Zoff um Winware-Vertrieb

Der Winware-Hersteller Selectline vertreibt ab dem 1. Juli das Produkt selbst und nicht mehr über Sage. Die aber geht von unveränderten Verhältnissen aus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/11

     

Verwirrung im Schweizer ERP-Markt: Recherchen von IT Reseller haben ergeben, dass die Magdeburger Selectline Software, Hersteller der Sage-Marke Winware, zusammen mit dem früheren Winware-Geschäftsführer und heutigen Skip5-Inhaber Bernd Pfaff eine Schweizer Niederlassung gegründet hat, die ab dem 1. Juli das Produkt unter dem Selectline-Brand vertreibt. «Selectline hat mir ein Angebot für den Aufbau einer Schweizer Vertriebsorganisation gemacht, und die Firma ist bereits gegründet», bestätigt Pfaff gegenüber IT Reseller das Gerücht. Selectline Schweiz wird an derselben Adresse wie Skip5 in St. Gallen beheimatet sein und bereits ab dem heutigen Datum neben Pfaff als Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrats vier Mitarbeitende beschäftigen.

Ausser zwei Support- und einem Back-Office-Mitarbeitenden gehört zu dem Team ein Key Account Manager, der den Händlerkanal betreuen wird. Denn: «Wir werden Selectline konsequent nur über Händler und nicht direkt verkaufen», sagt Pfaff, der damit rechnet, den Mitarbeiterbestand bis Ende Jahr um rund 10 Leute zu erweitern. Pfaff will ein dreistufiges Partnermodell einführen, das sich an Umsatz, Anzahl Neukunden und Referenzkunden orientiert. Ein «Kompetenzpartner», die höchste Partnerstufe, muss mindestens zwei Mitarbeiter für das Produkt ausbilden lassen.
«Wir suchen aktiv Händler», sagt Pfaff und meint, «die Produkte würden sich ideal ergänzen, da Skip5 nur per ASP und Selectline nur in der CD-Box vertrieben werde. Pfaff will sich vorerst vor allem um den Aufbau von Selectline Schweiz kümmern, während Skip5-Mann ­Roman Sutter den ASP-Hersteller mit seinen sechs Mitarbeitenden betreuen wird. «Es haben sich bereits viele Händler gemeldet», sagt Pfaff, und Sutter meint: «Es besteht durch die neue Situation auch eine gewisse Unsicherheit, die es nun aufzuklären gilt.»


Unsicherheiten gibt es tatsächlich. Denn kaum wurde die Geschichte letzte Woche auf IT Reseller Online bekannt, reagiert Sage mit einem E-Mail an die Händler. Es sei in den letzt en Monaten zu Unstimmigkeiten zwischen dem Lieferanten des Produkts, der Selectline Software GmbH, und Sage Schweiz gekommen, heisst es da. Sage gehe von einem gültigen Liefervertrag aus und werde Winware in der Schweiz weiterhin und unlimitiert betreuen und allen Lieferverpflichtungen nachkommen. Wörtlich heisst es weiter: «Es besteht weder kurzfristig noch mittelfristig die Absicht, das Produkt Winware einzustellen oder aufzugeben.»
Diametral entgegengesetzt zur Aussage von Sage steht die Stellungnahme von Rainer Kuhn, Geschäftsführer von Selectline, Dieser sagte nämlich auf Anfrage von IT Reseller: «Der Vertrag zwischen Winware Software und Sage Schweiz wurde von unserer Seite gekündigt, da wir den Vertrieb in der Schweiz wieder selbst in die Hand nehmen möchten.»

Das sieht Mark Ziegler, Marketing- und Verkaufsleiter bei Sage, ganz anders: «Der Vertrag wurde mit einer Laufzeit bis 2009 abgeschlossen. Selectline versucht nun, eine juristische Unklarheit auszunützen.» Dies widerspreche aber dem Grundsatz von Treu und Glauben, sagt Ziegler und verweist darauf, dass Sage am 26. und 27. Juni eine Informationsveranstaltung in Egerkingen anberaumt hat, um die Händler über das konkrete weitere Vorgehen zu informieren. Dass sich allerdings die Anwälte der beiden Unternehmen bis dahin einigen können, darf bezweifelt werden. (mh)


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