Preiserosion auch bei Business-PCs

PCs waren in der Schweiz letztes Jahr vor allem im Businessbereich ein hartes Geschäft. Stark gefragt waren dafür weiterhin Mobilcomputer für zu Hause.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/03

     

Letztes Jahr wurden gemäss den Zahlen des Marktforschers Robert Weiss in der Schweiz weniger und vor allem auch billigere PCs verkauft. Verglichen mit 2001 führte das insgesamt zu einem drastischen Rückgang der PC-Umsätze um 14,1% oder 356 Millionen Franken auf 2,17 Mrd. Franken.
Nach einem leichten Umsatzschwund 2001 ist das bereits das zweite Jahr in Folge, in dem ein schrumpfender PC-Markt zu beobachten ist – dieses Mal war der Schwund allerdings wesentlich heftiger.

Unternehmensumfeld wird immer härter

Verschärft hat sich die Lage ein weiteres Mal im Geschäft mit Unternehmen. Der Umsatz mit Business-PCs ging schon 2001 um 16% zurück, 2002 wurden gemäss Weiss sogar 23,8% weniger Umsatz erzielt. Desktop-PCs und mobile PCs waren von diesem Trend im Grossen und Ganzen gleichermassen betroffen. Die Unternehmen kauften 2002 deutlich weniger PCs als 2001 (–10,7%).
Noch mehr ins Gewicht fiel allerdings, dass sie sich auch dann mit den Ausgaben zurückhielten, wenn doch PCs erstanden wurden. Zusammen mit den weiter andauernden Preiskämpfen unter Herstellern und zunehmend mit härteren Bandagen kämpfenden Resellern dürfte dies der Grund gewesen sein, dass sich der Preiszerfall 2002 weiter beschleunigt hat.

Business-PCs so billig wie Heim-PCs

2001 sank der Durchschnittspreis für Business-PCs um knapp 8%, 2002 waren es beinahe 15%. Ein Business- Desktop kostete 2002 noch durchschnittlich 1814 Franken, der durchschnittliche mobile PC 3011 Franken.
Insgesamt kostete der durchschnittliche Unternehmens-PC mit 2148 Franken letztes Jahr nur noch schlappe 15 Fränkli mehr als der durchschnittliche Heim-PC. Nur ein Jahr früher betrug der Unterschied gemäss Weiss noch fast 500 Franken. Teurer sind zwar noch die mobile PCs, durchschnittlich um 385 Franken, Desktops für Unternehmen sind aber inzwischen sogar billiger als Heim-PCs.
Die Marktprämisse, dass der Unternehmensmarkt höhere Preise und damit höhere Margen als der Consumermarkt abwirft, gehört also weitgehend der Vergangenheit an. Für grössere und kleinere Corporate Reseller führt dies zu einer tiefgreifenden Veränderung des Marktes. Wie, so müssen sie sich fragen, lassen sich die Dienstleistungsansprüche von Unternehmen erfüllen mit Margen, die kaum mehr höher sind als im Retail?

Mobile Home-PCs weiter im Kommen

Überhaupt sah die Situation im Heim-PC-Markt letztes Jahr wesentlich besser aus, zumindest wenn man sie mit 2001 vergleicht. Der Markt für Desktops stagnierte weitgehend. Zwar wurden 3,3% weniger Desktops verkauft, dafür stieg der Durchschnittspreis sogar leicht an. Multimedia-Anwendungen verlangen eben, im Gegensatz zu Bürosoftware, tatsächlich immer noch nach immer mehr Leistung. Insgesamt sanken so die Umsätze nur um 2,8%.
Ein richtiger Renner sind aber weiterhin die mobilen PCs für die Consumer: Davon wurden 35,4% mehr verkauft als 2001, zusammen mit dem auch hier leicht ansteigenden Durchschnittspreis führte das zu einer kräftigen Umsatzsteigerung um 39,2%.

Die (grossen) Assemblierer kommen

Grosse Assemblierer wie Jet oder Steg konnten letztes Jahr Marktanteile gewinnen. Insgesamt nahm der Marktanteil der Assemblierer aber etwas ab. Bei den Assemblierern ist, wie auch Robert Weiss analysierte, ein Konzentrationsprozess im Gang: Grosse lokale Assemblierer können den Markenbrands Marktanteile abnehmen und zu erstzunehmenden Playern werden. Kleinere Assemblierer allerdings geraten in Schwierigkeiten. Der Aufstieg von Steg zeigt auch noch einen weiteren Trend: Sehr günstige PCs, denen man bisher im Schweizer Markt kaum Chancen gab, haben sich eine feste Marktnische erobert.

Prognosen

Nach der Voraussage von Robert Weiss werden nächstes Jahr 6,6% mehr PCs abgesetzt werden, danach soll der Markt im niedrigen Prozentbereich wachsen, um 2007 wieder einen Sprung zu machen. An dieser Prognose sind aber doch einige Zweifel anzumelden.
Dieses Jahr oder Anfang nächsten Jahres dürfte es tatsächlich bei den Unternehmen, die nach dem Investitionsstop ihre PCs doch langsam erneuern müssen, einen gewissen Nachholbedarf geben. Danach ist es aber schwierig zu erkennen, woher denn das weitere Wachstumspotential bei den Unternehmen kommen soll. Im Consumermarkt sorgen Multimedia-Anwendungen zwar für einen Bedarf nach steigender Power. Aber auch hier gilt anzumerken: Der Anteil der Power-User an der Gesamtzahl der PC-Anwender wird kaum mehr drastisch steigen. (hjm)


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