Halali auf KPNQwest-Kunden

Diverse Carrier und ISPs balgen sich um die Kundschaft des einst stolzen IP-Carriers. In der Schweiz gibt es allerdings nicht viel zu holen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/11

     

Der IP-Carrier KPNQwest musste nach dem Konkurs der holländischen Mutterfirma vorletzten Freitag auch in der Schweiz die Bilanz deponieren. Vergangenen Donnerstagnachmittag war es bereits unmöglich, den Schweizer Sitz des Carriers in Zürich-Altstetten telefonisch zu erreichen.
Die Kunden des Datentransporteurs und Hosters gerieten entsprechend ins Zittern.
Zwar konnte der Betrieb des «Eurorings», des paneuropäischen Glasfasernetzes von KPNQwest noch aufrecht erhalten werden, doch war die Unsicherheit gross. «Die Banken haben nun das Sagen», meinte ein Branchenkenner. «Da kann das Netzwerk wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.»
Wer auch immer noch auf dem Markt ist, hat entsprechend Blut gewittert. So versandte Global Crossing flugs eine Mitteilung, in der man Kunden von KPNQwest die Migration auf das eigene Netzwerk innert 24 Stunden versprach. Pikant: Der US-IP-Carrier steht seinerseits selbst unter Gläubigerschutz. Auch BT Ignite, eine Tochter von Britisch Telecom, liess sich nicht lumpen und verschickte eine PR.
Man «biete Hand für schnelle und unbürokratische Lösungen». Schon raffinierter machte es Interoute, ein IP-Carrier im Besitz der Sandoz-Stiftung. Man sei seriös finanziert und praktisch schuldenfrei, hiess es in einem prominent platzierten Artikel in der NZZ. Interoute habe ein «Business Continuity»-Team geschaffen, welches KPNQwest-Kunden schnelle Hilfe biete...

Wenig zu holen in der Schweiz

Der Konkursverwalter von KPNQwest Schweiz versuchte unterdessen, Käufer für die Schweizer Kunden des ISPs zu finden. Doch so gross war diese Kundschaft gar nicht. KPNQwest hatte gemäss gut informierten Kreisen 60 PoPs (Point of Presence), 700 DSL-Kunden, etwa 200 Hosting-Kunden sowie einige Dial-up-Kunden aus alten Eunet-Zeiten. Ein Kauf macht für einen Provider aber nur Sinn, wenn er auch die Domain-Namen bekommt. Die Kunden wünschen schliesslich die E-Mail-Adressen zu behalten.
Die Verhandlungen zwischen dem Konkursverwalter und Interessenten, darunter Green.ch (Dial-up und Hosting) und Cybernet (für die DSL-Kunden), waren bis Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen.

Das Ende der Arroganz


Als wir vor zwei Jahren bei einem Besuch am Hauptsitz von KPNQwest scheu nachfragten, ob man denn nicht ein riesiges Überangebot an Glasfasernetzen aufbaue, wurde der Schreibende noch heruntergeputzt. Davon könne keine Rede sein. In der Eingangshalle zu KPNQwest war auf einem grossen Plasma-Display nicht etwa der Zustand des Netzwerks zu sehen, sondern der Stand des Aktienkurses. In Real-Time. (hc)


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