Wurmbefall bei Konsumentenschützern

Blaster, Sobig.F und Co. nisten sich bekanntlich vorwiegend auf Windows-Rechnern ein. Die Tierchen haben aber nicht nur einen Grossteil des E-Mail-Verkehrs lahmgelegt, sondern auch für rote Köpfe gesorgt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/15

     

In den Wurmattacken der letzten Wochen sieht die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) jetzt einen geeigneten Anlass, auch in der Schweiz gegen Microsoft vorzugehen. In der Sendung Kassensturz kündigte Geschäftsführerin Jacqueline Bachmann vor laufenden Kameras eine Beschwerde gegen den Software-Giganten bei der Wettbewerbskommission (Weko) an.
Sie wirft Microsoft vor, seine dominante Stellung zu Ungunsten des Kunden auszunützen. «Microsoft bringt immer wieder fehlerhafte Produkte auf den Markt, bei denen wir Konsumentinnen und Konsumenten als Testkaninchen fungieren müssen. Das kann sie sich nur wegen ihrer starken Marktstellung leisten», wetterte Bachmann.
Alexander Stüger, Generaldirektor von Microsoft Schweiz, hielt dem kaum weniger blauäugig entgegen: «Unsere Marktstellung haben wir, weil wir gute, innovative Produkte zu günstigen Preisen anbieten.»

Mehr Konkurrenz gefordert

Wenn eine andere Firma ähnliche Fehlleistungen zu beklagen hätte, würden sich die Mitbewerber schön ins Fäustchen lachen, schreibt die SKS in einer Pressemitteilung, und erhofft sich von einem Weko-Spruch mehr Konkurrenz für Microsoft. Allerdings ruft die SKS nicht als erste in diesen Tagen nach der Weko.
Bereits seit ein paar Wochen liegt auf der Internet-Site der CVP ein Interpellationsentwurf, in dem Nationalrat Adrian Imfeld ebenfalls Untersuchungen durch Weko und Preisüberwacher fordert. Wobei er sich auf die dem Software-Konzern in den USA auferlegten Rückzahlungen wegen überhöhter Preise bezieht.
Bachmann dagegen beruft sich auf das laufende Verfahren der EU-Wettbewerbskommission. Eigene Erhebungen in der Schweiz habe die Stiftung nicht durchgeführt. Gegenüber IT Reseller wirkt sie nicht ganz sattelfest, wenn es um technische Fragen geht: «Ich kann nicht mit Ihnen fachsimpeln», scheltet sie den Interviewer, auf die Bitte nach einer Konkretisierung der Vorwürfe, leicht genervt.
«Es braucht einfach mehr Anbieter auf dem Markt, dann werden die Produkte sicherer und qualitativ besser. Zudem wirkt sich Wettbewerb positiv auf die Preise aus. Dass Marktmacht missbraucht werden kann, genügt für die Konsumentinnen und Konsumenten, die wir vertreten.
Aufgrund unseres Vorstosses muss die Weko jetzt tätig werden und abklären, wie viel Fleisch am Knochen ist. Wir können das mit unseren vier Stellen und bei den um die 740 Themen, die wir bearbeiten, nicht untersuchen.»

Microsoft gibt sich gelassen

Miccrosoft-Sprecher Holger Rungwerth zum IT Reseller: «Die Weko hat bereits 2001 eine Vorabklärung wegen der Schweizer Preise durchgeführt. Wir konnten die Vorwürfe damals bereits im Vorfeld entkräften. Ich glaube nicht, dass die Weko die Untersuchung nochmals aufnehmen wird.» Im Übrigen habe man sowohl Nationalrat Imfeld wie Jaqueline Bachmann zu Gesprächen eingeladen.
Was die Weko unternehme, bleibe abzuwarten. Microsoft Schweiz, so Rungwerth, sei sich jedenfalls nicht bewusst, gegen die Schweizer Wettbewerbsregelungen verstossen zu haben. Man sei daher etwas enttäuscht, dass die Vorwürfe gleich über die Medien erhoben würden, «aber vor den Wahlen ist das wohl nicht anders zu erwarten.»
Wenn Microsoft andererseits in einer Stellungsnahme zu den Anschuldigungen darauf verweist, dass das Unternehmen «dank der grossen Verbreitung unserer Systeme substantiell zur Arbeitsplatzsicherung und Arbeitsmarktentwicklung beiträgt», so zielt das an den Vorwürfen der SKS eher vorbei. Und ob die «Trustworthy Computing»-Initiative des Konzerns, auf die sich Microsoft Schweiz beruft, mehr als eine Marketing-Massnahme darstellt, ist für viele Experten noch keineswegs erwiesen. (fis)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER