Rätsel um Raju

9. Januar 2009

     

Seit der Gründer des indischen IT-Dienstleisters Satyam, Byrraju Ramalinga Raju, am Mittwoch die Wirtschaftswelt mit seinen Bilanzfälschungs-Geständnissen schockierte, steht Indien Kopf. Wie lokale Medien berichten, hat die indische Börsenaufsicht Sebi am Donnerstag mit den Ermittlungen begonnen und am Satyam-Hauptsitz in Hyderabad Dokumente beschlagnahmt. Die Ermittler machten sich auch auf die Suche nach Raju, und besuchten dessen Privathaus.

Es sei leer und abgeschlossen gewesen, so die Meldung. Seither brodelt die Gerüchteküche. Raju sei abgehauen, nach Dubai sagen die einen, nach Texas die anderen. Sein Anwalt versicherte jedoch, dass Raju noch in Hyderabad sei, und den Behörden bei Bedarf zur Verfügung stehe. Diese Aussage deckt sich mit Rajus Geständnis, in dem er schrieb, er sei jetzt bereit, sich den Behörden zu stellen und die Verantwortung für seine Vergehen zu übernehmen.


Indessen steht seine Firma kurz vor dem Kollaps: Die knappen Barmittel reichen kaum noch aus, um die Löhne der 53'000 Angestellten zu bezahlen. Bereits werden erste Rufe nach Hilfe seitens des Staates laut. Die Kreditkrise hat Indiens Outsourcer stark getroffen. Einen Grossteil ihres Umsatzes machen sie in den Vereinigten Staaten, offene Stellen sind nicht mehr im Überfluss vorhanden. Eine Milliarde Dollar wären zur Rettung nötig.

Das Management von Satyam trifft sich am Samstag unter der Führung von Interims-CEO Ram Mynampati zur Krisensitzung. Ob Ramalinga Raju oder sein Bruder Rama Raju auch teilnehmen werden, ist nicht bekannt. Raju hat mitgeteilt, der Firma zur Verfügung zu stehen, bis das Top-Management verstärkt werden kann. Im Zuge der Krise hatten bereits im Dezember vier Direktoren die Firma verlassen.

Ram Mynampati gibt sich unterdessen dem Zweckoptimismus hin. "Wir haben von vielen Kunden die Zusicherung erhalten, dass sie Satyam die Treue halten", sagte er anlässlich einer Pressekonferenz letzte Nacht. Dabei bleibt vielen gar nichts anderes übrig. Ihre Verträge haben lange Laufzeiten und die geschäftskritischen Anwendungen, welche Satyam für sie betreibt, können nicht von heute auf morgen an einen anderen Dienstleister übergeben werden. (mag)


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