Vobis und Migros trennen sich


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/03

     

Wie letzte Woche bekannt wurde, werden Vobis und Migros ihren seit 1995 bestehenden Franchising-Vertrag nicht mehr erneuern. Damit endet im Oktober die zu Anfang hochgelobte Zusammenarbeit bereits nach vier Jahren. Die hochgesteckten Ziele konnten offensichtlich nicht erreicht werden, obwohl beide Firmen angeben, im hart umkämpften Heimcomputer- und PC-Markt erfolgreich gearbeitet zu haben.
Laut Robert Weiss, Autor des Weissbuchs über den Computermarkt Schweiz, betrug der Umsatz von Vobis Schweiz im Homemarkt 24’800 Geräte. Darin sind allerdings auch die Umsätze der von Vobis Schweiz auf eigene Rechnung betriebenen Geschäfte inbegriffen – etwa in den Vobis Super Stores in Lausanne und Spreitenbach.
An diesem Punkt scheint die Ehe zwischen dem PC-Händler und dem grössten Detailhändler der Schweiz gekriselt zu haben. Claudia Sebald, Pressesprecherin von Vobis: «Die Trennung wurde von beiden Seiten gewünscht. Die Geschäftskulturen von Vobis und Migros sind doch sehr unterschiedlich.»
Im Klartext: Die Verkaufsflächen und das Personal unterstanden der Migros, die Ladeneinrichtung und das Sortiment lag bei Vobis. Der PC-Markt ist ein schnellebiges Geschäft, das kurze Entscheidungswege verlangt. Da scheint die Struktur der Migros, wo für praktisch jeden Entscheid das Einverständnis der einzelnen Genossenschaften eingeholt werden muss, nicht ganz mit den Vorstellungen von Vobis mitgehalten zu haben.
Welche der 26 Shop-in-Shops in den M-Einkaufszentren Vobis nach Ablauf des Vertrags übernehmen wird, ist noch Gegenstand von Verhandlungen. Dem Personal wird es laut Sebald freistehen, sich für Vobis oder Migros zu entscheiden. Der Support für die in den Franchising-Filialen der Migros gekauften PCs soll durch die Vobis-Filialen gewährleistet bleiben.
Von Migrosseite wird bei den Gründen für die Trennung auch die ungewisse Zukunft des PC-Händlers angeführt. Die Muttergesellschaft von Vobis, der deutsche Handelsriese Metro, möchte die ungeliebte Tochter schon seit einiger Zeit loswerden. Nachdem im letzten Herbst die Verhandlungen mit dem US-Computergrosshändler CHS scheiterten, wird nun wohl für jede Landesgruppe, so auch für Vobis Schweiz, ein separater Käufer gesucht, wie Sebald erklärt. Verhandlungen mit in- und ausländischen Interessenten laufen. Vobis Schweiz soll als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden und will dabei die bisherige Strategie – hin zu vermehrten Grossverkaufsflächen und Super Stores – weiterverfolgen.
Die Migros ihrerseits beabsichtigt, das Software- und Multimediageschäft in eigener Regie auszubauen und in ihre M-Electronic-Abteilungen zu integrieren. (fis)


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