Peoplesoft-Partner orakeln

Schlecht informiert und im Stich gelassen: Von der angekündigten Integration ins Oracle Partner Network merken Schweizer Peoplesoft-Partner noch gar nichts.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/11

     

Die früheren Schweizer Peoplesoft-Partner sind unglücklich: Seit der Übernahme von Peoplesoft durch Oracle wissen sie nicht, ob und wie es für sie weitergeht. Oracle werde die Peoplesoft-Partner in das Oracle Partner Network (OPN) integrieren, hiess es. Doch Schweizer Peoplesoft-Partner fühlen sich im Stich gelassen und schlecht informiert.

Im Regen stehengelassen

Zum Beispiel Steria Schweiz: Seit dem Jahr 1998 war Steria Peoplesoft-Partner. Im Bereich öffentliche Verwaltungen, Industrie und Services betreut die Firma sechs Peoplesoft-Kunden. Der lange Übernahmekampf hat für Steria klar unerwünschte Nebenwirkungen gehabt: «Letztes Jahr haben wir unter zahlreichen Verschiebungen oder gar Projektstops gelitten», so CEO Nicolas Vezin zu IT Reseller. Jetzt würden die Kunden die laufenden Projekte zwar beenden, aber nur minimalistisch. Als problematisch stuft Vezin die Informationspolitik von Oracle ein: «Über eine Integration in das Oracle-Partnernetzwerk und was diese genau bedeutet, wurde Steria nicht informiert», sagt Vezin. Der Wissensstand des Unternehmens beruhe auf Pressemitteilungen und auf Informationen, die auf der Oracle-Webseite verfügbar seien.
Generell beurteilt Vezin die von Oracle erhaltenen Informationen als mangelhaft: «Die Aussagen sind unklar. Wenn es heisst, dass bis in das Jahr 2007 oder 2008 nichts geändert wird, dann ist das für kontinuierliche Kundenbeziehungen, wie wir sie pflegen, ungenügend.»

Verwirrung allerorten

Konfusion auch bei 42virtual, einem kleineren Beratungshaus mit etwas über 20 Mitarbeitenden und Niederlassungen in der Schweiz und in Österreich. «Wir waren ein kleiner, aber nicht unwichtiger Implementierungspartner von Peoplesoft», erzählt Inge Simons, Geschäftsführerin von 42virtual in Zürich. Insgesamt habe man zirka 12 Kunden betreut, davon die Hälfte in der Schweiz und unter anderem die erste Einführung von Peoplesoft CRM in Österreich gemacht.
Nach der Übernahme herrscht bei 42virtual keine Klarheit darüber, was die Zukunft bringt: «Es hat eine Informationsveranstaltung in Zürich gegeben», erzählt Simons. Dennoch sei ihr nicht klar, wie es weitergehe. Sie habe den Eindruck, dass sich im Hinblick auf die angekündigte Integration von Peoplesoft-Partnern ins Oracle Partner Network in der Schweiz nicht viel tue: «Ich weiss nicht, ob die Verträge, die wir mit Peoplesoft hatten, weiterhin Bestand haben.» Sie ist froh darüber, dass 42virtual noch andere Betätigungsfelder hat: «Die Implementierungen von Peoplesoft-Produkten waren immer nur ein Teil dessen, was wir machen», sagt sie zu IT Reseller.

Unsicherheit punkto künftiger Lösung

Cambridge Technology Partners Schweiz, das zu Novell gehörende Integrations- und Beratungshaus, war einer der führenden Schweizer CRM-Implementierer. «Die Übernahme hat für uns direkt kaum Auswirkungen», sagt Peter Helfenstein, Country Manager von Novell Schweiz. Man verkaufe am Markt Know-how und Dienstleistungen, vor allem Integrationsarbeit. Gegenwärtig gebe es zwei Produktlinien, mittel- bis langfristig aber soll es noch eine einzige Lösung geben: «Oracle wird wohl die Technologie dieser zukünftigen Lösung bestimmen», so Helfenstein. Es sei für CTP interessant zu sehen, wie Oracle das CRM-Business als solches weiterentwickle: «Wie positioniert Oracle CRM strategisch? Uns interessiert, ob es für einen Integrator neues Businesspotential gibt», so Helfenstein zu IT Reseller.

Oracle wiegelt ab

Chari Lazaridis, die Leiterin Corporate Communications für die Region DACH von Oracle mit Sitz in München, nimmt Stellung zu den Vorwürfen der Schweizer Partner: «Die Integration der Peoplesoft-Partner in das Oracle Partner Network (OPN) erfolgt weltweit. Allerdings ergeht die Einladung in das OPN erst nach Abschluss der rechtlichen Zusammenführung von Oracle und Peoplesoft an die Partner – in der Schweiz also nach dem 1. Juni», so Lazaridis. Nachdem Oracle das Profil des jeweiligen Peoplesoft-Partners geprüft habe, erhalte dieser automatisch für 12 Monate den Status eines «Certified Partners» und profitiere von allen Vorteilen dieses Programmes - ausser der Nutzung des Oracle-Logos oder von Marketing-Geldern. «Online-Schulungen sind kostenlos, es entstehen für die neuen Partner keine zusätzlichen Kosten», sagt Lazaridis. Wenn ein Peoplesoft-Partner allerdings die Oracle-E-Business-Suite vertreiben wolle, müsse er im Rahmen der Membership, mit den darin enthaltenen Preisen, die entsprechenden Schulungen absolvieren, meint sie.

Informationspolitik genügend

Die angesprochene Informationsveranstaltung in Zürich hat sich nach Angaben von Lazaridis an Kunden und Partner von Oracle und Peoplesoft gerichtet: «Für die Partner wurde ein Roundtable durchgeführt.» Alle wichtigen Informationen im Zusammenhang mit der Integration von Peoplesoft würden überdies seit vielen Wochen regelmässig von Oracle an alle Partner kommuniziert. Den Vorwuf der ungenügenden Kommunikation weist sie weit von sich: «Die Kommunikation mit den Peoplesoft-Partnern ist seit langem sichergestellt», sagt sie. Darüber hinaus würden die Partner die Möglichkeit haben, sich mit ihren Fragen an Oracle-Mitarbeitende im Bereich Channel & Alliance Business zu wenden: «Dass wir einige wenige Punkte bisher noch zurückhalten mussten, liegt daran, dass wir bisher rechtlich noch kein gemeinsames Unternehmen sind», so Lazaridis zu IT Reseller. (bor)


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