Marcel Dobler - Der Zehnkämpfer

Marcel Dobler ist erfolgreich als Geschäftsführer von Digitec und als Zehnkämpfer im Disziplinenkader der Schweiz. Gemeinsam mit zwei Freunden hat er einen der grössten Webshops der Schweiz mit 150 Mitarbeitern aufgebaut. Dobler verspricht auch weiterhin Wachstum und Überraschungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/20

     

Agil im Geschäftsleben, ungelenk im Speerwerfen: Marcel Dobler ist gewinnorientiert in Beruf und Freizeit. «Mir fehlt es an der Bewegung», gesteht sich der Zehnkämpfer des Leichtathletik-Clubs Turicum und Geschäftsführer von Digitec selbst ein. Eine Klage auf hohem Niveau - als Mitglied des Zehnkampf-Disziplinenkaders der Schweiz. Der 28-Jährige ist Mitgründer des Zürcher Online-Handelsunternehmens, zusammen mit seinen beiden Jugendfreunden Oliver Herren und Florian Teuteberg.

Am Anfang steht der Spass

Die drei waren in ihrer Sturm- und Drang-Zeit Hardcore-Gamer. «Von 16 bis 19 spielten wir Tag und Nacht und wurden gute Freunde», so Dobler im Gespräch. Ein knappes Jahrzehnt später leiten die drei «Web Shop Boys» gleichberechtigt ein Unternehmen, das über 150 Mitarbeitende beschäftigt. «Trotz der Grösse sind wir agil», betont Dobler.

«Es war immer klar, dass wir uns mal selbständig machen wollten. Anfangs schraubten wir nur an PCs für Freunde und Bekannte. Daraus entstand unser erster Onlineshop, über den immer mehr Bestellungen reinkamen – von Fremden, die einfach bestellten», sagt Dobler. Im April 2001 gründeten die drei Freunde Nägeli Trading & Co. als Kollektivgesellschaft. Die drei gleichberechtigten Geschäftsführer fällen Entscheide immer zusammen. «Wir haben eine gute Streitkultur und sind nie gleicher Meinung. Wir können aber einander zuhören und uns weiterentwickeln», sagt Dobler.

Programmieren während der Lehre

Den ersten Online-Shop der drei hat Dobler noch während seiner Lehre als Elektroniker programmiert, die er von 1996 bis 2000 bei Ascom in Hom-brechtikon absolvierte. Damals spielte er noch Fussball (2. Liga) und hatte mit Mehrkampf nichts zu tun. «Die Lehre als Informatiker gab es damals noch nicht bei uns», sagt Dobler. Doch nach der Lehre mit Berufmatura begann er das Informatik-Studium an der Fachhochschule Rapperswil. Der Aufstieg des Webshops sollte dem Studium aber schon bald dazwischenkommen. Nach einem Jahr reduzierte Dobler auf 50%. Nach zwei weiteren Semestern war Schluss. «Ich fand einfach keine Zeit mehr für Theorie – der praktische Erfolg im Geschäft wurde so gross.»

Dagegen behält er seinen neuen Hobbysport. Denn den Fussball, der ihn seit er sechs Jahre alt ist, zu Höchstleistungen anspornte, gibt er mit 19 auf. «Es war immer das Gleiche. Ich hatte genug.» Nach dem Militärdienst kommt Dobler 2001 zum Mehrkampf, im Jahr der Geschäftsgründung und des Studienbeginns. «Ich war schon immer sportlich. Der Mehrkampf ist vielseitig und anspruchsvoll, jeden Tag trainiert man etwas anderes. Anfangs dümpelte ich aber noch umher, als Ausgleich jeden Tag nach der Arbeit», schmunzelt Dobler mit aufrechtem Körper und fokussiertem Blick.


Beim LC Turicum findet Dobler mit den Mittagstrainings die idealen Trainingsmöglichkeiten in der Stadt Zürich. «Sport lüftet mir den Kopf. Es ist körperlich anstrengend, aber geistige Erholung. Am Abend kann ich das Geschäft prima vergessen und zusätzlich habe ich nach dem Training den Kopf frei für neue Ideen.»

