Die Marktbereinigung in der Business-Software-Branche scheint definitiv in Gang gekommen zu sein. Neben der für die Schweiz wenig dramatischen Übernahme von Peoplesoft durch
Oracle – Peoplesoft hat in der Schweiz bestenfalls etwas mehr als ein Dutzend Kunden – hat der Kauf der traditionsreichen Innerschweizer
Simultan durch
Sage Sesam für die Schweiz weit mehr Bedeutung. Die Schweizer Niederlassung der britischen Sage Group hat durch den Kauf von Simultan zwei Dinge getan: Erstens haben die Baarer damit ihr Lösungs-Portfolio gegen oben hin abgerundet und können nun ihren bestehenden Kunden – so die Argumentation – im Bedarfsfall nicht nur einfache, sondern auch komplexe Lösungen anbieten. Zweitens kommt Sage durch den Deal (neben der Software) in den Besitz eines beachtlichen Kundenstamms. Simultan verfügt laut eigenen, glaubwürdigen Angaben über einen Kundenstamm von 3000 Unternehmen, wovon 1000 über einen Support-Vertrag mit dem Hersteller verfügen.
Stattliches Sümmchen in bar
Kurt Sidler: «Erfolgreiche Produktlinien weiterzuführen und weiterzuentwickeln, ist ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells von
Sage Sesam. Kunden haben damit die Gewähr, dass ihre Investitionen langfristig geschützt sind.» Für Kontinuität sorgt überdies, dass das bisherige Management von
Simultan bei Sage Sesam das Simultan-Geschäft führen wird. Sage wird auch alle 120 Mitarbeiter übernehmen und sowohl der Simultan-Standort Altishofen sowie die Standorte Bern, Basel, Wallisellen, Vevey und Manno werden beibehalten. Auch das bisherige Management rund um Roland Renggli wird weiterhin die Geschicke in Altishofen leiten – Renggli als Leiter der neuen Business Unit. Mit Simultan kommt Sage Sesam nun auf eine Gesamtkundenzahl von rund 62’000. Es entsteht ein Unternehmen mit über 220 Mitarbeitern. Zwar haben die beiden Parteien Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart, doch findet sich nach einiger Suche auf der Website des London Stock Exchange ein offizielles Dokument, wonach Sage den Innerschweizern 10,7 Mio. Pfund in bar (umgerechnet rund 24 Mio. Franken) hingeblättert hat.
Alles bleibt beim alten
«Ich schätze den Deal als eine rein investmenttechnische Transaktion ein», sagt ERP-Spezialist Eric Scherer, Inhaber der Zürcher Beratungsfirma Intelligent System Solutions i2s, zu IT Reseller. Das sei gut so, meint Scherer, denn Sage habe in der Vergangenheit bereits bewiesen, bei Übernahmen «keinen Finger krumm zu machen». Scherer weiter: «Weder Kunden noch Mitarbeiter müssen sich den Kopf über die Zukunft zerbrechen, es handelt sich um einen reinen Besitzerwechsel.» Auch die Strategie von
Sage, durch den Kauf nun von der einfachen bis zur komplexen Lösung Produkte anbieten zu können, sei sinnvoll – mit Einschränkungen allerdings: «Wenn ein Kunde wächst und auf eine grössere Lösung migrieren möchte, benötigt er in den meisten Fällen Logistik-Funktionalitäten. Und hier kann
Simultan nicht mithalten», schliesst Scherer seine Einschätzung der Übernahme ab. (mh)
Das Schweizer Sage-Portfolio im Überblick
Simultan Business Solutions: ERP-Lösung für den Mittelstand (Auftrag, Finanz, Personal, WEB- und Branchenapplikationen)
Sesam KMU Solutions: Betriebswirtschaftliche Gesamtlösung für kleinere und mittlere Unternehmungen (unterteilt in Lite/Standard/Professional)
Sesam Expert Solutions: Buchhaltung und Rechnungswesen in Treuhand- und Revisionsgesellschaften
Sage Office Line: Mittlere und grössere Unternehmungen (erhältlich in den Sublinien 50, 100 und 200)
Winway Z: Rechnungswesen und Administration für Selbständigerwerbende und Kleinstunternehmen (erhältlich in den Versionen Light und Professional)
Winware Business Software: Gesamtlösung für kleinere und mittlere Unternehmen (unterteilt in Standard, Gold und Platin)
Sage HRM: Salärmanager, Zeitmanager, Personalmanager und Outsourcing
Winway: Buchhaltungs-Software für SOHO und Unternehmensverwaltung für KMU und Selbständige
ACT!: Tool für Geschäftsbeziehungen für Privatpersonen sowie kleinere und mittlere Unternehmen
