: Nein, das ist sie noch nicht, wir stecken noch mittendrin. Wir treten zwar jetzt als AVG Business auf, die lokale juristische Person heisst aber zum Beispiel nach wie vor Norman Data Defense Systems. Der offizielle Firmenname wird dann in einem zweiten Schritt geändert.

Welche Auswirkungen hatte die Übernahme durch AVG in personeller Hinsicht?
Unser Team in Deutschland ist seitdem gewachsen. In der Schweiz ist es stabil geblieben und wird stabil bleiben. Ich sehe im Moment keinen Bedarf für einen Ausbau. Wir haben heute bereits ein schlagkräftiges Team, das für den Schweizer Markt zahlenmässig sehr prägnant ist.
Wie gross ist das Team aktuell?
Ich weiss gar nicht, ob ich das noch sagen darf – aber ich denke schon. Im Moment sind wir in Basel 13 Mitarbeitende.

Wieso diese Zurückhaltung?
Bis jetzt waren wir kein börsenkotiertes Unternehmen, das heisst ich konnte sprechen wie mir der Schnabel gewachsen war. Nun muss ich aufpassen, was wird sagen dürfen oder können. Die Regeln des New York Stock Exchange sind nicht nur lustig.


Wie war der Wechsel für Sie? Sie haben Norman in der Schweiz aufgebaut und waren fast 19 Jahre für das Unternehmen tätig.
Nach einem ersten "Oops!" war alles einfach nur gut. Ich glaube, etwas Besseres als einen Partner wie AVG Business zu kriegen, hätte uns als Norman nicht passieren können. Umgekehrt gilt das aber auch. Wir bringen einen Bereich in die neue Firma ein, der vorher so nicht existiert hat. Der ganze Markt, den Norman repräsentiert hat, vor allem mit den Niederlassungen in der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden und Skandinavien und all unseren Beziehungen, unseren Partnern und unseren Kunden, existierte bei AVG Business nicht. Wir wurden darum wirklich mit offenen Armen empfangen und haben seither eine 1A-Unterstützung genossen. Klar ist auch eine gewisse Erwartungshaltung daran geknüpft. Bis jetzt durften wir sehr viel nehmen, nun müssen wir dann natürlich auch etwas zurückgeben. Aber ich bin überzeugt, dass wir das schaffen werden.

Wie kam die Übernahme-Nachricht bei ihren Partnern an?
Mit gemischten Gefühlen. Die erste Frage war: Was passiert nun mit euch und der Art, wie ihr euer Geschäft betreibt? Das Signal war ganz klar: Solange wir für sie da sind und solange sie ihr Geschäft weiter mit uns betreiben können, ist es ihnen eigentlich egal, wer dahinter steckt. Und das Positive, das haben sie bis jetzt noch gar nicht oder nur ganz punktuell gehört. Auf das, was wir jetzt lancieren und mit ihnen angehen wollen, werden einige – sicher nicht alle – sehr positiv reagieren, da bin ich überzeugt.

Was meinen Sie damit?
Unsere Partner können jetzt Lösungen anbieten, die mit Norman nie denkbar gewesen wären. Das wird einen positiven Einfluss haben. Vor allem, weil eben die Basis, die sie von uns verlangen, also unser Geschäft so weiterzuführen wie wir dies in der Vergangenheit getan haben, stimmt.
Wie viele Partner zählen Sie in der Schweiz aktuell?
Als Norman hatten wir 300 bis 400 Partner, die regelmässig mit uns gearbeitet haben. Und meines Wissens haben wir seit der Akquisition niemanden verloren.

Suchen Sie für die neuen Produkte neue Partner oder kommen da auch bestehende in Frage?
Ganz sicher kommen da auch die bestehenden Partner in Frage. Allerdings sind die neuen Produkte ein bisschen spezifisch. Das heisst, dass sie für einen Partner, der nicht als Service Provider auftreten möchte, sicher kein Thema sind. Diese Partner werden weiter mit uns und unseren angestammten Produkten arbeiten. Alle anderen, die den Wechsel vollziehen, oder die neuen Dienstleistungen auch nur teilweise zu ihrem Portfolio hinzufügen wollen, sind herzlich willkommen. Zudem suchen wir natürlich auch neue Partner, die in unserem klassischen Geschäft bis jetzt nicht mit uns zusammengearbeitet haben.


Nach was für neuen Partnern suchen Sie ganz konkret?
Nach Managed Service Providern. Solche, die entsprechende Dienstleistungen heute schon anbieten oder solche, die am Planen oder Überlegen sind, einen Teil ihres Geschäfts ihren Kunden in Zukunft als Service anzubieten.
Schauen Sie sich auch in der Romandie um?
Die Westschweiz steht momentan nicht im Fokus. Es ist aber durchaus denkbar, dass sich das in Zukunft ändert. Hier stehen wir vor dem gleichen Problem wie bereits bei Norman: Zuerst muss ich einen Schritt von AVG Business in Frankreich sehen, erst dann macht es für uns Sinn, in die Romandie zu expandieren. Selbstverständlich können sich Partner, die mit einer im Moment deutschen oder englischen Lösung zufrieden sind, trotzdem bei uns melden. Wir haben alle Französisch gelernt und ich habe auch französischsprechende Mitarbeiter im Support.

Welches Ziel haben Sie sich gesetzt?
Ich erwarte in der Schweiz realisitischerweise 20 bis 30 Partner, die sich noch dieses Jahr für unsere Plattform, also unsere neuen Lösungen entscheiden werden.
Wie sieht es auf Seiten der Distribution aus? Kommt es hier zu Veränderungen?
Norman hatte in der Schweiz keinen Distributor. Das bleibt als AVG Business so. Wir sehen hierzulande keinen Bedarf oder Nutzen. Wir haben in der Schweiz eine Infrastruktur, die, wie wir denken, sehr gut ist und zahlreiche lokale Mitarbeiter, die sich persönlich um unsere Partner kümmern.


Was ist mit Jakobsoftware, dem bisherigen AVG-Distributor?
Wer in der Vergangenheit mit Jakobsoftware zusammengearbeitet hat, kann dies auch in Zukunft mit den neuen Lösungen so machen, selbstverständlich stehen wir von AVG Business diesen Partnern auch zur Verfügung. Jeder Partner soll hier freie Wahl haben. (mv)


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