T-Systems dringt mit Tamedia in neue Märkte vor

Kaum hängt Tamedia an der Outsourcing-Angel, redet T-Systems schon mit weiteren Verlägen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/10

     

«Das Einsparpotential beträgt deutlich über 15 Prozent», erklärt Franziska Hügli, Kommunikationsleiterin bei Tamedia, gegenüber IT Reseller und nennt damit einen Grund dafür, weshalb das Verlagshaus seine Informatik fremden Händen anvertrauen will.
Der Outsourcing-Vertrag zwischen dem Zürcher Verlagshaus (u.a. Tages-Anzeiger, Sonntagszeitung, Tele Züri ) und dem Informatik-Dienstleister T-Systems hat einen Wert von 90 Millionen Franken und wird für die nächsten acht Jahre gültig sein. Die definitive Vertragsunterzeichnung ist Ende Juni vorgesehen.
Bis es soweit ist, wird der Verlag einer Due Dilligence-Prüfung unterzogen. Damit soll die bestehende Informatik-Infrastruktur ausgeleuchtet werden. Das ist sicher nicht unkompliziert, wenn man bedenkt, dass Tamedia in den vergangenen Monaten verschiedene Zu- und Verkäufe getätigt und sich danach einer internen Reorganisation unterzogen hat.
Kommt hinzu, dass die Auslagerung von über 2000 Computerarbeitsplätzen inklusive der dazugehörigen Server kein leichtes Unterfangen ist. Zusätzlich wird T-Systems für den Betrieb und Unterhalt der Netzwerke sowie der Telefonie verantwortlich zeichnen. Zudem wird
T-Systems sämtliche Anwendungen im Verlag betreiben. Dazu gehören Redaktions-, Inserate- und Vertriebssysteme sowie die SAP-Applikationen für Personal, Finanzen, Controlling und Media.

Auf zu neuen Ufern

Mit dem neuen Kunden stösst T-Systems Schweiz in neue Marktgefilde vor. Die Medienbranche erscheint hierzulande bis jetzt nicht auf der Referenzliste des IT-Dienstleisters. In Deutschland hingegen ist T-Systems bereits weiter und arbeitet beispielsweise mit den Boulevard-Blättern «Bild» und «Bunte» zusammen. Dort und in weiteren Medienunternehmen setze T-Systems das Medienmodul SAP-Media sowie Content-Managemen-Systeme ein, wie Daniel Hinz (Bild), Head of Corporate and Marketing Communications bei T-Systems Schweiz, ausführt.
Der Medienbetrieb stelle hohe Anforderungen an die Informatik. «Ein einmaliges Nichterscheinen würde grosse Imageverluste nach sich ziehen», bringt Hinz eine der grössten Herausforderungen auf den Punkt. «Durch die Ablösung des Bleisatzes mit dem digitalen Desktop Publishing müssen die Daten jederzeit zur Verfügung stehen. Dies wurde zur grössten Herausforderung», führt Hinz weiter aus.
T-System kann dabei von Erfahrungen aus geschäftskritischen Bereichen wie Gesundheitswesen, Banken und Versicherungen profitieren, wo mit delikaten Daten hantiert wird. Für den zusätzlichen Know-how-Transfer sorgen die rund 60 Angestellten aus der Informatikabteilung von Tamedia, die zu T-Systems wechseln werden.

Plattformwechsel als Vertragsbestandteil

Die Pläne von T-Systems führen noch weiter: Der Vertrag mit Tamedia gilt auch als Startschuss für den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Informatik- und Kommunikationslösungen im Medienbereich. Dadurch will T-Systems schliesslich weitere Kunden in der Schweiz und «im umliegenden deutschsprachigen Ausland» gewinnen.
Dabei wird T-Systems zusammen mit den ehemaligen Tamedia-Angestellten gleich auch eine anspruchsvolle Migration zu bewältigen haben: Bereits seit Februar ist bekannt, dass sich Tamedia – wie auch die Verlage Ringier, NZZ, Jean Frey, Basler Zeitung Medien und Espace Media Groupe die Apple Macintosh-Plattform aus der Druckvorstufe zu kippen.
«Der Plattformwechsel war in der Ausschreibung entsprechend erwähnt und wird wie geplant auch mit T-Systems vollzogen», bemerkt Franziska Hügli dazu. Und T-Systems wird wohl bald Verträge mit anderen Medienhäusern vermelden können. Daniel Hinz: «Bereits haben sich weitere Kontakte zu Schweizer Medienhäusern ergeben.» (map)


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