Bis aufs Gerippe abgemagert

Die Schweizer Niederlassung von Pixelpark soll für allfällige künftige Projekte auf den Vertrieb reduziert werden, bestehende Kunden übernimmt CSC.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2004/07

     

Eine Legende stirbt: Der Schweizer Ableger des Webdienstleisters Pixelpark, dem einstigen Überflieger aus der Internet-Hype-Zeit, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die lang andauernden Querelen um den Konzern und das Mutterhaus, eine gehörige Portion Selbstüberschätzung und Arroganz und andauernde Wirren im Schweizer Management haben dem einstmals ruhmreichen Webdienstleister in der Schweiz den Todesstoss versetzt.
Wie aus Berlin in einer Ad-hoc-Mitteilung verlautet wird, soll die Geschäftstätigkeit auf Deutschland konzentriert werden und künftig das operative Schweizer Geschäft über den deutschen Geschäftsbereich «Agentur» laufen. Bestehende Projekte werden vom Outsourcer CSC Switzerland übernommen.
Welche Kunden Pixelpark zu Schluss noch geblieben sind, konnte oder wollte der Berliner Firmensprecher Christoph Ringwald nicht sagen: «Auf ausdrücklichen Wunsch der Kunden können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Referenzkunden nennen.» Es handle sich jedoch um Kunden aus dem E-Finance-Bereich, führt Ringwald aus.

CSC übernimmt Schrumpfmannschaft

Klar ist: Es waren nicht mehr viele Projekte, die Pixelpark blieben. Die Zahl der Mitarbeiter hatte sich in den letzten Monaten drastisch reduziert, von einstmals beinahe 200 Leuten blieben am Schluss noch ein kläglicher Rest: Ringwald spricht von 30 Leuten, die heute noch in Basel beschäftigt seien, Brancheninsider reden von höchstens 20.
Pixelpark hatte auch in der Schweiz zusehends das Vertrauen der Kunden und der Öffentlichkeit verloren, nicht nur wegen des Zusammenbruchs der internationalen Gruppe. Die Schweizer hatten einige Projekte, darunter solche von Vorzeige-Kunden wie Smart und SBB, vermasselt. Sie konnten die Aufgaben nicht zur Zufriedenheit der Auftraggeber erfüllen.

Kardinalsfehler Digivision-Übernahme

Darüber hinaus war die Wachstumsstrategie in der Schweiz über Strecken unklar und orientierungslos. Rolf Brugger, der starke Mann bei Pixelpark Schweiz, kaufte zunächst die in wegen des Diamantfeierskandals um Oberst Nyffenegger in Verruf geratene Furrer & Partner in Biel, dann im Sommer 2001 die angeschlagene Zürcher Digivision.
Er machte deren Chef Robert Hess zum CEO, obwohl dieser sich zuvor durch die Übernahme und plötzliche Loslösung von Kabel New Media einen zweifelhaften Ruf zugezogen hatte. Hess blieb denn auch nicht lange Chef von Pixelpark Schweiz, auf ihn folgte schon bald Jürg Dangel, als Gründer von Teledata und lange bei Swissonline zwar ein alter Kämpe, jedoch ohne den nötigen Drive.
Die Digivision-Übernahme belastete das Team erheblich, denn beinahe nur unfertige Problemprojekte soll man aus Zürich zugekauft haben, hiess es später von firmennahen Quellen.

Querelen um den Scherbenhaufen

Im Dezember 2002 wollte dann Brugger seine alte Pixelpark wieder zurückkaufen, doch «Deutschland» verwehrte ihm den Deal. In der Folge schmetterte Brugger im April 2003 als VR-Präsident den Bettel hin, der gesamten Verwaltungsrat folgte ihm. I
n der Zwischenzeit hatte es auch der nächste Geschäftsführer, Marcel Altherr, nicht geschafft, das Team zu motivieren. Altherr verliess Anfang 2004 die Firma und überliess das weiter geschrumpfte Team Patrick Haertsch, der nun das Team zusammen mit Bertil von Arx leitete. Ob Haertsch und von Arx nun auch zu CSC wechseln, war bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung zu bringen. Ein entsprechendes Angebot haben sie von CSC-Chef Markus Gröninger jedenfalls erhalten.
Wie Gröninger zu IT Reseller sagte, werden sicher weniger als zehn Leute zu CSC wechseln. Ob jemand und wenn ja, wieviele bei Pixelpark verbleiben, um Neukunden zu akquirieren, ist derzeit unklar. Auch in der momentan schwierigen Arbeitsmarktsituation dürfte es äusserst fraglich sein, ob sich jemand für Pixelpark opfern wird, um in einem Kabäuschen in Basel mit dem Verkauf eines angeschlagenen Namens nochmals von Null anzufangen.
In Berlin jedenfalls träumt man weiter: Offiziell heisst es, die Marke Pixelpark soll in der Schweiz weitergeführt werden. (mh)


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