Noch ein Internet-Café, das es wieder nicht richtig schafft? Nein, denn der «Linux-Lade» an der Klybeckstr. 59 in Basel hat als Schwerpunkt Kurse für Anwender und Netzwerk-Administratoren auf Linux und fürs Internet. Er soll aber auch Anlaufstelle werden für alle, die schnell mal einen Computer brauchen.
Zwei Server bieten 12 Arbeitsplätze, als Lokal dient eine alte Vergolder-Werkstatt. Briefe und sonstige Dokumente können die Kunden dann selbst herstellen. Öffentliche Arbeitsplätze also, dazu Internet-Anschluss, CD-Brenner und Drucker.
Jörgen Wiktorsson (Bild links) und Basil Stotz, die Initianten des Linux-Lade, halten die Hardware bewusst auf einem niedrigen Level: «Wer heutzutage zu gross ins Computerbusiness einsteigt, fällt auf die Nase. Hat man ja bei SFI gesehen. Wenn du gross reingehst, wird’s schwierig. Von unten hochschaffen hat Chancen». Was ja eigentlich auch der Idee «think big, start low, scale fast» entspricht.
Die ersten Kurse sind schon gelaufen. In Partnerschaft mit der Volkshochschule fand bereits ein Linux-Kurs für Netzwerk-Administration statt. «Das war ein grosser Erfolg, als kleiner Laden suchen wir die Nähe zu Partnern auf diesem Gebiet», so Basil Stotz.
Drehscheiben-Konzept
Im urbanen Umfeld des «Kleinbasel» mit seiner Low-Income Population kann diese Geschäftsidee gut greifen: «Wir wollen nicht mit Technik protzen, wir brauchen nicht den neuesten, grössten, schnellsten Computer. Das hatten ja all die Computerschulen, die jetzt pleite sind. Deswegen haben wir die alte Vergolder-Werkstatt auch weitgehend so belassen, wie sie war», erläutert Jörgen Wiktorsson.
Ab Mitte Oktober startet der Linux-Lade mit einem weiteren Kurs für Linux-Einsteiger, dann soll auch das erste reguläre Kursprogramm herausgegeben werden. Der Drehscheiben-Gedanke der beiden setzt sich auch im Kursprogramm fort: «Wenn jemand z.B. einen HTML-Kurs anbieten will, kann er sich hier einmieten und unsere Infrastruktur nutzen», führt Basil Stotz die Idee weiter aus.
Dammbruch für Linux
Wie viele Start-Ups hat der Linux-Lade allerdings ein grosses Problem: die Kosten für’s Marketing. Das Budget ist sehr schmal. Basil Stotz: «Von Marketing wollen wir noch gar nicht reden. Wir wären schon mit einem Merketing zufrieden. Damit die Leute merken, dass es uns gibt. Und das ohne grosse Kosten.»
Basil Stotz und Jörgen Wiktorsson haben beide noch Brotberufe. Den Einstieg in diese Branche machen sich die beiden so risikolos wie möglich: «Wir arbeiten weiter als Lehrer und Vergolder, bis die Kurse regelmässig und gut laufen».
Viel versprechen sich die beiden Pioniere von der Zusammenarbeit mit der LUGS (Linux User Groups Schweiz). «Die Open Source Community hält noch irgendwo zusammen, gibt sich untereinander Tips», meint Wiktorsson. «Der Kampf der Titanen hat für uns momentan nur Unterhaltungswert.
Microsoft ist einfach auf die Dauer zu teuer. Mit der Umstellung der Verwaltung von Paris und München auf Linux wird dieses Betriebs-System dann auch bekannter und als seriöser angesehen». Der Dammbruch für Linux ist passiert. Es wird sich zeigen, ob die Open Source Community auch Existenzen tragen kann.
Die Autorin
Gundi Krüger hat ein Nachdiplomstudium «Strategisches Management E-Commerce» absolviert, war 2002 Gastreferent für Web Mining an der FHBB und arbeitet derzeit an Projekten im Bereich E-Commerce und Marketing.