ooXML: Die Schweiz stimmt "Ja"

3. September 2007

     

An diesem Wochenende wurde – bereits zum zweiten Mal – darüber abgestimmt, ob die Schweiz Office Open XML (ooXML) der ISO als Standard vorschlagen soll. Bei der ersten Abstimmung vor einer Woche haben 43 Mitglieder des Unterkomitees, das sich mit der Standardisierung befasst, mit "Ja" und 14 mit "Nein" gestimmt. Dies erzählte Hans-Rudolf Thomann, umstrittener Vorsitzender des Komitees, unserer Schwesterzeitschrift InfoWeek bereits vergangene Woche. Jedoch wurde die erste Abstimmung von der Schweizer Normenvereinigung (SNV), der das Unterkomitee angehört, für ungültig erklärt. Als Grund nennt SNV-CEO Hans Peter Homberger gegenüber InfoWeek "Abweichungen vom vorgeschrieben Prozess".

Doch auch die dadurch nötige zweite Abstimmung ging zu Gunsten von ooXML aus. Der Ja-Stimmen-Anteil hat 75,4 Prozent betragen, wie InfoWeek heute Morgen erfahren hat. 75 Prozent waren nötig, um den Standard mit dem Status "Approved with Comments" an die ISO weiterzureichen. Jedoch ist kaum davon auszugehen, dass nun Ruhe um ooXML in der Schweiz einkehrt. Zum einen erhebt Thomann heftige Vorwürfe gegen die die SNV. Dafür, dass die erste Abstimmung für ungültige erklärt wurde, gäbe es keine rechtliche Grundlage. "Das wird ein übles Nachspiel haben", so Thomann. Doch auch Thomann selbst sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt. So bezeichnet Theo Schmidt, Präsident von Wilhelm Tux, Thomann als Microsoft-Enthusiasten, dessen Uparteilichkeit nicht gewährleistet sei. Ausserdem habe Thomann Sitzungen abgewürgt, wenn für ihn oder seine Sache unangenehme Themen auf den Tisch kamen. Und nicht zuletzt seien verdächtig viele Microsoft-Partner plötzlich im Unterkomitee aufgetaucht.

Thomann antwortet auf die Vorwürfe unter anderem damit, dass die ooXML-Gegner Diskussionen auf politischer und nicht auf technischer Ebene führen wollten. Er habe richtig und fair gehandelt. Ausserdem habe die Gegenseite gar einen Preis ausgeschrieben für die Gruppe, die die beste Lobby-Arbeit gegen ooXML betreibe.


Weitere Details zu den Vorwürfen und darüber, was wirklich hinter den Schweizer Kulissen rund um den ooXML ablief, lesen Sie in der aktuellen InfoWeek. (IW)


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