Hafechäs.com


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/13

     

Das nächste Platzen der Internet-­Blase kommt bestimmt. Irgendwann in den nächsten paar Jahren wird wieder ein Grossteil der Menschheit mit hängendem Kiefer und weit aufgerissenen Augen in dramatischer Pose die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich halb verwundert, halb verärgert darüber klarwerden, dass ihnen ihr Verstand im Zuge der Hysterie um neue Internet-Anwendungen abhanden gekommen ist und sie deshalb ihr Leben ruiniert haben.
Aktienkurse im Keller, Haus weg, Frau sucht sich einen anderen. Wenn es ganz schlimm kommt, ist man auch den Job los, weil man in einer Firma arbeitete, die im Internetbereich tätig war, oder weil man dafür verantwortlich war, dass die eigene Firma in ­Firmen investierte, die mit Internet ­irgendwas zu tun hatten.
Der IT-Reseller-Konkursindex wird nicht wie heute, wo wir mitten im zweiten grossen Internet-Hype stecken, sinken (s. Seite 10), sondern wieder wie nach dem Jahr 2000 in die Höhe schnellen. Weshalb werden wieder Tausende auf der Strasse stehen? Ohne Arbeit, ohne Geld. Weshalb werden wieder Manager gefeuert werden, weil sie Unsummen unsinnig verspekuliert haben? Ganz einfach: Weil der Mensch nicht von seinem Verstand geleitet wird, dafür umso mehr von seinem Trieb. Das «sapere aude», die Aufforderung ­Immanuel Kants, der Mensch soll sich seines Verstandes bedienen, bleibt ein frommer Wunsch.
Menschen investieren in Firmen, die glauben oder glauben machen, dass sich mit Menschen, die glauben, man soll sich dabei filmen lassen, wenn man hackedicht in seinem eigenen Erbrochenen liegt, Geld ­verdienen lässt. Wem es egal ist, wie schlecht oder ethisch fragwürdig die Inhalte im Web sind, Hauptsache mit solchen Anwendungen lassen sich möglichst grosse Aktiengewinne erzielen, der wird eben zu denen gehören, die den Mund vor Staunen nicht mehr zukriegen ob der Tatsache, dass ihr Verstand ausgesetzt hatte. Wenn sie denn überhaupt je einen hatten.


Markus Häfliger
Chefredaktor


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