Buchhaltung muss sein

Neben dem Programmieren schaut er die Finanzen durch. «Buchhaltung ist nicht mein Wunschkapitel. Der Aufwand ist aber auch nur 5 bis 10 Prozent meiner Zeit - das fällt kaum ins Gewicht», sagt Dobler grinsend, aber jeder habe seine Aufgaben. In der Anfangszeit habe jeder noch selbst Päckchen geschnürt und eigenhändig zur Post gebracht. «Heute ist meine Hauptarbeit konzeptioneller Natur mit den Fragen: Was tun? Wo gibt’s Probleme?» Die Datenbank und die Logistik liegen ihm, um Warenabläufe zu optimieren. Dass sie früher alles selbst in die Hand nahmen, helfe ihnen nun, um die Abläufe zu verstehen. «Weil ich von Grund auf alles kenne: Packen, Lager, Bestellung und Beratung.» Spannend wie im Mehrkampf.


«Jeden Tag trainiert man als Zehnkämpfer etwas anderes, das Wochenende ist manchmal frei», so habe man nach einer Woche jede Disziplin trainiert. Zum Programm des Zehnkampfes gehören vier Lauf-, drei Sprung- und drei Wurfdisziplinen, die der Athlet bei einem Wettkampf an zwei Tagen abspult. Seine Lieblingsdis­ziplin ist der Hürdenlauf. Der Zehnkampf gilt als eine der Königsdisziplinen der Leichtathletik und ist seit 1912 olympisch. Doblers Sport-Team besteht fast ausschliesslich aus Akademikern. «Es ist eine lockere Atmosphäre und überhaupt nicht verbissen», so Dobler. Verbissen sei ihm das Programmieren.

Erfolgsrezept für Sport und Beruf

Im Jahre 2007 gelingt Dobler der dritte Platz an den Schweizer Mehrkampf-Meisterschaften in Frauenfeld (anlässlich des eidgenössischen Turnfests) mit 7268 Punkten. Dadurch qualifizierte er sich für den Europacup in Maribor (6998 Punkte, 9. Rang von 30 Teilnehmern) und die Militär-Weltmeisterschaft in Hyderabad. Letztere musste Dobler aber wegen einer Verletzung absagen. Im gleichen Jahr errang Dobler den dritten Platz an der Hallen-Schweizermeisterschaft in Magglingen. «Damit habe ich alles erreicht, was ich wollte», so Dobler. Auch im Geschäft läuft es. Das Erfolgsrezept ist wie im Sport: «Überall verbessern, an Schwächen arbeiten, auch wenn es mal weh tut. Wir haben praktisch jeden Monat eine Innovation: ein neuer Shop, ein neues Lager, eine neue Datenbank oder ein neues Angebot. Nächstes Jahr wird es eine besondere Überraschung geben», verspricht Dobler, mehr will er nicht verraten. Er liebt neben der Abwechslung auch die Überraschung.

Marcel Dobler

Der gebürtige Appenzeller Marcel Dobler ist am 29. August 1980 geboren und in Männedorf (ZH) aufgewachsen. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer von Digitec mit 154 Mitarbeitenden. Rund 100 Personen arbeiten am Hauptsitz in Zürich. Die zusätzlichen Filialen stehen in Winterthur mit 7 Mitarbeitenden und in Kleindöttingen (AG) auf 30‘000 Quadratmetern mit Zentrallager und 35 Mitarbeitern. Seit 29. Oktober ist die 1820 Quadratmeter grosse neue Filiale in Dietikon mit 14 Mitarbeitenden eröffnet. Das Geschäft wuchs flächenmässig von einst 25 Quadratmeter auf heute rund 35‘000 Quadratmeter. Für Aufsehen sorgte Digitec mit dem Gewinn des Swiss Economic Award 2008 und dem Vertrieb des iPhones als US-Import vor dem Schweizer Start. Ebenfalls seit Ende Oktober bietet der ehemalige Online-Shop nun auch einen Hausliefer-Service für Fernseher an. Zusammen mit Technical Logistics der Schweizeri­schen Post werden die Geräte ausgeliefert. (Marco Rohner)


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