Schwere Differenzen um die Orbit

Eine Diskussion auf IT Reseller Online zeigt, dass sich in der «Orbit-Frage» ein tiefer Graben durch die Schweizer IT-Szene zieht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/08

     

Unter dem Titel «Rettet die Orbit» veröffentlichte IT Reseller in der letzten Ausgabe ein Plädoyer unseres Chefredaktors Christoph Hugenschmidt. Sein Fazit: Die IT-Branche solle sich zusammenraufen, damit die Schweizer IT-Leitmesse Orbit/Comdex nicht scheitert oder in Bedeutungslosigkeit versinkt. Der dadurch entstehende Schaden für die Branche wäre unabsehbar.
Leser unserer Website www.itreseller.ch diskutierten diesen Artikel intensiv. Ihre Kommentare zeugen von einem tiefen Meinungsgegensatz in der Branche.

In den Orbit...?

Ein grosser Teil sieht den Sinn der Veranstaltung grundsätzlich nicht mehr ein – eine «Rettung» liegt ihnen fern. «Warum soll etwas gerettet werden, was nachweislich nicht mehr funktioniert?» oder «Keiner will die Orbit, also lassen wir die Orbit mal orbitral werden», lauteten zwei der schärferen Kommentare. Während einige die Orbit im besonderen kritisieren, zum Beispiel die vielen Auflagen und den Umgang der Messeleitung mit den Ausstellern, zweifeln andere ganz allgemein am Nutzen von Messen in der heutigen Zeit.

...oder renovieren?

Etwa ebenso viele sehen aber auch die positiven Punkte einer Messe. Vor allem Vertreter kleinerer Firmen halten an der Messe fest. Reto Hartinger, Marketingleiter von Search.ch, schrieb zum Beispiel: «Ein Eigenevent oder eine Hausmesse ist schlicht und einfach nicht rentabel. Was ich an Standmiete und Messebau spare, muss ich in die Bewirtung der Besucher und ins Marketing stecken.» Viele haben Vorschläge für Veränderungen.
Teils richten diese sich an die Messeleitung – zum Beispiel auf Start-ups, Spin-Offs und Newcomers angepasste Dienstleistungen und Tarifmodelle – andere sehen die Defizite bei den Ausstellern selbst: «Es wird selten etwas neues geboten im Bezug auf das ganze Konzept. Vieles ist «altbewährt», «Standard», «0815». [Es hat] oft unmotiviertes Standpersonal oder rein auf Verkauf aus(ab)gerichtete und aggressive (oft unkompetente) Verkäufer», kritisiert Jörg Lehmann von der Amapro SA.
Einen interessanten Punkt bringt Green-Chef Guido Honegger aufs Tapet: «Alle (sprechen) von Business-Besuchern und Business über alles, da gibt es aber noch die KMU die den Hauptteil der CH ausmachen... aber wirklich ernst nimmt man die KMU nicht. Denn KMU sind auch private User.» Ein passendes Konzept könnte auch Orbit-Abwesende wieder an Bord bringen. Noch einmal Honegger: «Green.ch wird sofort wieder aktiv wenn sich neue Chancen eröffnen.»
Wohin auch immer sich die Orbit entwickelt, John Hauenstein von Projectoreurope nennt eine Grundweisheit: «Nur eine von allen Beteiligten gut vorbereitete Messe kann ein Erfolg werden.» (hjm)


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