E-Commerce leidet unter Franken

Die Frankenstärke fordert die E-Commerce-Anbieter heraus, denn die Konsumenten suchen nach günstigeren Einkaufsmöglichkeiten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2011/12

     

Der starke Franken macht den Online-Händlern zu schaffen, wie eine Blitzumfrage des E-Commerce-Reports Schweiz zeigt. Demnach konstatieren die befragten Online-Anbieter von Waren und Dienstleistungen, dass sie Aufträge an die ausländische Konkurrenz verlieren. «Der starke Franken macht den Preiskampf härter, die Kunden suchen gezielter nach günstigeren Einkaufsmöglichkeiten», konstatiert Professor Ralf Wölfle, Leiter des Kompetenzschwerpunkts E-Business an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und erhält für diese Aussage Bestätigung von allen Befragten. Während sechs Umfrageteilnehmer angeben, dass die Hälfte der Kunden oder mehr gezielter nach günstigeren Einkaufsmöglichkeiten suchen, sehen zwölf Befragte diese Tendenz zumindest bei einer relevanten Minderheit – also 10 bis 40 Prozent – ihrer Kunden. Internationale Anbieter beobachten zudem, dass Schweizer Kunden versuchen, auf Auslandsseiten des gleichen Shops in Euro einzukaufen. Weiter geben sechs Unternehmen an, dass sie bis etwa 10 Prozent der Aufträge an ausländische Anbieter verlieren, während weitere sechs Firmen zu Protokoll geben, dass über 10 Prozent der Aufträge statt an sie an ausländische Webshops gehen. Nur acht Unternehmen lassen verlauten, dass sie keine Aufträge ins Ausland verlieren. Besonders betroffen von der Abwanderung der Aufträge ins Ausland ist laut der Untersuchung die Reisebranche, da hier im Gegensatz zu physischen Gütern die Zollbarrieren fehlen.

Vorteil gegenüber traditionellem Vertrieb

Trotzdem dürften Webshops trotz der Frankenstärke besser dastehen als traditionelle Verkaufskanäle, da sie flexibler sind in punkto Preis und Sortiment, so Wölfle. Fünf Studienteilnehmer pflichten dem bei und bezeichnen E-Commerce denn auch als Vorteil. Allerdings sind zehn Befragte der Meinung, dass sie in gleicher Weise betroffen oder eben nicht betroffen sind wie andere Vertriebskanäle. Und acht Unternehmen konstatieren gar, dass E-Commerce eher im Nachteil ist im Vergleich zu anderen Kanälen, weil die Schweizer Anbieter aufgrund der Transparenz den niedrigen Preisen der ausländischen E-Commerce-Dienstleister nur beschränkt Paroli bieten können. Als Massnahmen gegen den starken Franken ziehen derweil zwölf Firmen einen verstärkten Einkauf im Ausland in Betracht, während fünf E-Commerce-Anbieter eine Verlagerung der eigenen Tätigkeiten ins Ausland erwägen.

Blitzumfrage

Bei der Online-Blitzumfrage des E-Commerce-Report Schweiz untersuchte das Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag von Datatrans, einem Schweizer Dienstleister für Internetzahlungen, den Einfluss der aktuellen Frankenstärke auf den Schweizer E-Commerce. Dazu wurden im Oktober 29 Fachspezialisten der wichtigsten Schweizer E-Commerce-Anbieter von Konsumgütern und Dienstleistungen befragt. Insgesamt erhielt die Fachhochschule Antworten von 14 Unternehmen, die zusammen ein E-Commerce-Volumen von über 2,5 Milliarden Franken repräsentieren. (abr)


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