Fehleinschätzung als Chance

Der Rotkreuzer Outsourcer IT-Power hat seine Wurzeln in der Elektrizitätswirtschaft. Nun werden die Fühler nach weiteren Märkten ausgestreckt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/06

     

«Wir haben ursprünglich den Markt falsch eingeschätzt», gibt der Leiter des Rotkreuzer Outsourcers IT Power, Ivan Bergamin (links im Bild), unumwunden zu. «Wir haben das Tempo der Liberalisierung des Energiemarktes über- und die Trägheit der Stromwirtschaft unterschätzt.»
Denn ursprünglich dachte man beim Outsourcer, unter den rund 1000 Schweizer Elektrizitätswerken eine breite Kundschaft für branchenspezifische Software im ASP-Verfahren zu finden. Doch die Umstrukturierung der helvetischen EWs hat weniger schnell und weniger heftig stattgefunden und der Markt stellte sich als kleiner heraus als erwartet.
Bei IT Power lässt man deswegen die Köpfe nicht hängen, sondern besinnt sich auf die eigenen Stärken. Diese haben mit der Geschichte des Unternehmens zu tun. IT-Power hat seine Wurzeln in der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (EGL), einer Firma die mit etwa 300 Mitarbeitenden ca. eine Milliarde Franken im Stromhandel umsetzt. Bergamin war bei der EGL verantwortlich für die Unternehmensentwicklung.
Im Zusammenhang der erwarteten Liberalisierung des Strommarktes überlegte man sich bei der EGL, die IT auszulagern. Angesichts der vorliegenden Offerten der Outsourcer wurde klar, dass man die Abteilung auch in einem MBO in die Unabhängigkeit führen könnte. So entstand im Mai 2000 die IT Power AG, an der die EGL nicht mehr beteiligt ist.
Auf die Unabhängigkeit der IT Power legt Bergamin Gewicht, denn nur so könne der Outsourcer sich auch weiteren Kunden empfehlen. Auch die Verlegung des Firmensitzes von Laufenburg nach Rotkreuz soll die betriebliche Trennung von der EGL dokumentieren. Ebenfalls wichtig ist ihm die finanzielle Stabilität des Betriebs. Bis 2006 bestehen langfristige Verträge mit EGL, die den Betrieb der verschiedenen Rechenzentren und den Aufbau von wesentlich grösseren personellen Kapazitäten ermöglicht haben.

Sehr heterogene Umgebungen

Seit dem Start vor zwei Jahren wurde die Belegschaft von IT Power von acht auf nun über 30 Personen verstärkt. Weitere Mitarbeiter werden nach wie vor gesucht. In zwei redundanten und mehrfach über Glasfaser-Kabel verbundenen Rechenzentren (sowie einem Backup-RZ) wird eine sehr heterogene System- und Applikationslandschaft für die Kunden betrieben.
So ist IT Power nach eigenen Angaben eine der ersten Firmen in der Schweiz, die ein SAN (Storage Area Network) in einem sehr gemischten Server-Umfeld (Novell, AS400, NT, RS6000) aufgebaut hat.
Betrieben werden Standard-Office-Anwendungen über Citrix, einige SAP-Anwendungen, ein Handelssystem für die Energiewirtschaft, Software für Elektrizitätswerke sowie Börsenapplikationen. IT Power ist von der Bankenkommission (EBK) zugelassen, Finanzinstitute sind ein Zielmarkt des Unternehmens.
Zwei Jahre nach dem Sprung in die Unabhängigkeit drängt IT Power nun auch mit einer Marketing- und Verkaufsabteilung unter der Leitung von Stefan Bali in den Markt. Heute adressiert man mit Outsourcing-Dienstleistungen aller Art (Betrieb, Desktop-Services, Helpdesk) alle Unternehmen, die auf Hochverfügbarkeit und höchste Sicherheit angewiesen sind, denn diese bietet der Outsourcer den bestehenden Kunden aus der Strombranche sowieso an.
Zusätzlich vertreibt die Firma auch IT-Security-Dienstleistungen. Mit dem Software-Pakete «Securescan Perimeter» von Vigilant werden die IT-Umgebungen der Kunden im Abonnement überprüft. (hc)


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