Data Center: «Der Schweizer Markt ist attraktiv»

Obwohl die Geschäfte mit Web-Hosting hinter den Erwartungen zurückliegen, hat die Energis-Gruppe in Dübendorf ein Data Center eröffnet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/18

     

Nach Schätzungen von Frost und Sullivan bewegt sich der Markt für Managed Web Hosting in Europa derzeit bei 564 Millionen Dollar und liegt damit noch weit hinter den erhofften Milliardenumsätzen zurück. Das nachlassende Interesse von Seiten mancher Telekom-Unternehmen und die Wettbewerbsverdichtung durch Marktneulinge in den letzten Jahren, haben dem investitionsabhängigen Geschäft zugesetzt, stellen die Marktforscher fest.
Da mag es überraschen, dass die europäische Telekommunikations- und Internet Gruppe Energis ausgerechnet jetzt in Dübendorf rund 14 Millionen Franken in ein neues Internet Data Center investiert hat.
John Beaumont (Bild), Managing Director von Energis, ist jedoch zuversichtlich: «Wir sind optimistisch, als Anbieter von Hosted Services relativ bald Geld zu verdienen.» Beaumont kennt das Geschäft, denn Energis – nach eigenen Angaben der grösste E-Business-Hoster Europas – betreibt bereits ähnliche Data Centers in Grossbritannien, Deutschland, Holland, Irland, Polen und Frankreich. Er versichert: «Wir sind hierher gekommen, um zu bleiben. Unsere Daten-Zentren sind zwar länder-spezifisch ausgerichtet, doch das Ziel der Gruppe ist die führende Stellung in Europa.
Da liegt die Schweiz günstig. Im Gegensatz zu Spanien oder Süditalien, wo der Markt noch nicht wirklich reif ist, oder zu Frankreich, wo staatsnahe Unternehmen dominieren, ist der Schweizer Markt offen und gut vorbereitet. Mit den vielen Finanzinstituten und Versicherungen finden wir hier die von uns angepeilte Kundschaft. Kurz: Die Schweiz ist für uns sehr attraktiv.»

Kein Datenhotel

Dank strategischen Partnerschaften mit Compaq für NT-Systeme, Sun für Unix-Plattformen und Cisco für die Ausrüstung der Backbones stehen in Dübendorf auf über 3000 Quadratmetern standardisierte Server- und Speicher-Plattformen zur Verfügung. Damit ist das Data Center in der Lage, Dienstleistungen für Managed Hosting Services, Internet Security, Managed Storage Services, Internet-Connectivity und Co-location zu erbringen. Der Anteil an Co-location soll jedoch, wie der Schweizer Geschäftsleiter E-Business-Solutions, Andy Hinder, betont, nicht mehr als etwa zehn Prozent umfassen: «Es mag sein, dass ein Kunde Teile seiner Applikationen auf eigenen Systemen mitbringt und auch unserem Personal keinen Zutritt dazu geben möchte. Wir akzeptieren das, sehen Co-location jedoch vor allem in Kombination mit Anwendungen, die von uns betreut werden.»
Beaumont ergänzt: «Co-location macht aus ökonomischer Sicht wenig Sinn. Die Infrastruktur für ein reines Datenhotel kostet kaum weniger als für Hosted Services, bringt aber auf der gleichen Fläche nur einen Viertel oder noch weniger der Einnahmen. Es gibt aber noch einen anderen Grund, dass wir uns auf Hosted Services konzentrieren: Unsere Anwendungen wurden in den letzten Jahren im UK entwickelt und erprobt. Dank dieser Erfahrungen im Hosting von komplexen E-Business-Plattformen für Kunden wie die Deutsche Bank oder Thomas Cook kennen wir die Bedürfnisse unserer Kunden. Selbst extrem breitbandige Dienstleistungen sind kein Problem für uns. In England haben wir beispielsweise die Sendung «Big Brother» betreut mit rund 16 Millionen Zuschauern, welche die Container-Bewohner mit Streaming Video online im Internet beobachten wollten.»

Sicherheit über alles


Sicherheit wird in Dübendorf wie in jedem Data Center gross geschrieben. Rund um die Uhr wird der gesamte Hosting Bereich durch Security-Spezialisten bewacht, unterstützt von Sicherheits— und Überwachungssystemen. Selbstverständlich sind alle Systeme redundant aufgebaut, vom Server bis zur Stromversorgung. Gespiesen wird das Center von zwei Glasfaserkabeleingängen, die an verschiedenen Stellen ins Gebäude münden. Hinder: «Selbst wenn ein Lastwagen in das Gebäude rasen und ein Kabel durchtrennen würde, wäre der Betrieb immer noch gewährleistet. Und für den Fall eines Falles gibt es Backups in einem der anderen Centers. Je nach den Wünschen der Kunden können wir ein ganzes Paket von Sicherheitslösungen anbieten.» Damit sind die Daten, wie er versichert, nicht weniger sicher als in einem Bunker im Gebirge. Doch wegen der weniger abgelegenen Lage sei das Center in Dübendorf günstiger und problemloser zu betreiben. (fis)


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