Hersteller kürzen Garantie für Festplatten

Der hohe Kostendruck soll Schuld sein: Zwei- bis dreijährige Garantien sind für die Hersteller nicht mehr tragbar.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/17

     

Nachdem der Festplattenhersteller Maxtor als erster die Garantiefrist für seine Massenspeicher verkürzte, ziehen jetzt auch Seagate und Western Digital nach. Statt wie bisher drei, wollen sie ebenfalls nur noch ein Jahr Garantie auf IDE-Platten geben.
Während Seagate die Garantiezeit für sämtliche IDE-Laufwerke herunterschraubt, nimmt Western Digital die mit «JB» gekennzeichneten Modelle mit acht MByte Cache von der Regelung aus.

Steigender Kostendruck

Als Grund für die verkürzte Garantie nennen alle Hersteller den hohen Kostendruck. «Wir folgen dem Trend bei den Desktop-PCs, wo die meisten Hersteller ebenfalls nur noch eine einjährige Garantie kennen», meint der Marketing-Chef von Maxtor, Stephen Di Franco. «Für die Konsumenten wird das allerdings kaum Folgen haben, da wir sehr selten Garantiefälle mit zwei- und dreijährigen Geräten haben.»
Dies bestätigt auch der IDC-Analyst Dave Reinsel: «Mehr als 50 Prozent aller Fehler zeigen sich innerhalb der ersten 90 Tage. Und selbst diese machen weniger als 0,8 Prozent aus.» Dazu kommt, dass von der neuen Regelung nur Festplattenlaufwerke für Desktop-Maschinen und Produkte aus der Unterhaltungselektronik betroffen sind. Von den mehr als 37,5 Millionen Festplatten, die im zweiten Quartal dieses Jahres verkauft wurden, gehört laut IDC nur gerade eine Million in diese Kategorie.

Kaum effektive Garantiefälle

An den effektiven Garantiefällen liegt es also offensichtlich nicht, wenn die Fristen verkürzt werden. Viel eher möchten die Hersteller damit Gelder frei machen, die sie sonst für allfällige Reparaturen zurücklegen müssten, wie Di Franco bestätigt.
Richard Ruthledge von Western Digital gibt gegenüber CNet überdies zu bedenken, dass drei Jahre Garantie allenfalls gerechtfertigt waren, als die Verkaufspreise und die Margen noch hoch waren: «Bei Preisen von rund 65 Dollar und Margen von 12 Prozent ist eine Dreijahres-Garantie als Standard-Angebot einfach nicht mehr drin.»
Im Desktop-Segment sind bei den Festplatten die Profite in den letzten Jahren weggeschmolzen. Manche Hersteller wie Fujitsu sind bereits ausgestiegen und konzentrieren sich auf Speichermedien für Server oder Notebooks, wo die Margen noch ewas mehr hergeben. Seagate, im Jahr 2000 von Vanitas Software für 20 Milliarden aufgekauft und seit einigen Monaten wieder selbständig, hat es zurzeit nicht leicht: «Die Preise sinken immer noch», klagt Di Franco, «Die Änderung in der Garantiegewährung sind daher auch eine Antwort auf die angespannte Marktsituation.» Und Ruthledge ergänzt für Western Digital: «Wir geben unseren Kunden etwas, das wir uns eigentlich gar nicht leisten könnten.» (fis)


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