Speicher sucht Schutz

Symantec kauft Veritas – EMC übernimmt RSA: Storage und Security rücken immer näher zusammen, weil die Kunden zunehmend Gesamtlösungen verlangen. Doch noch sind nicht alle Vorteile für die Channel-Partner ersichtlich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/05

     

Dass Datensicherheit und Datenmanagement eng miteinander verbunden sind, klingt irgendwie logisch. In jüngster Vergangenheit äusserte sich das auch in verschiedenen Firmen­übernahmen: So kaufte beispielsweise der Security-Riese Symantec den Spezialisten für Backup- und Storage-Verwaltung Veritas. Die Übernahme wurde am 16. Dezember 2004 offiziell kundgetan und kostete die Sicherheitsspezialisten stolze 13,5 Milliarden Dollar. In etwas kleinerem Stil und in die umgekehrte Richtung verlief die Übernahme der Security-Firma RSA durch den Speicherspezialisten EMC. Der Merger belief sich auf 2,1 Milliarden Dollar und ging in der Mitte des letzten Jahres über die Bühne. Sowohl Symantec wie auch EMC erhoffen sich durch die Zukäufe einerseits Wachstum, aber auch eine Komplettierung ihrer Angebote: «Der grosse Vorteil für Partner und Kunden ergibt sich daraus, dass alle Produkte und Technologien für Sicherheit, Verfügbarkeit und Compliance aus einem Guss sind und aus einer Hand angeboten werden», beschreibt Diego Boscardin, Managing Director Symantec Switzerland, die Vorteile der Akquisition. Man könne Informationen nicht absichern, ohne sie zu managen, fügt Daniel Lamprecht, Country Manager Switzerland bei RSA, an.

Noch kaum Auswirkungen bei EMC

Der grundlegende Tenor unter den von IT Reseller befragten EMC- und RSA-Partnern zeigt jedoch, dass für die beiden Firmen in Sachen Produktintegration noch vieles zu tun bleibt. «Ich sehe bei den EMC-Partnern noch keine praktischen Auswirkungen», sagt beispielsweise ein Betroffener, der, wie viele andere auch, nicht namentlich genannt werden möchte. Peter Bernold, Produktmanager bei Nextira One konnte ebenfalls noch keine Auswirkungen der Übernahme ausmachen, ausser dass «alle bisherigen Preisabsprachen ungültig wurden und wieder neu diskutiert werden müssen». Daniel Lamprecht begründet die noch nicht bemerkbaren Auswirkungen unter anderem damit, dass die erste Priorität des Unternehmens bei der Übernahme darin gelegen hätte, keinen Schaden anzurichten. «Wenn ein bestehendes Modell funktioniert, gibt es keinen Grund, dieses zu ändern.»

Weniger Marge bei Symantec?

Die Symantec- und Veritas-Partner stellen ihrem Lieferanten ein schlechteres Zeugnis aus: Die Übernahme habe vor allem auf die Margen gedrückt und den administrativen Aufwand erhöht, gaben zwei Partner zu Protokoll. Eine mildere Zwischenbilanz zieht der Verkaufsleiter von Dynawell, Matthias Künzle: Er erkennt in Sachen Produkte und Betreuung schlicht noch keine Veränderung. Bei Symantec sieht man den Grund für diese «bedauerlichen» Aussagen in erster Linie in der Konsolidierung und Modernisierung der Softwareplattform des Unternehmens. Boscardin gibt sich allerdings überzeugt, dass die betroffenen Partner die «neuen Potentiale», die sich aus der Fusion ergeben, noch erkennen würden: «Wir schützen die Investitionen unserer Partner und unterstützen sie bei der Marktbearbeitung und Kundengewinnung. Dementsprechend ist unsere Margenstruktur auf eine Win-Win-Win-Situation für den Endkunden, unsere Partner und Symantec ausgelegt.»

Natürlich erhofft man sich sowohl bei EMC als auch bei Symantec neue Marktpotentiale durch die Zusammenführung ihrer Storage- und Security-Lösungen. Dadurch, dass bisherige Security- bzw. Storage-Spezialisten jetzt ILM(Information Lifecycle Management)-Gesamtlösungen anbieten können, will man das Wachstum erhöhen. Laut Diego Boscardin hat sich bei Symantec dieser Effekt bereits eingestellt: Mit dem kürzlich weltweit lancierten Partnerprogramm sollen der Knowhow-Transfer und der Support noch weiter ausgebaut werden. So stellt Symantec seinen Partnern ­kostenlose Schulungs- und Zertifizierungsangebote zur Verfügung, die auch rege genutzt werden. «Ausserdem profitieren sie von der Vereinheitlichung des technischen Supports für die Bereiche IT-Sicherheit und -Verfügbarkeit», ergänzt Boscardin, «dieser steht ihnen rund um die Uhr zur Verfügung.»


Wie Daniel Lamprecht erklärt, hätten EMC und RSA üblicherweise verschiedene Channel-Partner. «Jedoch planen wir, dies in Zukunft zu ändern und Partnern beiderseits die Möglichkeit zu geben, ihre Angebotspalette zu erweitern.» Ohnehin geht Lamprecht davon aus, dass ein Grossteil der spezialisierten Sicherheitsanbieter in Zukunft verschwinden und mit Informations-Management-Spezialisten fusionieren werden, da der Kunde heute vermehrt integrierte Lösungen verlangen würde. «Das war einer der wichtigsten Gründe von EMC für die Übernahme von RSA. Wir sind überzeugt, dass unsere Partner die Marktnachfrage damit bestens bedienen können», so Lamprecht.

Durchaus positive Seiten

Michele Rapisarda vom RSA-Partner Internet Security ist von alldem wenig berührt: «Solange das super kompetente Team in Dübendorf ist, haben RSA-Partner nichts zu befürchten», gibt er sich gelassen und ist überzeugt, dass RSA durch die Übernahme Zugang zu noch mehr Ressourcen habe und dadurch einen stärkeren Rückhalt bekommen hat. Auch die Symantec-Partner können dem Kauf von Veritas Positives abgewinnen: Das Angebot des Security-Herstellers sei seither kompletter geworden, ist das Fazit eines Befragten. (mag)


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