E-Health – ein Weg zur Kostenverringerung

Wofür genau steht der Begriff E-Health und welche Projekte werden in der Schweiz derzeit realisiert oder befinden sich in der Pipeline? Eine kleine Übersicht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/04

     

Höhere Qualität bei tieferen Kosten – über diese Anforderungen an das Gesundheitswesen sind sich alle Beteiligten einig. Die heutige Ineffizienz rührt nicht zuletzt von der Vielzahl von Leistungserbringern und den damit verbundenen Schnittstellen und Systembrüchen her, die zu Informationsverlusten und Mehraufwand führen.
Die administrativen Kosten, die beinahe ein Drittel der gesamten Gesundheitskosten ausmachen, liessen sich deutlich senken, wenn alle Beteiligten – Ärzte, Spitäler, Krankenkassen und selbst Patienten – miteinander vernetzt wären. Für diesen Anspruch steht der Begriff E-Health.

Sicherheit

E-Health soll Spitälern, Versicherern und Hausärzten ermöglichen, sicher, schnell und unter Wahrung des Datenschutzes über das Internet zu kommunizieren, allenfalls auch Laborresultate, Röntgenbilder und Befunde auszutauschen. Dass es dabei um sehr sensible Informationen geht, ist allen Anbietern bewusst. Allerdings handhaben sie Sicherheit und Vertraulichkeit mit unterschiedlichen Methoden.
Das Health Info Net HIN etwa setzt auf das Public Key-Verfahren und End-to-End-Verschlüsselung aller Daten. E-Mediat setzt Smartcards ein, um Identifikation und Authentifizierung der Teilnehmer zu garantieren. Wieder andere begnügen sich mit dem Internet-Standard SSL. Das hängt nicht zuletzt mit den unterschiedlichen Bereichen zusammen, in denen die Lösungen eingesetzt werden.
Alle Anbieter betonen aber die Sicherheits- und Datenschutzaspekte. Nicht ohne Grund, denn das Datenschutzgesetz stellt den ungesicherten Austausch von Patientendaten unter Strafe.

Medidata

Arztrechnungen verursachen unnötige Kosten, wenn sie vom Arzt erstellt, vom Inkasso- Unternehmen verarbeitet, als Ausdruck verschickt und schliesslich von der Krankenkasse in ihre eigene Datenbank eingegeben werden. Ein Grossteil der Ärzte erfasst die Rechnungen elektronisch, verschickt sie dann aber als Ausdruck per Post.
Vier Fünftel der Schweizer Ärzte verfügen jedoch über einen Internet-Anschluss. Um dieses Potential zu nutzen, betreibt die von Krankenkassen und anderen Versicherern gegründete Medidata die Plattform Mediport (siehe Seite 38/40). Ärzte, Spitäler und Apotheker können so ihre Rechnungen via Internet an die Versicherer schicken.
2002 wurden 4,2 Mio. von 45 Mio. Rechnungen im Schweizerischen Gesundheitswesen elektronisch von Leistungserbringern an die Versicherer übermittelt. Überdies können Mediport-User auf Tools zugreifen, welche die Richtigkeit der Tarifpositionen überprüfen.
Medidata schätzt, dass die möglichen Einsparungen pro Rechnung bei sieben bis zehn Franken liegen. Medidata hofft, Mediport bereits 2003 bzw. 2004 bei einem Grossteil der Ärzte einzusetzen. Mit den Versicherungen im Rücken, ist Medidata ein starker Anbieter. Ihr Geld verdient die Firma mit Transaktionsgebühren, in die sich Arzt und Versicherer teilen.

E-Mediat

Über ihre Tochter E-Mediat bietet der Hersteller und Vertreiber von Pharmazeutika, Galenica, einen ganzen Strauss von E-Health-Anwendungen an: Über www.pharmavista.net haben Interessenten Zugriff auf wissenschaftliche und kommerzielle Informationen aller in der Schweiz registrierten Arzneimittel und auf eine Reihe weiterer Datenbanken. Mit dem Joint-Venture-Partner Medpoint unterhält E-Mediat den Marktplatz www.medcommerce.ch, auf dem Hersteller von Spitalbedarf ihre Produkte anbieten.
Der Besteller entrichtet eine Eintrittsgebühr, um Einkäufe zu tätigen. Die Produkteanbieter bezahlen für die Ausstellung ihrer Produkte. Überdies wird pro Verkauf eine Transaktionsgebühr fällig.

ASP-Lösung

Gemeinsam mit der Beraterfirma Ludwig & Partner wurde die ASP-Lösung Triamun entwickelt. Sie stellt über das Internet Management-Tools für Arztpraxen und Apotheken zur Verfügung. Triamun erlaubt zudem die Online-Verschreibungsabwicklung zwischen Arzt und Apotheker. Wenn es nach den Anbietern geht, soll Triamun dereinst die gesamten Prozesse einer Arztpraxis oder einer Apotheke abbilden und vernetzen. Noch steckt die Plattform jedoch in den Anfängen.

HIN

Die grösste Verbreitung unter den niedergelassenen Ärzten dürfte das Health Info Net HIN haben. Es wurde ursprünglich von der Schweizerischen Ärztegesellschaft FMH ins Leben gerufen. Heute verkehren rund 5000 Ärzte über die Plattform mit Spitälern, Labors, Pharma-Distributoren, Versicherern und Inkassostellen.
HIN bietet zwar ebenfalls Zugang zu medizinischen Lexika und Datenbanken. Doch in erster Linie versteht sich HIN als «Security Provider», der einen Single-Sign-On-Zugang zu geschlossenen Gruppen ermöglicht und sich um die Sicherheit und Vertraulichkeit der über die Plattform ausgetauschten Informationen kümmert. Welche Transaktionen sie dabei abwickeln – Austausch von E-Mails, Informationen oder Bestellungen – ist Sache der Teilnehmer und wird von HIN nicht
kontrolliert.

Flurbereiningung

Daneben gibt es noch eine Reihe kleinerer Anbieter im Gesundheitsumfeld. Eine Flurbereinigung wird mittelfristig nicht ausbleiben. Von einheitlichen ausgebauten E-Health-Strukturen könnten alle Betroffenen profitieren. Die Vorteile für die niedergelassenen Ärzte springen ins Auge: Die Online-Zuweisung für eine ambulante Abklärung oder eine Hospitalisierung erfolgt während der Sprechstunde auf dem Praxiscomputer.
Gleichzeitig können medizinische Informationen und Befunde übermittelt werden. Relevante Elemente der Krankengeschichte werden mit dem Spital oder anderen Leistungserbringern ausgetauscht. Vereinfacht wird zudem der Verkehr mit Apotheken, Inkassostellen, Kassen und Versicherungen.
Denkbar sind auch internetbasierende Angebote für die Patientenschulung und zur Unterstützung des Patientenselbstmanagements. Mit «Personalized decision support tools» etwa könnten die Patienten sich vermehrt an den sie betreffenden, medizinischen Entscheidungsprozessen beteiligen. (fis)


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