Bruchlose Thronfolge bei IBM

Der IBM-Verwaltungsrat hat gesprochen und die Thronfolge bei Big Blue geregelt: Am ersten März 2002 wird Samuel J. Palmisano Lou Gerstner (recht im Bild) als CEO ablösen. Die Wahl von Palmisano überrascht niemanden. Er bekleidete seit Juli 2000 den Posten eines «Präsidenten» und COO und wurde weitherum als Gerstner-Nachfolger gehandelt.
Gerstner hat IBM 1993 als serbelnden Hardware-Konzern übernommen, und das Steuer erfolgreich herumgerissen. Inzwischen ist IBM der Inbegriff des vielzitierten «Lösungsanbieters», und Vorbild für die Pläne mancher Konkurrenten. Gerstner tritt pünktlich zu seinem 60. Geburtstag zurück, wie das bei IBM für höhere Kader üblich zu sein scheint.

Keine Überraschungen

Überhaupt lief die Ablöse bei IBM in etwa so ab, wie sich mittelalterliche Monarchen ihre Nachfolge gerne erträumten – aber selten realisieren konnten. Dass Palmisano der neue CEO wird, stand schon länger beinahe fest, es gab also wenig Gerangel um den Posten. Der 50jährige ist seit 29 Jahren bei IBM. In dieser Zeit hatte er führende Positionen in beinahe allen operativen Bereichen von Big Blue inne.
Er kennt sein «Reich» in- und auswendig, und seine zukünftigen Untergebenen kennen ihn. In den letzten Jahren hat er die Politik von Gerstner mitgetragen, und vor Ort realisiert. Zum Beispiel hat er als Chef von IBMs Server- und Storage-Division die Entwicklung und den Launch der eServer-Linie, und die Linux-Initiative IBMs geleitet.
Dadurch scheint Palmisano denn auch ein bisschen wie ein Abziehbild von Gerstner. Die Kommentatoren, die einen solchen Führungswechsel gerne mit Spekulationen über spektakuläre Richtungswechsel begleiten, sind denn auch auffallend zurückhaltend. Eine mehr als graduelle Änderung der IBM-Strategie ist nicht zu erwarten. (hjm)