Eine Lanze für das Tape

Imation hat geschafft, was in der letzten Zeit wenigen IT-Firmen gelungen ist: Schulden loswerden und Cash ansammeln.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/22

     

«Es ist natürlich einfach, zu sagen ‘Es stimmt nicht’. Aber es stimmt nicht», sagt Frank Russomanno, mit der Frage konfrontiert, ob manche Disk-Speichersysteme nicht langsam ebenso günstig wie Tape-Speicher sind, wie das Hersteller von Disk-Storage gerne behaupten.
«Jedes Mal, wenn die Disks aufholen, ziehen die Tapes wieder davon», so Russomanno.
Der Mann ist in dieser Frage natürlich nicht ganz unparteiisch, denn er ist President für Data Storage und Information Management bei Imation. Tapes sind eine Konstante in der wechselhaften IT-Technologie. Genau vor 50 Jahren, im Dezember 1952, präsentierte IBM die ersten Magnetbandlaufwerke zur Datenspeicherung.
Die konnten damals 140 Byte pro Fuss speichern und boten im Ganzen doch schon ansehnliche ein bis zwei MB Speicherkapazität. In der nächsten (oder übernächsten, je nachdem wie die Entwicklung vorankommt) Generation von Cartridges wird man bereits mit Terabytes rechnen.
Der Hauptvorteil der Tapes gegenüber der Disks ist und bleibt ihre Auswechselbarkeit und damit die sozusagen «natürliche» Skalierbarkeit der Tape-Libraries. Und bei der heutigen Investitionsunlust der Unternehmen kommt noch etwas weiteres dazu: Sie kaufen lieber einfach noch ein paar Cartridges hinzu, als ganze Systeme auszuwechseln.

Auf verschiedenen Hochzeiten

Das Unternehmen Imation ist 1996 als Spin-off aus der Datenspeicherungsabteilung von 3M entstanden. Kein schlechter Leistungsausweis gerade in der heutigen Zeit: Anfangs 1998 hatte Imation noch 432 Mio. Dollar Schulden, jetzt hat man keine Schulden mehr, dafür 441 Mio. in Cash.
Imation stellt Wechselmedien aller Arten für Speichergeräte her, von der CD-R bis zu Cartridges für High-end Tape Libraries. So ist das Unternehmen einerseits stark fokussiert — als reiner Supplies-Hersteller — andererseits aber auch in sehr unterschiedlichen Marktsegmenten mit jeweils ganz anderen Regeln und Vertriebswegen tätig, vom Consumermarkt über KMUs bis zu Grossunternehmen. Der Consumermarkt wird ausschliesslich über die Channelpartner angegangen, im Tapemarkt spielen die OEM-Partner die grösste Rolle.

Distributionsänderung?

In der Schweiz ist einer der Gewinner des diesjährigen IT Reseller Disti-Awards, Data Storage Advisors (DSA), der strategische Partner für alle Produktbereiche von Imation. Gerüchte, dass sich in der Distribution für Imation hierzulande etwas ändern könnte, bestätigte Russomanno nicht, dementierte sie aber auch nicht ausdrücklich. Er betonte, dass DSA nie ein Exklusivpartner gewesen sei. Und auf die Frage, ob denn bald ein weiterer hinzukommen könnte, lautete sein kryptischer Kommentar: «We will see.» (hjm)

Imation und seine Märkte

Imation hat 2800 Angestellte, 2001 betrug der Umsatz 1,1 Mrd. Dollar. Dieser Umsatz verteilt sich zu ziemlich genau je einem Drittel auf die drei Produktebereiche, in die Imation seinen Markt unterteilt:
Sektor Personal Storage (Disketten, CDs, DVDs u.a.): Der Gesamtmarkt umfasst weltweit rund 3,2 Mrd. Dollar, je nach Schätzung wird für die nächsten Jahre 10 bis 12% durchschnittliches Wachstum vorausgesagt.
Sektor «Network» (Entrylevel bis Midrange-Tapes): Gesamtmarkt weltweit 2,3 Mrd. Dollar, 6 bis 10% durchschnittliches jährliches Wachstum.
Sektor «Enterprise (Highend-Tapes): Gesamtmarkt weltweit 400 Mio. Dollar, 2 bis 5% durchschnittliches jährliches Wachstum.


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