Viel Aufruhr im Breitbandmarkt

Preissenkungen, mehr Bandbreite und neue Angebote – gegenwärtig vergeht kaum ein Tag, ohne dass ein Marktteilnehmer mit einer Neuerung auf sich aufmerksam macht. Nur die Marge für die Anbieter kommt nicht vom Fleck.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/02

     

Am vorletzten Freitag kündigte der auf KMU spezialisierte Internet-Service-Provider Cybernet auf den ersten März massive Preissenkungen auf seinen SDSL-Angeboten an. Ein Zugang mit einer symmetrischen Download- und Upload-Leistung von 1200 kbps kostet in der günstigsten Zone neu 390 Franken im Monat und damit 33 Prozent weniger.
Diese neuen Preise werden möglich, da die Swisscom, die das Produkt den ISPs wie Cybernet zum Wiederverkauf anbietet, die Einstandspreise auf Anfang März senkt. Weiter wird die Swisscom die günstigste Verrechnungszone 1 von neun auf 56 Ortschaften erweitern. Ab März werden auch Ortschaften wie Interlaken, Weinfelden oder Silvaplana dazugehören. Die je nach Endkundenangebot zwischen 80 und 200 Franken teurere Zone 2 wird von zehn auf 97 Ortschaften erweitert, die abermals teurere dritte Zone wird laufend ausgebaut.

Mehr Kapazität nach hinten nötig

Wie sich diese veränderten Angebote sowie der ab Mitte März um bis zu dreimal höhere Datendurchsatz bei den ADSL-Zugängen auf das Nutzerverhalten der Privat- wie auch der Geschäftskunden auswirken wird, ist noch nicht abzuschätzen. Klar ist einzig, dass die Datenmenge zunehmen wird. Deshalb sind die Provider, die als Wiederkäufer der Swisscom am Markt auftreten, gezwungen, auch bei der Zuleitung vom Swisscom-Netz zu ihrem Backbone sowie im Backbone selbst mehr Kapazität zu bieten.

Nullsummenspiel

Green.ch-Geschäftsführer Guido Honegger (Bild) rechnet vor: «Die Preissenkungen und die Bandbreitenerhöhung sowie die Mehrnutzung werden sich in etwa aufheben. Es ist ein Nullsummenspiel.» Beat Tinner, Geschäftsführer von Cyberlink, hingegen schätzt, dass die Marge für die Provider unter Druck kommen wird, wenn das Download­volumen um mehr als ein Viertel steigt.
Tinner hat ebenfalls Morgenluft im Breitbandmarkt gewittert und will das hauseigene Produkt Super SDSL weiter ausbauen. Im Raum Basel werden deshalb 20 neue POPs (Point of Presence) mit Glasfasern ausgerüstet. Im Unterschied zum Wholesale-Angebot der Swisscom mit zwei Bandbreitenprofilen (1200 und 1800 kbps) bietet Cyberlink flexible Bandbreiten zwischen 500 kbps und 20 Mbps an. Allerdings sind diese Angebote auf die Grossräume Basel und Zürich beschränkt.
Die jüngsten Bewegungen im Breitbandgeschäft unterstreichen, dass sich der Markt von einem Wachstumsmarkt in einen brutalen Verdrängungswettbewerb verwandelt hat. Zum Wohl des Kunden, der von attraktiveren Preisen profitieren kann. Die Anbieter müssen sich hingegen weiterhin um die schmalen Margen prügeln. (map)


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