Hände weg!


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/18

     

Die Milchbüchleinrechnung ist einfach: Wenn die Margen fallen, müssen Channel-Player das entweder durch mehr Volumen oder durch Zusatzdienstleistungen wettmachen können. Andernfalls geht ihnen bald die Luft aus – besonders in der dünnen Luft der IT-Investitionsflaute. Auch bei Enterprise-Storage fallen jetzt die Margen.
Ausweg eins, mehr Masse, ist im Moment versperrt. Die grösseren Unternehmen beobachten zwar die Entwicklungen in der Storage-Technologie scharf, aber investiert wird nur vorsichtig. Das wird sich frühestens ändern, wenn sich die allgemeine Konjunktur erholt.
Der KMU-Markt wäre eine Chance. Die Produkte sind aber noch zu kompliziert, und die KMU wollen noch überzeugt werden. Bis die Zahl der Projekte zunimmt, wird man einige Zeit warten müssen.
Bleibt also Ausweg zwei, das grosse Mantra der IT-Industrie: Weg von der Abhängigkeit von Margen, das Geld soll über die Dienstleistungen hereinkommen. Die Rechnung geht aber nur auf, wenn das Servicegeschäft rentabel bleibt. Dafür müssen Nachfrage und Preise stimmen. Genau das steht aber nirgends geschrieben.
Auf der Nachfrageseite ist noch alles in Ordnung: Die Storage-Produkte sind auf dem Weg zur Commodity erst gerade beim ersten Schritt. Auf der Angebotsseite sind die Dinge aber ins Rutschen geraten. Integratoren und VARs, aber vor allem auch Hersteller haben ihre Dienstleistungsabteilungen, dem grossen Mantra folgend, kontinuierlich vergrössert. Man addiere einen nervösen Markt, wankende Channel-Players und Hersteller im Umsatzzwang: Die Versuchung, teuren und unterbeschäftigten Serviceabteilungen durch Schleuderpreise Arbeit zu verschaffen, ist gross.
Gerade die grossen Hersteller sollten sich das aber zweimal überlegen. Oder wollen sie wirklich bald wieder ohne Storage-Channel dastehen, weil sie ihm die Luft
abgedreht haben? Falls die Antwort nein lautet: Hände weg von Schleuderpreisen! Gegen faire Konkurrenz wird sich der Channel halten können.
Hans Jörg Maron
Redaktor


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