Fernsehwahn und purzelnde Preise

Die Geschäfte in der CE-Distribution liefen im vergangenen Jahr gut. Dank starker Nachfrage nach LCD-Fernsehern und Multimedia-Geräten sehen die helvetischen Distributoren trotz fallender Preise positiv in die Zukunft.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/01

     

Die Schweizer CE-Distribution blickt zufrieden auf ein gutes Geschäftsjahr zurück. Zu verdanken hat sie das im grossen und ganzen der starken Nachfrage nach LCD-Fernsehgeräten. Für das laufende Geschäftsjahr sind sie zuversichtlich, trotz Preiszerfall, der auch in diesem Jahr anhalten wird. Multimedia ist das Zauberwort für 2007. Die auf Full-HD gestiegenen Auflösun­gen bei LCD- und Plasma-TVs werden nach Expertenmeinung nicht nur die Nachfrage nach Fernsehgeräten, sondern auch nach Blue-Ray- und HD-DVD-Laufwerken beflügeln. Zudem ist im Wohnzimmerbereich immer mehr edles Design gefragt, was die Schweizer Kunden auch gern einmal tiefer ins Portemonnaie greifen lässt. IT Reseller hat sich in der Schweizer Distributorenszene umgehört:

Multimedia über alles

Bei Tech Data gibt man sich zufrieden. Die Rotkreuzer haben seit dem 1. Januar 2006 die Philips-CE-Distribution im Hause: «Unsere Erwartungen wurden erfüllt», sagt Tech-Data-Schweiz-Chef Manfred Steinhardt gegenüber IT Reseller. «Insbesondere die Fussball-WM hat zu einem sehr guten ersten Halbjahr beigetragen», so der Manager. Auch das Weihnachtsgeschäft mit den neuen Modellen sei im Rahmen der Planung abgeschlossen worden, so Steinhardt. «Generell sind wir mit dem Philips-CE-(TV, HiFi)-Umsatz sehr zufrieden», sagt er. Wie nicht schwer zu erwarten, liefen bei Tech Data im CE-Bereich am besten die LCD-Fernseher.
Grösstes Entwicklungspotential sieht Steinhardt bei Multimedia-Geräten: «Mit der Einführung von Vista sowie der Digitalfotografie und insbesondere Digital-TV dürften für die nächsten Jahre Multimedia-Geräte wie Multimedia-Server und -Player sicher überproportional in der Stückzahl wachsen.» Jedoch müsse mit einem Preiszerfall von mehr als 10 Prozent gerechnet werden, warnt Steinhardt.
Für den Hünenberger Komponenten-Disti Littlebit war Consumer Electronics bis dato noch kein allzu grosses Thema. Im vergangenen Jahr hat der Verkauf von CE-Produkten bei Littlebit in etwa 5 Prozent des Gesamt­umsatzes ausgemacht. Das soll sich in diesem Jahr ändern: «2007 werden wir das Thema Consumer Electronics weiter ausbauen und peilen etwa einen Umsatz von 10 Prozent unseres Gesamtumsatzes an», sagt Littlebit President und CEO Patrick Matzinger. Die Schwerpunkte will Matzinger dabei auf LCD-TVs (Atec, Viewsonic), GPS (Mio) und Projektoren (Benq) legen. «Diese Produkte haben sehr viel Potential für uns», sagt Matzinger. «Wie sich das für den Gesamtmarkt genau darstellt, kann ich nur bedingt beurteilen. Die GPS- und Projektoren-Preise sind leicht sinkend, während bei den LCD-TVs weiter Abwärtspotential vorhanden ist.»

