Steigende Dieselpreise, sinkende Margen: Schweizer Distis reagieren

21. Juli 2008

     

Die gestiegenen Rohstoffpreise, insbesondere die Dieselpreise, können die Schweizer Broadliner nicht mehr selbst tragen. Noch Anfang Juni sagte Ingram-Chef Joe Feierabend, man plane aufgrund von langfristigen Verträgen mit den Spediteuren keine Anpassungen und Tech-Data-Chef Manfred Steinhardt meinte, man werde versuchen, die Transportkosten über den Verhandlungsweg zu senken und denke über einen 48-Stunden-Lieferservice nach. Einzig Also-Chef Marc Schnyder sagte bereits damals, dass Preiserhöhungen angesichts der Rohstoffpreiserhöhungen und massiven Stückpreis- und Margenreduktion unumgänglich sein werden.

Nun hat letzte Woche auch Feierabend reagiert, und zwar auf Druck von oben, wie er zu IT Reseller sagt: "Es handelt sich um eine weltweite Initiative von Ingram, die in jedem Land individuell angepasst wird. Frachtfreie Lieferungen werden bald der Vergangenheit angehören." Feierabend zufolge sollen die Frachtkosten möglichst verursachergerecht weiterbelastet werden. Dabei geschehen die Anpassungen teilweise bei kleinen Paketen und vor allem individuell bei grösseren Kunden. "Wir haben alle Daten von jedem Kunden und können transparent die Kosten aufzeigen", sagt der Ingram-Chef. Die Preiserhöhungen sind für Ingram-Händler, die letzten Montag per Mail informiert wurden, ab dem 1. August im Online-Shop ersichtlich.


Auch Tech-Data regiert, allerdings haben die Zuständigen noch nicht alle Massnahmen umgesetzt, weshalb die Änderung voraussichtlich Ende August, Anfang September in Kraft treten wird. Steinhardt: "Wir werden ein ganzes Bündel an Massnahmen anbieten. Das heutige Standard-Paket der Next-Day-Delivery wird geändert auf Lieferung am übernächsten Tag. Wer bis 14 Uhr bestellt, wird am nächsten Tag beliefert". Gemäss Steinhardt soll das Standard-Angebot günstiger, das Premium-Paket (Lieferung am nächsten Tag) teurer werden. Die Frachtpreiserhöhungen müssten mit grösseren Kunden individuell besprochen werden. "Damit werden wir uns noch das ganze zweite Halbjahr beschäftigen", sagt Steinhardt.

"Wir wollen wie schon immer verursachergerecht verrechnen", sagt Also-Chef Marc Schnyder, "da gehören auch die Transportkosten dazu." Schnyder will in den nächsten zwei bis drei Wochen die Kunden informieren, die Erhöhung erfolge dann per 1. September. Also wird weiterhin das 24/48-Stunden-Angebot aufrecht erhalten. "Dieses System hat sich sehr bewährt und zunehmend in Richtung 48-Stunden-Lieferung entwickelt", sagt Schnyder. So könnten die Abendspitzen reduziert und deshalb die Lieferungen günstiger abgewickelt werden. Mit den grösseren Kunden habe man bereits gesprochen, die hätten alle verständnisvoll reagiert. (mh)

Kommentar
Laut Statistik von Also Schweiz beträgt der Preiszerfall im Schnitt über alle Produkte allein im ersten Halbjahr 2008 zwischen 10 und 12 Prozent. Berücksichtigt man, dass gleichzeitig der Nutzfahrzeugverband Astag seit dem ersten Juli den Dieselzuschlag von 3 (Anfang Jahr) auf 8 Prozent erhöht hat, ist es nicht verwunderlich, dass Preiserhöhungen nicht mehr umgangen werden können, auch nicht, wenn man auf Teufel komm raus Marktanteile gewinnen will. Mit der von Also vorgelebten 48-Stunden-Regelung, die Tech Data nun übernimmt, können die Kosten verursachergerecht weitergegeben werden. Nur: Was tun (zum Beispiel Ingram-) Händler, die bisher von Gratislieferungen profitierten, ihren Kunden aber dennoch Frachtkosten verrechneten und sich so ihre Marge aufbesserten? Der Trend zur Direktlieferung zum Kunden wird sicher weiter zunehmen, aber ebenso wird es mit Sicherheit plötzlich nicht mehr so wichtig sein, ob der bestellte Drucker, Switch oder das Notebook morgen oder erst übermorgen ankommt. (Markus Häfliger)


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