«Wir müssen das Netz enger knüpfen»

Der Fujitsu-Konzern bereinigt im Zuge der Übernahme von Fujitsu Siemens Computers das Produktportfolio. Der neue Channel-Chef Hans Dieter Wysuwa sagt im Exklusiv-Interview mit IT Reseller, was dies für die Partner bedeutet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/05

     

Zum 1. April wird Fujitsu Siemens Computers (FSC) neu zu Fujitsu Technology Solutions. Im Vorfeld gab es eine Personal-Rochade und auch Unruhe über den Kurs des (offensichtlich angeschlagenen) Unternehmens. IT-Reseller-Korrespondent Ralph Beuth sprach auf der Cebit mit Hans Dieter Wysuwa, dem neuen Leiter des Corporate Channel Business für die Region Europa, Naher Osten und Afrika.

Im Vorfeld des Umbaus ...

Im Vorfeld des Umbaus bei Ihrem Unternehmen wird naturgemäss viel über die zukünftige Ausrichtung von FSC spekuliert. Was wird sich ändern?
Wysuwa: Umlaufende Gerüchte sind ja dadurch entstanden, dass ein Artikel fehlerhaft übersetzt worden ist. Aber auf unserer Hausmesse Visit haben wir damals bereits bekanntgegeben, dass wir unser Produktportfolio bereinigen werden: Wir werden nicht mehr mit zwei völlig getrennten Produktlinien antreten wie bisher, nachdem sich das als nicht effizient erwiesen hat. Wir werden also mit einem harmonisierten Portfolio in den Markt gehen, mit dem wir sowohl die Consumer- als auch die Business-Kanäle bedienen wollen. Das war überfällig.

Die Produkte ...

Die Produkte werden also in Zukunft weniger stark ausdifferenziert sein?
Was ist der Unterschied zwischen einem Consumer- und einem Business-PC? Die Unterschiede sind tatsächlich nicht mehr so gross - sie liegen überwiegend in den Komponenten und in der Ausstattung.

Was bedeutet das für die Händler?

Für unsere Partner wird sich im Prinzip nichts Wesentliches ändern. Ein Riesenvorteil auch für unsere Partner ist allerdings, dass wir Teil eines global agierenden Konzerns sind, der die IT im Herzen trägt. Fujitsu ist ein reinrassiger IT-Entwickler mit einem hohen Anteil in Sachen Forschung und Entwicklung. Aus Gesprächen weiss ich, dass unsere Partner mit der bevorstehenden Lösung sehr zufrieden und glücklich sind.

Werden Sie angesichts des veränderten Portfolios neue Partner auswählen?

Wir sind ein traditionell channel-orientiertes Unternehmen mit starker Ausprägung in Richtung Services. Die Wertschöpfungsbasis für einen möglichen Partner besteht allerdings schon darin, dass er eine gewisse Grösse aufweisen muss, um erfolgreich zu sein. Aber mit FSC kann man rechnen: Wir haben uns gemeinsam mit unseren Partnern eine Channel-Landschaft aufgebaut, auf die wir sicher stolz sein können. Unsere Partner in Deutschland zum Beispiel machen den kompletten Service für uns. Eine Mischform aus sehr ambitionierten kleineren und grossen, auch international agierenden Häusern als Ergänzung ist das Erfolgsrezept für die Fujitsu der Zukunft.

Im Rahmen des Joint-Ventures ...

Im Rahmen des Joint-Ventures war man stolz darauf, die Nummer 1 unter den PC-Herstellern geworden zu sein. Schmerzlich?
Für die Goldmedaille auf dem Marktanteilstreppchen gibt es nicht einen Euro mehr Umsatz oder Gewinn. Das ist eine gedankliche Falle. Themen wie Service und Mehrwert haben dagegen in Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen. Einige Trends bei der Hardware sind verhängnisvoll: So ein Mini-Notebook für 299 Euro minus Mehrwertsteuer bedeutet, dass unterm Strich vielleicht 6 Euro für den Hersteller übrig bleiben. Und für den Handel lohnt sich das auch nicht. Die Zukunft gehört hybrid-agierenden Unternehmen, die sowohl Produkte als auch Dienstleistungen und Infrastrukturen anbieten. Ein Thema allein funktioniert nicht.

Ist der Geschäftskunden-Markt denn momentan lukrativ genug?
Wir müssen das Netz enger knüpfen, wenn wir mehr Fische fangen wollen. Den Mittelstand wieder einmal neu zu entdecken, ist dabei keine so originelle Lösung. Bei manchen Produktgattungen sind wir allerdings froh, rechtzeitig auf die Bremse gegangen zu sein.


Zuletzt war die Rede von Verlusten und Sorge um die Produktionsstandorte. Wie geht es weiter?
Die Standorte sind gesichert, hierzu gab es ein eindeutiges Statement von Fujitsu aus Tokio. Darin hat Fujitsu klar die Absicht bekundet, das PC-Business nach dem 1. April als Kernstück des europäischen Produktportfolios weiterzuführen. Demnach gibt es keine Pläne, aus dem PC-Geschäft auszusteigen, weitere Arbeitsplätze zu streichen oder Fabriken zu schließen. (Interview Ralph Beuth, Hannover)


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