Microsoft sieht sich EU-Kartellbeschwerde wegen Teams-Kopplung gegenüber
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Microsoft sieht sich EU-Kartellbeschwerde wegen Teams-Kopplung gegenüber

Der deutsche Videokonferenzanbieter Alfaview hat bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen Microsoft eingereicht. Es geht um die Kopplung von Office mit Teams und die Frage, ob sich die Redmonder einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
21. Juli 2023

     

Alfaview wirft Microsoft den Missbrauch von Marktmacht vor und hat eine formelle Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Konkret geht es um die Kopplung von Microsoft Office und Microsoft Teams. Microsoft habe den Collaboration-Dienst in Microsoft 365 integriert, "ohne alternativen Anbietern von Video- und Kommunikationslösungen eine ähnliche Integration zu ermöglichen", lautet die Kritik von Alfaview. So setze der Konzern seine beherrschende Stellung auf dem Markt für Produktivitätssoftware als Hebel ein, um Teams einen Reichweiten- und damit Wettbewerbsvorteil auf dem Markt für entsprechende Kommunikationssoftware zu verschaffen.

"Dieser Wettbewerbsvorteil ist ungerechtfertigt, weil er mit der Leistung oder Qualität von Teams nichts zu tun hat", schreibt das Karlsruher Unternehmen. "Durch die Bündelung von Teams mit den anderen Programmen der Microsoft 365-Suite ergibt sich ein multipolarer Vertriebsvorteil für den US-Konzern", unterstreicht Niko Fostiropoulos, Geschäftsführer und Gründer von Alfaview. Nicht nur soll das den Wettbewerb in der Europäischen Union zunichtemachen, sondern auch wichtige Innovationen aushebeln.


Alfaview will jetzt ein förmliches Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft anstreben, in dem die angeprangerte Missbräuchlichkeit der Integration von Teams in die Microsoft 365-Produktreihe festgestellt und adressiert wird. Zwar habe Microsoft der Kommission zuvor Zusagen unterbreitet, um ein Verfahren zu vermeiden. Diese sieht Alfaview jedoch als unzureichend an.
Alfaview bietet selbst eine SaaS-Videokonferenz- und Kollaborationslösung für professionelle Anwender unter anderem im Bildungsbereich an, die DSGVO-konform in ISO 27001-zertifizierten Rechenzentren in Deutschland betrieben wird. Damit steht das Unternehmen im direkten Wettbewerb zu Microsofts Teams-Dienst.

Es handelt sich nicht um den ersten Fall dieser Art. Die EU-Kommission hatte zuvor bereits eine vergleichbare Kopplung des Media Players sowie des Internet Explorers mit dem Betriebssystem Windows festgestellt. Zudem soll die Kommission aktuell ein Kartellverfahren gegen Microsoft vorbereiten, das auf die von Alfaview angekreidete Teams-Kopplung abzielt, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet. (sta)


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