Geheimniskrämerei bei Broadvision

Broadvision befindet sich in einer Phase der Konsolidierung. Wie es konkret weitergehen wird, darüber schweigt man sich beim Software-Unternehmen noch weitestgehend aus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/18

     

Beim kalifornischen Software-Unternehmen Broadvision scheint sich einiges zu bewegen. So wurde dem IT Reseller zugetragen, dass sich die Marketingabteilung bei Broadvision Deutschland in Luft aufgelöst haben soll und die entsprechenden Mitarbeitenden entlassen worden seien.
Auf unsere Nachfrage hielt man sich eher bedeckt, bestätigte zwar, dass «ein paar Leute entlassen wurden», wie das eben in diesen Zeiten und in der IT-Branche so sei, wollte aber ansonsten keine genauere Auskunft geben.
Richtig sei, so Karl Klarmann, neuer Vice President Central EMEA, dass sich das Unternehmen in einer Phase der Konsolidierung und des Neuaufbaus befinde. Alles werde neu strukturiert, Budgets neu sortiert, man arbeite unter anderem an einer neuen Produkt-Fokussierung und neuen Pricingmodellen.
Zudem wurden neben Klarmann neu Arthur Vonchek als Senior Vice President und General Manager EMEA und Andrew Nash als Executive Vice President und Chief Operation Officer eingestellt. Auch im Marketing soll es eine neue Ausrichtung geben. Alles eigentlich nichts wirklich neues, wenn man einmal die Geschichte der Kalifornier in den letzten Monaten betrachtet.

Vom Überflieger zum Sparer

Broadvision geriet im Frühjahr in die Krise und musste Gewinnwarnungen abgeben (Q1/02 minus 40% Umsatz gegenüber dem Vorjahresergebnis). Die Ergebnisse der letzten Quartale 2001 mussten aufgrund eines Software-Abkommens, welches «nachträgliche Wirkung» gehabt haben soll, nach unten korrigieren werden.
Um die Verluste in den Griff zu bekommen, ging das Unternehmen auf Restrukturierungskurs und verabschiedete sich im März von 300 seiner 970 Mitarbeitenden und im April vom deutschen Börsenparkett (neuer und geregelter Markt). Zudem wurde verkündet, sich künftig vollständig auf Enterprise-Businessportale zu konzentrieren.
Zuvor war Broadvision kritisiert worden, dass das Produktportfolio (E-Commerce-Anwendungen, Content-Management-Systeme, Billing-Lösungen) zu breit und die damit verbundenen Kosten für Entwicklung und Vertrieb zu hoch seien. Im Sommer präsentierten die Kalifornier dann mit den drei Produktlinien «One-to-One Portal», «One-to-One Commerce» und «One-to-One Content» das umgebaute Portfolio und ein neues CPU-basiertes Pricingmodell. Am 23. Oktober sollen die Ergebnisse des dritten Quartals veröffentlicht werden.
Ende Oktober soll dann auch die Katze aus dem Sack gelassen werden, wie es in Europa und der Schweiz mit Broadvision weitergehen wird. In der Schweiz habe sich in den letzten Wochen nichts verändert und werde es auch in naher Zukunft nicht, so David Fuss, Manager Field Operations Switzerland. Auf unsere Frage nach der derzeitigen Mitarbeiterzahl von Broadvision Schweiz und eventuellen Entlassungen war ihm keine Antwort zu entlocken. (sk)


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