Messe-Dämmerung


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/15

     

Der Nutzen der grossen IT-Messen wie der Cebit oder eben der Orbit/Comdex ist seit langem ein beliebtes Diskussionsthema in der IT-Welt. Früher hiess es: «Man muss halt dort sein.» Das hat sich gründlich geändert. Wenn Sun und IBM auf einen Auftritt verzichten, kann sich auch eine Fujitsu Siemens die exorbitanten Kosten eines Messeauftritts sparen.
Weniger Aussteller heisst weniger Werbung, also auch weniger Besucher, was wiederum das Preis/Leistungsverhältnis der Messe verschlechtert. Ein Teufelskreis.
Es reicht definitiv nicht mehr, ein paar riesige Hallen mit rotem Teppich zu belegen, sie mit Ständen, Computern und Verkäufern vollzustopfen und am Abend die Abschlüsse zu zählen. Eine Messe muss heute dem Besucher messbaren Nutzen bringen. Was müssen Messen also bieten, damit die Aussteller wieder den Geldbeutel aufmachen und die Besucher ihren Streik beenden?
Erstens: Strukturierung nach Besucher-Bedürfnissen statt nach Produkten. In der Schweiz besteht nach wie vor ein riesiges Informationsbedürfnis seitens KMU. Das Software-Angebot ist unübersichtlich, den Verkäufern kann man nicht trauen. Warum gibt es beispielsweise an der Orbit/Comdex keine KMU-Halle samt Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch, warum keine Sonderschau für die Bedürfnisse der öffentlichen Betriebe?
Zweitens: Weniger Marketing, mehr Information. Das Konzept eines begleitenden «Kongresses» zu einer Messe ist gut. Doch was nützt es dem zahlenden Besucher, wenn er von Marketing-Leuten mit schlecht kaschierter Werbung bombardiert wird? Vorträge von unabhängigen und kritischen (!) Experten wären ein Bedürfnis, Powerpoint-Schlachten durch Hersteller-Vertreter sind keines.
Drittens: Informationen über Produkte finden sich heute im Internet, dafür braucht es keine Messen. Umso mehr brauchen wir persönliche Kontakte, Smalltalk, Klatsch und (wahre) Gerüchte.

Deshalb bleiben wir dabei: Die Parties sind das Wichtigste!


Christoph Hugenschmidt


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