Blog-Netzwerk soll fette Kohle bringen

Zwei Jungunternehmer konnten für ihren Blog-Marketing-Dienst Trigami namhafte Investoren gewinnen. Doch das Konzept birgt Widersprüche in sich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/16

     

Die beiden alten IT-Kämpen Peter Schüpbach (Miracle, Xing, Studi VZ usw.) und Nicolas Berg (Borsalino, Xing) investieren zusammen mit fünf weiteren Partnern in Trigami.com, einem Blog-Marketing-Dienst, der von den beiden Freunden Remo Uherek und Alain Aubert vor rund einem Jahr gegründet wurde. Blogs und Marketing – wie verträgt sich das? Worum geht es?
Der BWL- und Marketing-Uni-Absolvent Uherek, der mit seinem Blog Remo.fm in der Szene kein Unbekannter ist, und Aubert, der gerade seinen Bachelor in Informatik macht, hatten die Idee, über ein eigenes Blogger-Netzwerk Firmen Produktbesprechungen anzubieten. Das Projekt kam vor allem mit anderen Jungunternehmen ins Rollen, da solche naturgemäss an kostengünstigen Methoden zur Bekanntmachung ihrer Produkte interessiert sind. Bei Trigami können sich Blogger gezielt für ausgeschriebene Aufträge bewerben und Produktbesprechungen gegen Geld vornehmen. Der hohe Wert, den man Meinungen von Bloggern zugesteht, kommt vor allem durch ihre Unabhängigkeit zustande, und gemäss den Trigami-Statuten soll auch die journalistische Freiheit gewährleistet sein.
Wie aber vertragen sich solche unabhängigen Beiträge, von einer Community für eine Community geschrieben, mit den klassischen Methoden der freien Marktwirtschaft? Denn: Wenn ein Schüpbach und Berg dahinterstehen, dürfte es nicht bloss dabei bleiben, dass junge Menschen Spass an der Freude haben und sich damit ein Zugeld verdienen. Uherek zufolge liegt die Idee darin, dass Blogger gut vernetzt sind und deshalb rasch eine grosse Verbreitung der Botschaft zu tiefen Kosten erreichen können. Virale Verbreitung heisst das Zauberwort.
«Ja, wir versuchen in gewisser Weise einen Spagat», gibt er im Gespräch mit IT Reseller zu. Man wolle klar kein verstecktes Marketing, und Einträge, die im Auftrag von Trigami vergeben werden, sollen als bezahlte Inhalte gekennzeichnet sein. Doch bereits diskutieren die Betreiber mit ihren Mitgliedern auf der Website, ob und in welchem Umfang in Besprechungen Konkurrenzprodukte der Kundschaft erwähnt werden dürfen. Uherek meint, man müsse zwischen Aufträgen für Bekanntmachung von Produkten und Marktforschung unterscheiden, wenn ein Kunde bloss auf Meinun­gen der Testpersonen aus ist. Marketing werde sich in diese Richtung entwickeln, man sehe Trigami aber nicht als Substitut, sondern als Ergänzung. (mh)

IT Reseller meint

Wenn eine Idee wie diese zum Fliegen kommen und in der Zukunft nicht bloss Jungunternehmen, sondern auch etablierte Brands nach dem Vorbild von Second Life anziehen soll, müssen die Trigami-Gründer eine klare Strategie finden, und insbesondere ihre Investoren müssen ihre Funktion als Mentoren und Strategen wahrnehmen. (mh)


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