Spam-Schleuder Cebit


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/04

     

Die Welt steht still – die Cebit vor der Tür. Seit Wochen verschwinden «gewöhnliche» Pressemitteilungen unter einer Flut von Cebit-Spam. Grund­legende Kommunikationsregeln scheinen in diesen Tagen nichts mehr zu gelten, und viele Mitteilungen zeich­nen sich durch einen Mangel an ­Relevanz aus: Firma X geht an die ­Cebit, Firma Y ist schon zum dritten Mal dabei und allesamt haben sie hervorragende neue Produkte. Manch­mal beschleicht mich das ­Gefühl, dass es vor allem die PR-Agenturen sind, welche von der weltweit grössten ICT-Messe profitieren.
Kein Wunder also, dass in den letzten sechs Jahren rund ein Viertel der Aussteller der Messe den Rücken ­gekehrt haben. Die Preise und Margen stehen in der IT-Branche seit Jahren mächtig unter Druck und langsam, aber sicher müssen auch die Marketingmanager ehemaliger Krösusse damit rechnen, über die ­Wirkung ihrer Aktivitäten Rechenschaft ablegen zu müssen.
Die Messeveranstalter versuchen natürlich, dem Negativtrend entgegenzuwirken und denken schon länger über mögliche Konzeptänderungen nach. Anstatt die Ausstellung in Technologie-Bereiche zu gliedern, will man jetzt den Besucher seinen Bedürfnissen gerecht abholen, sprich ihm eine lösungsbasierte Sicht auf die Angebote ermöglichen und so seinen Messebesuch möglichst praxis­gerecht gestalten. Was im ­Consumer-Bereich mit dem Themen­bereich Digital Living bereits zum zweiten Mal Realität ist – ein themen- und nicht ein technologiebezogener Ansatz, soll nun also auch dem Business-Besucher den Messebesuch ­erleichtern und schmackhaft machen.
Die Cebit ist nach wie vor die wichtigste Messe für die Branche und ­daher ist es nur verständlich, dass die (noch) teilnehmenden Firmen die Wirkung ihres Auftrittes zu steigern versuchen. Trotzdem: Am Ende versteht man in einer schreienden Menge nicht den Lautesten, sondern niemanden. Bevor also Massenmails in alle Kontinente geschickt werden, sollte man sich kurz überlegen, ob es auch wirklich etwas zu sagen gibt.


Markus Gross
Redaktor


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