Finanzkrise erreicht IT-Markt

Im kommenden Jahr sollen die Auswirkungen der Finanzkrise auch im IT-Markt spürbar werden. Der Schaffhauser Marktforscher MSM Research ist momentan dabei, seine Wachstumsprognose nach unten zu korrigieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/19

     

Die sich zunehmend auch in der Realwirtschaft auswirkende Finanzkrise wird wohl auch den Schweizer IT-Markt nicht verschonen. «Wir werden auch in der Schweiz mit schwierigen Zeiten zu rechnen haben», bestätigt Philipp Ziegler, Geschäftsführer des Schaffhauser Marktforschers MSM Research auf Anfrage von IT Reseller. Derzeit arbeite MSM noch am Update und der Korrektur seiner Prognosen für den Zeitraum bis 2010, deren Ergebnisse am 21. November kommuniziert werden sollen.


Erste Anzeichen sind aber offenbar schon zu erkennen: Gemäss Ziegler hat eine Umfrage bei mehr als 160 Unternehmen mit einem gesamten ICT-Budget von rund 1,4 Milliarden Franken ergeben, dass die IT-Investitionen im kommenden Jahr nur noch um einen bis zwei Prozentpunkte gegen­über 2008 steigen sollen. Bei einem Gesamtumsatz von gut 15 Milliarden Franken im Jahr 2007 repräsentieren diese Firmen knapp 10 Prozent des Investitionsvolumens.

Prognosen nicht einfach

«Zumindest sind das die derzeitigen Absichten», so Ziegler. «Allenfalls müssen wir die Zahlen nochmals nachkorrigieren.» Im Juli dieses Jahres ging MSM noch von einer Steigerung um 3,6 Prozentpunkte aus. Laut Ziegler sind in erster Linie Finanzdienstleister und die von der Exportwirtschaft abhängigen Industriezweige vom Abschwung betroffen. «Im Zuge der allgemeinen Verunsicherung werden natürlich auch Zulieferer und Dienstleister ihre geplanten Ausgaben kritisch überprüfen.»

Auch das Marktforschungsunternehmen Gartner musste seine weltweiten Prognosen hinsichtlich der Finanzkrise nach unten korrigieren - und malt insbesondere für Europa ein düsteres Bild, das zeigt, dass die Schweiz mit einem schwächeren Wachstum eigentlich noch gut bedient ist.


Weltweit würden im kommenden Jahr die IT-Ausgaben um nur noch 2,3 Prozent auf 3,5 Billionen Dollar steigen. In den letzten Schätzungen war Gartner noch von einem Plus im Bereich von 5,8 Prozent ausgegangen. Richtig hart soll es 2009 Westeuropa treffen. Hier gehen die Marktforscher von einem Rückgang der Investitionen um 0,8 Prozent aus. In Nordamerika liege immerhin noch eine Zunahme um magere 0,5 Prozent drin. Dieser Region wurde zuletzt noch ein Plus von 5,3 Prozent zugetraut. Auch in Japan rechnet Gartner mit einem Nullwachstum.

Nicht wie im Jahr 2000

«Reife Märkte, insbesondere die Vereinigten Staaten und Westeuropa, werden am stärksten betroffen sein», so Gartners Forschungs-Chef Peter Sondergaard. «Aber auch Schwellenländer sind nicht immun.» Die Beschwichtigungen werden gleich hinterhergeschoben: Die Reduktion werde längst nicht so dramatisch ausfallen wie beim Platzen der Internetblase anno 2000, beruhigt der Marktforscher. «Die IT-Industrie musste während der Rezession im Jahr 2001 schwere Rückschläge hinnehmen und hat hinzugelernt», so Sondergaard. Die Informationstechnologie sei zu eng mit dem operativen Geschäft verbunden, was allzu herbe Reduktionen verunmögliche. Ausserdem erfolge die Planung für IT-Investitionen heute langfristiger was Investitionsstops deutlich schwerer mache. Insbesondere Hardware-Hersteller würden die Krise zu spüren bekommen, während im Software-Markt noch immer mit einer Steigerung von 8,6 Prozent zu rechnen ist. (Markus Gross)


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