Unbundling Microsoft Teams

Die Details zur Entkoppelung von Teams und Office 365 im gesamten europäischen Wirtschaftsraum. Von Lars Zängerle und Mathias Lutze 

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2023/11

     

Wer sich als Partner mit dem Thema Microsoft 365 befasst, nahm Ende August überraschend eine wichtige Ankündigung von Microsoft zur Kenntnis: Microsoft Teams wird im europäischen Raum (inklusive Schweiz) zukünftig aus den Microsoft-365-Lizenzpaketen entkoppelt. Konkret bedeutet dies, dass ab Oktober 2023 bei der Neubeschaffung der Lizenzpakete wie zum Beispiel Office 365 E3 oder Microsoft 365 E5 kein Microsoft Teams mehr enthalten ist. Möchte ein Kunde das Lizenzpaket inklusive Microsoft Teams beziehen, so muss dieser Microsoft Teams als einzelne, zusätzliche Lizenz abonnieren.


Diese Ankündigung durch Microsoft erfolgte nicht ganz freiwillig: Hintergrund dieser Änderung ist ein potentieller Rechtsstreit mit der Europäischen Wettbewerbskommission. Microsoft erhofft sich durch diesen Schritt, einer kartellrechtlichen Prüfung entgehen zu können. Den Ball ins Rollen brachte die Firma Slack, welche vor drei Jahren bei der Europäischen Union eine Klage einreichte. Primär ging es beim Vorwurf darum, dass Microsoft seine marktbeherrschende Stellung missbrauchen und Konkurrenzprodukte wie Slack und Zoom behindern würde.

Die neue Abonnement-Struktur in der Übersicht

Auf den ersten Blickt scheinen die Auswirkungen überschaubar und verständlich. Die Änderung trat per 1.Oktober 2023 in Kraft. Sie betrifft lediglich Neulizenzierungen. Bestehende Microsoft-365-Kunden, welche bereits ein Microsoft 365 Bundle inklusive Microsoft Teams besitzen, können dieses behalten.

Die neuen, seit 1.Oktober verfügbaren Microsoft 365 Bundles ohne Microsoft Teams werden mit der Bezeichnung EEA (European Economic Area) ergänzt. Die EEA-Produkte werden aufgrund des fehlenden Microsoft-­Teams-Produktes um 2 Euro reduziert angeboten. Die Microsoft-Teams-Stand-­­alone-Lizenz kostet hingegen 5 Euro. Möchte man also das Microsoft 365 Bundle inklusive Microsoft-Teams-Lizenz beziehen, so zahlt der Endkunde für die beiden Lizenzen im Vergleich zu heute 3 Euro mehr pro Benutzer und Monat.

Details als Knackpunkte

Wer sich mit den Details der Ausführungen befasst, stellt schnell fest, dass die effektiven Gegebenheiten einige Knackpunkte mit sich bringen. So gibt es auch für Microsoft-365-Bestandeskunden etliche Szenarien, bei denen diese ihre bisherige Microsoft-365-Lizenz (inklusive Microsoft Teams) verlieren werden und auf ein teureres Microsoft 365 EEA-Bundle wechseln müssten.

Denn bei einigen Vorgängen können die Microsoft-365-Lizenzen nicht mitgenommen werden und es ist eine Neulizenzierung erforderlich. So gibt es aktuell keine Möglichkeit, die Lizenzen mitzunehmen, sollte der Kunde das Lizenzierungsmodell von CSP auf Enterprise wechseln oder umgekehrt. Auch der Wechsel des Microsoft-Partners oder -Distributors führt dazu, dass technisch gesehen eine Neulizenzierung erforderlich ist. Einzelne Upgrade-­Szenarien sind ebenfalls noch nicht bis ins letzte Detail geklärt.


Somit kann man anführen, dass Endkunden, welche die betroffenen Lizenzen im Einsatz haben, nur beim bestehenden Anbieter verlängern können oder aber eine Kostensteigerung in Kauf nehmen müssen. Auch wenn die gleiche Lizenz eingesetzt wird, so ist ein Wechsel des Anbieters, gleichwohl ob Distribution oder IT-Partner, seitens Microsofts eine Neubestellung.

Für IT-Partner, egal ob Indirekt- oder Direkt-Microsoft-Channel-Partner, sowie für die Distribution eine unangenehme Herausforderung mit hohem Erklärungsaufwand gegenüber den Kunden und Systemanpassungen.

Der Partner im Sandwich

Die involvierte Branche zeigt mehrheitlich Verständnis für die Massnahme. Auf wenig Gegenliebe stösst jedoch die Art und Weise, wie die Ankündigung durchgeführt wurde. Denn einmal mehr delegiert Microsoft sein Problem an Endkunden, Distributoren und Partner.

Auf den ersten Blick fällt die Preiserhöhung von 3 Euro pro Benutzer und Monat auf, welche Kunden zu tragen haben. 5 Euro sind zwar ein attraktiver Preis, wieso in der Kombination der Endkunde nun aber mehr zahlt, ist für viele nicht nachvollziehbar.
Die überhastete und unkoordinierte Umstellungsplanung ist ein weiterer Kritikpunkt, unter welchem primär die Distributoren und Partner, aber schlussendlich auch die Endkunden zu leiden haben. Die Ankündigung dieser wichtigen Änderung erfolgte zu kurzfristig und war teils unvollständig. Distributoren und Partner verfügten nicht rechtzeitig über notwendige Informationen, damit diese sich selbst oder auch ihre Kunden vorbereiten konnten.


Zusammenfassend glauben wir, dass die Auswirkungen der hier angekündigten Änderung noch nicht überall angekommen sind und sowohl bei Partnern als auch Endkunden noch für einige Überraschungen sorgen werden. Die Microsoft Partner werden analog der New Commerce Experience eine zentrale Vermittlerrolle einnehmen, da Microsoft das in der Schweiz stark vertretene KMU-Business an die Microsoft-Partner delegiert und nicht selbst betreut.


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