MP3 flop, Full-HD top

Auch bei Actebis frohlockt man ob der CE-Ergebnisse. So habe sich der CE-Bereich beim Littauer Distributor «sehr erfreulich mit hohen Wachstumsraten» entwickelt, wie Managing Director Hans-Peter Weiss auf Anfrage von IT Reseller mitteilt. Ein prozentualer Vergleich zum Vorjahr ist aufgrund von zahlreichen Veränderungen im Produktportfolio allerdings schwierig und nicht sehr aussagekräftig. Für 2007 rechnet Weiss mit einem Wertwachstum im zweistelligen Prozentbereich. Stückzahlenmässig aufgrund des Preisverfalls will er noch deutlich mehr zulegen. «Der Preiszerfall ist praktisch identisch mit dem Preiszerfall im IT-Bereich, also zehn bis 25 Prozent pro Jahr, je nach Produkt», sagt Weiss. Am besten liefen die Geschäfte im vergangenen Jahr mit grossformatigen TFT-Fernsehern, DVD-Playern und Harddisk-Recordern. In diesem Bereich sieht Weiss auch weiterhin das grösste Entwicklungspotential. «Trendsetter für 2007 sind zudem Geräte mit LAN- und WLAN-Fähig­keit und Geräte, die den Full-HD-Standard unterstützen.»
«Im CE-Bereich konnten wir den Umsatz um etwa 30 Prozent erhöhen», sagt Yves Amschwand, Managing Director IT-Solutions bei Simpex Electronics. Innerhalb der Abteilung IT-Solutions, die 30% zum Gesamtumsatz des Unternehmens beisteuerte, betrug der Umsatz 2006 mit CE-Produkten rund 12%. Simpex distribuiert in dieser Sparte vornehmlich MP3-Player und HDD-Mediaplayer der Eigenmarke Bullit sowie Lautsprecher von Altec Lansing. Allerdings sieht Amschwand für MP3-Player für das laufende Jahr keine grossen Perspektiven mehr. Hier sei der Preiszerfall extrem, wie er sagt, und die Nachfrage gleichzeitig gesunken, da die gleichen Kapazitäten inzwischen auf jedem neuen Handy integriert sind. Besser steht es um die Lautsprechersysteme, wo er aktuell ein starkes Wachstum - sowohl im portablen Bereich als auch bei Systemen für den Wohn- oder ­höheren PC-Bereich feststellen kann.

Edles Design im Kommen

«Das grösste Wachstum ist aber ganz klar bei den HDD-Playern für das Wohnzimmer zu verzeichnen. In den letzten Monaten sind wir kaum mit der Lieferung der Mediaplayer nachgekommen.» Gerade das edelste Gerät mit Netzwerkanschluss, Touchpanel im edlen schwarzen Stahlgehäuse erfreue sich in der Schweiz einer regen Nachfrage. «Wir rechnen dieses Jahr bei CE-Produkten mit einer Verdoppelung des Umsatzanteiles», so Am-
schwand gegenüber IT-Reseller. Das grösste Entwicklungspotential sieht man bei Simpex ganz allgemein im Bereich «digitales Wohnzimmer» –vornehmlich mit Lösungen, die ohne PC auskommen.
Roland Brack von Brack Electronics doppelt nach: «Bezüglich Preiszerfall unterscheiden sich CE-Produkte nicht wesentlich von IT-Produkten. Auch in diesem Segment sinken entweder die Preise oder es wird zum selben Preis wesentlich mehr geboten.» Einen Unterschied kann Brack jedoch feststellen: Bei allen Produkten, die im Wohnbereich oder mobil eingesetzt werden, zähle auch das Design. «Für ein schönes Produkt ist der Schweizer gerne bereit, etwas mehr auszugeben.» Bei Brack Electronics ist die Grenze zwischen IT und CE derart fliessend – viele Produkte lassen sich nicht klar oder nur doppelt zuordnen - so dass der Mägenwiler Disti keine eindeutige Unterscheidung mehr vornimmt. «Ich würde sagen, dass mindestens ein Drittel unseres Umsatzes Produkte ausmachen, die nicht nur reine IT-Produkte sind», sagt Geschäftsführer Roland Brack. «Die Sparte LCD-TVs, ein typisches CE-Segment, ist massiv gewachsen. Hier hat es eine Verlagerung hin zu A-Brand-Herstellern gegeben», sagt er. «Wenn DVB-T und digitales Fernsehen auf breiter Front verfügbar sind, dann sehe ich da grosses Entwicklungspotential.» (sk)


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