Ein Jahr SuisseID – Post zieht Fazit

Die Post bietet seit einem Jahr einen digitalen Ausweis für den schweizweit rechtlich anerkannten digitalen Identitäts- und Signaturstandard SuisseID. Das Unternehmen hat an einer Pressekonferenz ein Fazit gezogen und erste Hinweise für künftige Entwicklungen gegeben.
20. Mai 2011

     

Seit Einführung der Post SuisseID im Mai 2010 (Swiss IT Reseller berichtete) konnten rund 8000 Privat- und Geschäftskunden gewonnen und mehrere zehntausend digitale Identitäten ausgeliefert werden, wie die Post in einem Mediengespräch mitgeteilt hat. Ebenfalls wurde bekanntgegeben, dass die SuisseID neu per PUK-Verfahren zurückgesetzt werden könne, sollte die ID aufgrund mehrerer Fehleingaben einmal gesperrt worden sein. Zudem wird die PUK ab sofort mit der Post SuisseID mitgeliefert. Ebenfalls gibt es neu die Möglichkeit zur Online-Erneuerung ohne Hardware-Austausch. Diesen Service biete unter den SuisseID-Anbietern (unter anderem Quovadis und Swisscom) bisher nur die Post.

Die Cloud als Treiber zu grösserer Akzeptanz

Bei der von der Post und deren Unternehmung Swisssign vor rund einem Jahr lancierten SuisseID handelt es sich um eine vom Bund unterstützte und rechtlich anerkannte digitale Signatur und Authentifizierung, welche mit der Unterschrift von Hand und dem physischen Pass verglichen werden kann. Dadurch, dass Geschäftsprozesse und damit verknüpfte Akten immer mehr auf rein elektronischem Weg abgewickelt respektive archiviert werden – und nicht zuletzt aufgrund des stetigen Wachstums neuer Cloudservices –, mache der Einsatz einer digitalen Identität immer mehr Sinn, vorderhand jedoch vor allem noch im B2B-Bereich von E-Business und E-Government, so Adrian Humbel, Geschäftsführer bei Swisssign, im Rahmen des Mediengesprächs.


Die von Swisssign entwickelte Lösung speichert die entsprechenden Identitätsmerkmale einer Person entweder auf einer Smartcard oder einem USB-Stick, wobei Letzerer von rund 90 Prozent der Kunden bevorzugt wird. In der erweiterten Ausführung können auf dem Stick nebst den Identitätsmerkmalen auch gleich die entsprechenden Applikationen verknüpft werden. Im Sinne einer Plug&Play-Lösung, welche zudem die Möglichkeit zu Remote-Support bietet, erhält man damit quasi den Zugang und die Zugangsrechte respektive Schloss und Schlüssel aus einer Hand. Für jede Applikation braucht es mit der SuisseID nur noch einen Pin zur Autorisierung; das Verwalten zahlreicher Passwörter und Benutzernamen entfällt.

Trend: E-Government und Finden weiterer Anwendungs-Anbieter

Urs Fischer, Business Unit Manger SuisseID bei der Post, spricht von zirka 150 Webseiten, welche momentan das Identitätszertifikat anbieten. Auch VPN-Lösungen via Citrix seien mit der SuisseID möglich (der Client ist dabei auf dem Stick installiert). Zudem biete der Service via SAML2-Protokoll die Möglichkeit eines Single-Sign-on-Einstiegs bei bekannten Standardapplikationen wie Google Apps, SAP, Oracle on Demand oder dem Platform-as-Service-Anbieter Salesforce.com. Mit der Anbindung an die die Wolke können sämtliche Applikationen entsprechender Anbieter genutzt werden.

Wird die SuisseID vorerst noch hauptsächlich im B2B-E-Business-Bereich genutzt, liegt der Fokus in den nächsten Monaten klar im Bereich E-Government. Bereits heute könne zum Beispiel im Kanton Genf die Steuererklärung via SuisseID ausgefüllt werden, so Humbel. Eines der laufenden Grossprojekte in den kommenden zwölf Monaten sei die Umsetzung der neuen Kontrollberichtspflicht für die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im Zusammenhang mit den Subventionszahlungen. Laufend würden darüber hinaus weitere öffentliche Dienste SuisseID-tauglich gemacht respektive Ämter, Gemeinden und Schulen für eine Umstellung auf die Nutzung des digitalen Identifikationsnachweises vorbereitet.


Als einen der nächsten grundsätzlichen Schritte sieht man bei Suisssign des weiteren auch das Finden neuer Anwendungs-Anbieter (Schlösser). Denn in der Summe dieser liege das grosse Potential. Je mehr Anbieter auf das Zertifikats-Login setzen, umso attraktiver werde das Konglomerat aus digitalem Pass und Unterschrift auch im Bereich B2C, wo das Verfahren noch sehr marginal genutzt werde. Eine Hürde ist dabei natürlich, dass bestehende Geschäftsprozesse für den Einsatz der SuissID angepasst werden müssen. Humbel rechnet damit, dass der digitale Identitätsnachweis innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre auch im B2C-Bereich weitestgehend an Akzeptanz gewonnen haben wird. Spätestens dann wird es nötig, dass auch internationale Abkommen ausgehandelt werden, um grenzübergreifend digital Verträge verbindlich unterschreiben zu können. Erste Überlegungen diesbezüglich seien jedenfalls bereits im Gange. (hbe)


Weitere Artikel zum Thema

SuisseID: Seco zieht positive Schlussbilanz

13. Januar 2011 - Mit rund 271'000 verkauften SuisseIDs und über 110 Anbietern von E-Government-Services in den ersten acht Monaten zeigt sich das Seco zufrieden.

Suisse ID auf dem Vormarsch

29. Juli 2010 - Als erste Organisation in der Schweiz gibt der Schweizerische Anwaltsverband seinen Mitgliedern einen neuen Sichtausweis kombiniert mit der elektronischen Identitätskarte SuisseID aus. Auch die Bundesverwaltung will künftig verschiedene Webportale mit SuisseID-Support anbieten.

SuisseID ist ab sofort verfügbar

3. Mai 2010 - Die SuisseID ist ab sofort bei der Schweizerischen Post oder bei Quovadis erhältlich. Swisscom bietet den elektronischen Identitätsnachweis seinen Grosskunden an.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER